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Plattner, Georg A.; Quatember, Ursula; Hanslmayr, Regina; Aurenhammer, Maria; Universität Wien [Hrsg.]
Die Skulpturen von Ephesos: Bildwerke aus Stein (Band 10,2): Die Skulpturen von Ephesos: Die Hermen — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48538#0177
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ZUSAMMENFASSUNG
Die Größe der ephesischen Hermen reicht von den im Durchschnitt nur 20 cm hohen und höchs-
tens 16 cm breiten kleinformatigen Schulterhermen bis zu dem fast 2 m großen Hermeroten B9.
Auch die nur in Fragmenten erhaltenen Körperhermen des Herakles und des Hermes Bl und B4
aus dem Vediusgymnasium sind überlebensgroß. Zahlreiche Schulterhermen mit bärtigen Götter-
köpfen sind in etwa lebensgroß oder leicht überlebensgroß (z. B. A1-A10. A14). Statuettenfor-
mat weisen die Körperherme eines Satyrs mit Querflöte (B8) und die Schulterhermen All, A12,
A16 und A17 auf
Die meisten Hermen sind aus mittel- bis grobkörnigen Marmor von weißer bis hellgrauer
Färbung. Einige kleinformatige Schulterhermen sind aus buntem Kalkstein gefertigt, der in den
meisten Fällen ein sattes Ocker aufweist (CH, C24 und C25), aber auch in einer rosa Schattie-
rung vorkommt (CI2).
In Ephesos ist mit wenigen Ausnahmen das gesamte von H. Wrede in seinen grundlegenden
Publikationen zur antiken Herme dokumentierte Darstellungsrepertoire griechischer und römi-
scher Hermen vertreten. Mit nur einer Porträtherme eines griechischen Strategen (A25) und ei-
nem Bildnis, das möglicherweise einen griechischen intellektuellem darstellt (A24), sind die aus
dem kampanischen Raum bekannten Porträthermen, die sich dort häufig zu Galerien zusammen-
schließen, zahlenmäßig eher untervertreten1046. Daneben sticht vor allem das Fehlen weiblicher
Hermen ins Auge, die sonst im römischen Raum als Körper- und Schulterhermen vorkommen1047.
Neben dem kleinen Köpfchen C30, bei dem es sich eventuell um eine Göttin oder ein Mädchen
handeln könnte, und der Venus (D2F) vom spätantiken Hermenzaun am Nymphaeum Traiani ist
mir in Ephesos nur noch eine weitere weibliche Herme (ohne Kopf mit eng am Schaft anliegen-
der Kleidung) bekannt. Bedauerlicherweise sind weder Herkunft noch Fundumstände bekannt,
sodass das Objekt nicht in den Katalog aufgenommen werden konnte1048.
Die ephesischen Schulterhermen zeigen mehrheitlich einen bärtigen Götterkopf, dessen Haar-
und Barttracht motivisch auf die griechische Klassik zurückgreift. Die Schulterhermen A1-A9.
A11-A14. A16-A18 lassen sich anhand ihrer Frisur- und Bartgestaltung zu verschiedenen Her-
mentypen zusammenschließen. A1-A5 sind Kopien oder freie Wiederholungen des sog. Typus
Curtius C. A6-A9 lehnen sich in ihrer Gestaltung an klassische oder klassizistische Typen an,
ohne jedoch diese exakt zu kopieren.
Neben Rückgriffen auf die Epoche der griechischen Klassik gibt es auch Schulterhermen mit
archaischen Frisurmotiven, darunter der schon genannte >Typus Ephesost, dessen namengebende
Herme aus dem Vediusgymnasium stammt (A14). Möglicherweise hat sich auch vom Hermes
Propylaios, >Typus Pergamom, ein Kopffragment in Ephesos erhalten (A18).
Diskutiert wird die Benennung der bärtigen Hermenköpfe. Obwohl die Forschung grundsätz-
lich dazu tendiert, in den bärtigen Götterköpfen ausschließlich Hermes zu erkennen, gibt es im-
mer wieder Versuche, einzelne Monumente als Dionysos zu deuten. Bei den ephesischen Schul-
terhermen könnte es sich eventuell bei A10 um Dionysos handeln, da der Kopf eine Binde unter
dem Haaransatz trägt und insgesamt an archaistische Dionysosbildnisse erinnert.
Nicht benennen kann man wegen ihres schlechten Erhaltungszustands die Schaftfragmente
A15 und A19-A21.

1046 Zu Hermengalerien sog. viri illustri s. o. Kap. A.8 A25.
1047 Zu weiblichen Hennen s. Wrede 1985, 19 s. v. Aphrodite; 20 s. v. Artemis; 27 s. v. Mänaden bzw. Nymphen.
Rückert 1998a, 150-156.
1048 Die Henne befindet sich im sog. Afik Hava Depot des Ephesos Museums Selfuk mit Inv. 1/16/98. Der Verlauf
des eng um den Hennenschaft gelegten Gewandes ist mit einer Henne von der Athener Agora (Inv. S 1086) ver-
gleichbar: Hanison 1965, 167-169 Kat. 218 Taf. 58.
 
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