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Plattner, Georg A.; Quatember, Ursula; Hanslmayr, Regina; Aurenhammer, Maria; Universität Wien [Hrsg.]
Die Skulpturen von Ephesos: Bildwerke aus Stein (Band 10,2): Die Skulpturen von Ephesos: Die Hermen — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48538#0012
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12

Einleitung

Tafelteil in verschiedenen Ansichten abgebildet. In dem an den Tafelteil anschließenden Stadtplan
des antiken Ephesos sind die Fundorte der hier besprochenen Hermen eingetragen.
Einzelne Hermen aus Ephesos hatten unmittelbaren Einfluss auf die zur Zeit ihrer Auffindung
aktuelle archäologische Forschung und wurden daher bald nach ihrer Entdeckung publiziert.
Dazu gehört sicher jene Herme aus dem Vediusgymnasium, welche in der auf dem Schaft ange-
brachten Inschrift den Bildhauer Alkamenes als »Schöpfer ihrer Gestalt« nennt und welche als
>Hermentypus Ephesos< in die Forschungsgeschichte eingegangen ist (A14)3. Dieser Hermenfund
hatte zur Folge, dass plötzlich zwei typologisch ähnliche, aber in den Details doch unterschied-
liche römische Skulpturen bekannt waren, welche sich inschriftlich auf einen Hermes des klas-
sischen griechischen Bildhauers Alkamenes bezogen. Daran entfachte sich eine heftige und bis
heute andauernde Diskussion, welcher Hermentypus - Ephesos oder der schon länger bekannte
>Typus Pergamom - das Original getreuer überliefert4. Auch der Kopf eines Strategen (A25),
der sehr wahrscheinlich auf einer Herme angebracht gewesen war und 1956 westlich der Scho-
lastikiatherme gefunden wurde, hatte direkten Einfluss auf die Forschungsgeschichte, handelte
es sich bei ihm doch um die Replik eines schon bekannten, von C. Blümel aber als Fälschung
klassifizierten Kopfes in Berlin. Mithilfe des ephesischen Fundes konnte W. Oberleitner jedoch
die Echtheit des Berliner Kopfes nachweisen, der vermutlich ein Original des 5. oder 4. Jahr-
hunderts v. Chr. wiederholt und in der Folge als >Typus Ephesos-Berlin< in den Abhandlungen
über die sog. Strategenköpfe seinen festen Platz gefunden hat5.
Andere Hermen wurden im Kontext der Einzelmonumente, in denen sie gefunden und
z. T. auch aufgestellt gewesen waren, vorgestellt. Zu nennen wären hier ein Hermenzaun aus
dem Peristyl der Domus im Hanghaus 1 (D1A-L)6 sowie etliche kleinformatige Schulterhermen
aus dem Hanghaus 27. Die einzelnen Zaunhermen vom Nymphaeum Traiani hat U. Quatem-
ber in ihrer Monografie abgebildet und sich dort auch mit der Rekonstruktion der Balustrade
beschäftigt8.
Bei den gut erhaltenen Objekten ist die Zugehörigkeit aufgrund des charakteristischen Her-
menschaftes zweifelsfrei festzustellen. Bei zahlreichen Köpfen und Kopffragmenten erfolgte die
Zuweisung entweder aus formalen Gründen (abgeflachte Rückseite und frontale Ausrichtung)
oder aufgrund des Bildmotivs (Köpfe mit bestimmten immer wiederkehrenden Bartgestaltungen
und Haartrachten, so z. B. A3. A4. A6. A7. A12. A13. A16-A18). Bei machen Objekten ist
die Zugehörigkeit zu einer Herme zwar sehr wahrscheinlich, aber nicht mit letzter Sicherheit zu
beweisen (A10. A24. A26).
Die meisten Hermen wurden bei den österreichischen Grabungen (seit 1895) gefunden. Einige
wenige stammen aus den englischen Grabungen (1863-1874) unter J. T. Wood und kamen in
das British Museum (A3. A4. All. A21). Die Hermen aus den österreichischen Grabungen
verteilen sich je nach Zeitpunkt ihrer Auffindung auf Wien (Kunsthistorisches Museum), Izmir
(Archäologisches Museum) und Selguk (Ephesos Museum). Das Objekt A12 wurde bei Gra-
bungen des Ephesos Museums Selguk gefunden. Bei einigen wenigen Stücken ist der Fundort
nicht bekannt (A10. B3). Sie stammen entweder aus Ephesos selbst oder zumindest aus seiner
näheren Umgebung.

3 Gefunden 1928, publiziert von Praschniker 1935, 23-31. Zuvor hatte bereits Keil 1929, 31 f. die Henne erwähnt.
4 s. u. Exkurs: Zur sog. Alkamenes-Frage.
5 Oberleitner 1959, 79-82.
6 Aurenhamrner 2003, 158-160. 192 f. Kat. S 9A-L Taf. 76-82.
7 E. Rathmayr, Skulpturen, in: Krinzinger 2010, 334 f. 337. 341 Kat. A-S 3 (hier A22) und Kat. A-S 4 (hier C13);
E. Christof, Skulpturen, in: Krinzinger 2010, 656. 658 f. 663. 665 f. Kat. B-S 3 (hier C9); Kat. B-S 5 (hier C4);
Kat. B-S 6 (hier CI); Kat. B-S 18 (hier C28); E. Rathmayr, Skulpturenfunde, in: Thür - Rathmayr 2014, 379
Kat. S 9 (hier C2) Taf. 146; 413 f. Kat. S 82 (hier C12) Taf. 164.
8 Quatember 2011, 83-85 Taf. 130-133. Für den vorliegenden Band hat U. Quatember eine schematische Rekon-
struktion erarbeitet (Taf. 74 b), die sie auch erläutert (s. u. Kap. D).
 
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