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Fenger, Ludvig Peter
Dorische Polychromie: Untersuchungen über die Anwendung der Farbe auf dem dorischen Tempel (Text) — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.3957#0034
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von athenischen, olympischen und sicilischen Funden älteren und jüngeren Datums bestätigt. G-raeber
scheint anzunehmen, dass nur die unterste Ziegelreihe an der Traufe decorirt war, aber dies dürfte doch
fraglich sein. Wenn auch nur die untersten Ziegel an der Unterseite decorirt waren, und Hittorff mit
Unrecht eine innere Decoration voraussetzt, die durch Bemalung der von unten sichtbaren Ziegel hervor-
gebracht sein sollte, kann man doch kaum annehmen, dass die grosse Masse des Daches gegenüber den
decorirten Simen und Antefixen weiss oder eintönig gelassen war. Nicht nur die Kanten der Flach-
ziegel, sondern auch die Kalypteren sind wahrscheinlich bemalt gewesen.*)

In sicilischen und etruskischen Mäandern sind die Bänder oft von verschiedenen Farben, was
eine minder ruhige Wirkung hervorbringt, als einfarbige Bänder. Hieraus entwickelte sich nachher die
bekannten perspectivischen Mäander, welche die Römer liebten, und welche auf die Byzantiner und
die romanischen Völker vererbt worden sind.

Das dorische Antencapitäl erforderte unbedingt zu seinem Verständniss eine gemalte Decoration;
diese aber in jedem einzelnen Falle mit Sicherheit festzustellen und den Gang der Entwickelung nach-
zuweisen, hält schwer genug. Man würde mit einem ägyptischen Antencapitäl, wie dem obengenannten,
anfangen können und damit die uns hinterlassenen Capitäle aus Selinunt, Agrigent und Paestum zusammen-
stellen. Es bleibt doch wohl zweifelhaft, ob an diesen mehr gemalt war, als die Blätter des Kymation.
Das von Hittorff hervorgezogene Capital von dem nördlichen Tempel des östlichen Hügels von Selinunt
kommt mir etwas verdächtig vor; fehlt nicht hier der Abacus?**)

An dem Zeustempel zu Olympia hat man, so viel ich weiss, keine Spur von Antencapitälen ge-
funden. Die ältesten uns hier aus dem eigentlichen Hellas überlieferten Formen sind wohl die aus dem
sogenannten Themistempel in Rhamnus, dem Tempel und dem Buleuterion zu Olympia. Auf dem Abacus
dieses letzteren will man einen rothen Mäander auf weissem Grunde und wechselnde rothe und blaue
Blätter an dem Kymation gefunden haben; sonst verlautet Nichts von Farben.

Das Antencapitäl des Theseion ist neben dem sicilischen schon bedeutend ionisch, wenn
ich mich dieses Ausdrucks bedienen darf. Die Decoration des Kymation giebt zu wenig Zweifel Anlass;
unter demselben scheint ein grüner Strich gewesen zu sein, darunter ein Perlstab und dann ein Fries, an
welchem bedeutende Reste von blauer Farbe vorgefunden sind (SW.-Ecke). Nehmen wir vermuthungs-
weise kleine Eier in wechselnden Farben an den obersten Leistchen an, so gelten unsere Zweifel namentlich

*) Wie die Mäander an der Tänia und unter dem Geison am Parthenon später zugekommene Verfeinerungen sein
können, so gilt das Gleiche von Palmetten-Ornamenten zwischen den Mutulen. Undeutliche Spuren von solchen an den Pro-
pyläen hat schon Wilson wahrgenommen. Ich verdanke dem Herrn Dr. Dürpfeld die Mittheilung, dass er zwischen den
Mutulen des Asklepiostempels zu Epidaurus ein Ornament, wie es die nebenstehende Skizze zeigt, gefunden hat, das wahr-
scheinlich golden oder weiss auf rothem Grunde stand.

») Recuoil PI, 7(1 F. I. u. PL 77 F. 1.
 
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