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Fenger, Ludvig Peter
Dorische Polychromie: Untersuchungen über die Anwendung der Farbe auf dem dorischen Tempel (Text) — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.3957#0031
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— 29 —

ist. Die letzten drei Striche bilden also zusammen den zweihakigen Pfeil, welcher uns von den scul-
pirten Eierstäben bekannt ist.*)

Wenn wir uns jetzt die Farbenvertheilung an einem solchen gemalten Eierstabe vergegenwärtigen
wollen, haben wir hierfür an den Marmortempeln nur wenige und unsichere Daten. Die Angaben von
Semper, Herrmann und Schaubert sind nicht ganz zuverlässig. Unter den Zeichnungen von
Chr. Hansen in der Bibliothek der Kunstakademie zu Kopenhagen findet sich so gut wie Nichts, eben
so wenig wie in den Museen von Athen. Die einzigen ziemlich erhaltenen gemalten Glieder, die sich
in Athen finden, sind ein paar mit Stuck bekleidete Fragmente, die schon von Durm bekannt ge-
macht sind, **) nämlich ein mit Herzblättern bemaltes lesbisches Kymation, das über einer Hängeplatte, wie
es scheint, angebracht war; ein ebenfalls bemaltes flaches Kymation, das sich wohl unter einer Hänge-
platte befand, und die Ecke eines Gesimses von ungewisser Bestimmung (Postament? Ante?). Die Zeich-
nung der Herzblätter am letzteren Monument stimmt genau mit den entsprechenden Formen an perikleischen
Bauten überein, doch stammen alle diese Sachen wohl eher aus dem 4. als aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.
Das Gleiche gilt von den merkwürdigsten der in Olympia gefundenen polychromen Fragmente, die
noch nicht publicirt sind, und unter welche zu zählen ist der Riemen unter dem Geison von der dorischen
inneren Ordnung des Südwestbaues, wie auch das Geison von der Echohalle. Die Bekanntmachung dieser
interessanten Fragmente darf man wohl bald erwarten. Die Glieder sind ganz gemalt mit farbigen
Eiern u. s. w. aber nicht so strenge wie an den perikleischen Bauten. Man findet z. B. die Eier senkrecht
getheilt, so dass die eine Hälfte blau mit blauer Schale und rothem Zwischenraum auf weissem Grunde
sitzt, die andere roth mit rothen Schalen upd blauem Zwischenraum, oder dieselbe Vertheilung in Blau
und Gelb.

Den gemalten Marmorgliedern der perikleischen Bauten und diesen späteren mit Stuck bekleideten
und gemalten Gliedern scheint eine Farbenvertheilung gemeinsam gewesen zu sein, infolge deren Eier,
Herzblätter, Pfeile u. s. w. ganz farbig auf einem gewöhnlichen, ebenso kräftig gefärbten Grund auf-
sassen. Die Trennung der Farben wird wohl in der Kegel durch weisse, bisweilen vielleicht durch goldene

Parthenon: Casotton.

Propyläen: Hauptbalken.

llinnMuniiniininim

Theseion: Casetten.

Theseion: Hauptbalken, Vi Gr.

**) Dec. und polychr. Einzelheiten, PL X.
 
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