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Plattner, Georg A.; Quatember, Ursula; Hanslmayr, Regina; Aurenhammer, Maria; Universität Wien [Hrsg.]
Die Skulpturen von Ephesos: Bildwerke aus Stein (Band 10,2): Die Skulpturen von Ephesos: Die Hermen — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48538#0011
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11

EINLEITUNG
Die vorliegende Arbeit behandelt in Ephesos gefundene, aus Stein gefertigte Hermen, wobei
der Schwerpunkt der Studie auf der kunsthistorischen Einordnung der einzelnen Hermen liegt.
Der analytische Teil beinhaltet die Ikonografie sowie die Zuweisung zu einem Typus oder einem
Bildmotiv1. Daran schließen Überlegungen zur Datierung an, welche in den meisten Fällen auf
Basis stilistischer Vergleiche mit anderen Skulpturen und/oder bestimmter Details in der hand-
werklichen Ausführung2 erfolgen und daher vom Erhaltungszustand abhängig sind. Wann immer
es die Umstände erlauben, wird auf mögliche Aufstellungskontexte und die Funktion der einzel-
nen Objekte eingegangen. Da aber in den meisten Fällen keine oder nur ungenaue Angaben zum
Fundort erhalten sind, oder aber die Hermen von ihrem ursprünglichen Aufstellungsort entfernt
als Mauersteine verbaut wurden, ist der Originalstandort nur selten zu eruieren.
Die ephesischen Hermen werden hier anhand ihrer formalen Merkmale in Schulterhermen
(Abschnitt A) und Körperhermen (Abschnitt B) gegliedert. Im Zuge der Untersuchung erwies
es sich zudem als zweckmäßig, die Gruppe der kleinformatigen Schulterhermen (Abschnitt C)
und die Hermenzäune aus dem Hanghaus 1 und vom Nymphaeum Traiani (Abschnitt D) auf-
grund ihrer besonderen Funktion separat zu behandeln, obwohl sie rein formal betrachtet zu den
Schulterhermen gehören. Hier finden sich auch ergänzende Betrachtungen zu den noch wenig
bekannten spätantiken Hermenbalustraden in Karthago, Perge und Salona. Grundsätzlich gilt es
zu beachten, dass die Gliederung anhand der in Ephesos erhaltenen Hermen erfolgte und deshalb
ein System gewählt wurde, das dem Fundmaterial am besten gerecht wird.
Auf eine allgemeine Einleitung zur Entstehung und Bedeutung des griechischen Hermenmais
sowie zu seiner Weiterentwicklung bis hin zur Ausstattungsskulptur in römischer Zeit kann
angesichts der Publikationen von H. Wrede und B. Rückert verzichtet werden. Eine Einführung
zu Beginn eines jeden Abschnitts erörtert die Definition der Begriffe >Schulter-< und >Körper-
herme< sowie kleinformatige Schulterherme<. Im Anschluss daran folgt jeweils ein Abriss der
Entwicklung und Ikonografie der jeweiligen >Untergattung<.
Wiederholen mehrere Hermen den gleichen Typus, so werden sie in einem Kapitel, das nach
dem entsprechenden Typus oder Bildmotiv benannt ist, behandelt. Wenn die Publikationslage
es verlangt, finden sich Einschübe zur Forschungsgeschichte. Für das Bildmotiv der bekleideten
Hermesherme fehlte bislang eine entwicklungsgeschichtliche Analyse. Ich habe versucht, die-
ses Desiderat ansatzmäßig zu beheben und einen Überblick über die erhaltenen Denkmäler zu
erstellen (s. Anhang und Kap. B.2.1).
Manche Objekte geben aufgrund ihres Fundorts Anlass zu weiterführenden Überlegungen hin-
sichtlich ihres originalen Aufstellungskontexts. Häufig erlauben jedoch Erhaltungszustand oder
unbekannte und auch mangelhaft dokumentierte Fundumstände keine Aussagen über die ursprüng-
liche Funktion der Herme. Gleiches gilt z. T. auch für die Erarbeitung von Datierungsvorschlägen.
Die zeitliche Einordnung der Objekte stützt sich entweder auf äußere Umstände, wenn beispiels-
weise Fundort oder Aufstellungskontext bekannt sind, was eher selten der Fall ist, oder, wesentlich
häufiger, auf den Vergleich stilistischer und handwerklicher Details mit datierten Skulpturen.
Der 92 Objekte umfassende Katalog enthält neben den technischen Daten auch Angaben zum
Fundort, soweit dieser bekannt ist, und zur gegenwärtigen Aufbewahrung. Alle Objekte sind im

1 Häufig lassen sich einzelne Hennen nicht auf einen konkreten Typus zurückfiihren, sondern bedienen sich aus
einem großen Repertoire an gängigen Haar- und Bartmotiven, die sie immer wieder neu kombinieren. Dies ist
besonders bei den kleinfonnatigen Schulterhennen der Fall (s. dazu Kap. C), aber auch bei der mit dem Mantel
bekleideten Körperhenne des Hennes (dazu das Kap. B.2.1).
2 Wenn im Text von »handwerklicher Ausführung« die Rede ist, meine ich damit beispielsweise Werkzeuge, deren Spuren
zu erkennen sind (z. B. Meißelhiebe, Zahneisenspuren oder Bolirrillen). Auch die Behandlung der Oberfläche kann damit
beschrieben sein (poliert oder geglättet), auf keinen Fall jedoch ist eine minderwertige künstlerische Arbeit gemeint.
 
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