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Plattner, Georg A.; Quatember, Ursula; Hanslmayr, Regina; Aurenhammer, Maria; Universität Wien [Hrsg.]
Die Skulpturen von Ephesos: Bildwerke aus Stein (Band 10,2): Die Skulpturen von Ephesos: Die Hermen — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48538#0101
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C. 1 Terminologie - Forschungsgeschichte - Ausfertigung - Ikonografie

101

aus diesem Stein zeigen entweder eine besonders kantige und feine Meißelarbeit (Cll. C12) oder
stark aufgebohrtes Haupt- und Barthaar (C24. C25).
In manchen Fällen ist der Kalkstein von einer satten gelben Farbe (Cll. C24. C25), sodass
er in seiner Wirkung mit Giallo antico vergleichbar ist. Etliche kleinformatige Schulterhermen in
Pompeji und anderswo sind aus dem vergleichsweise kostbaren Gestein gefertigt654. In den ephe-
sischen Hanghäusern wurden Buntgesteine bei Bodenbelägen und Wandvertäfelungen655 sowie
für verschiedene Steingeräte verwendet656, Giallo antico kommt dabei eher selten vor657. Es ist
daher legitim anzunehmen, dass der häufig gelb bis ockerfarbene dichte Kalkstein in Ephesos an
Stelle des (teureren [?]) feinkörnigen Giallo antico verwendet wurde658. Das kleine Köpfchen C12
und der Schaft C35 bestehen aus dem gleichen Material, das bei Ersterem zart rosa schimmert
und bei Letzterem eine grünliche Färbung aufweist. Die Verwendung dieses Buntgesteins scheint
z. T. auch durch den Darstellungsinhalt bedingt zu sein. Fast alle Repliken des Pan-Typus659, zu
denen auch die ephesische Herme C24 aus gelbem Kalkstein gehört, sind aus Giallo antico ge-
fertigt660.
Ein weiteres Charakteristikum der kleinformatigen Schulterhermen sind ihre häufig leeren Or-
bitae, in welche wohl aus Glaspaste gefertigte Augäpfel eingesetzt waren (Cll, Taf. 44 d-f; C12,
Taf. 45; C19, Taf. 47 c. d; C22, Taf 49 a-c; C23, Taf. 49 d-f; C24, Taf. 50 a-c; C25, Taf. 50 d-f;
C27, Taf. 51 d. e; C30, Taf. 53 a. b)661. Leider hat sich keine der Augenfüllungen erhalten662. Bei
manchen ephesischen Hermenbüsten sind die Augen nur seicht vertieft, sodass man an eine wei-
tere Differenzierung durch Bemalung denken möchte (C9, Taf. 43 c. d; C18, Taf. 47 a. b; C20,
Taf. 48 a. b; C21, Taf. 48 c). Diese Möglichkeit ziehen C. F. Moss und C. Rückert auch für man-
che italischen und spanischen Hermen in Betracht663. Bei einigen kampanischen Hermenbüsten
ließen sich teilweise noch Spuren von Bemalung feststellen, z. B. im Haar, an den Lippen, Augen,

654 Beispiele für Hennen aus Giallo antico: Nuccio - Ungaro 2002, 373-378 Kat. 75. 77-79. 86. 87; Moss 1988,
74 f. mit Beispielen in Anm. 47. Seltener wurde Rosso antico verwendet: Nuccio - Ungaro 2002, 383 Kat. 85;
Moss 1988, 81 f. mit Beispielen. Lumacella orientale oder Lumacella rosso di Sibilio: Nuccio - Ungaro 2002, 379
Kat. 80; 388 Kat. 90.
655 Zu Wandvertäfelungen im Hanghaus 2 s. Koller 1999; Koller 2000; K. Koller, Mannorwandausstattungen. Stum-
mes Zeugnis privater Repäsentation im Hanghaus 2 in Ephesos, in: M. Droste - A. Hoffmann (Hrsg.), Wohnfor-
men und Lebenswelten im interkulturellen Vergleich (Frankfurt a. M. 2003) 111-123; K. Koller, Marmoraus-
stattungen, in: Thür 2005, 144-151; K. Koller, Mannor, in: Krinzinger 2010, 126-130; K. Koller, Marmor, in:
Thür - Ratlnnayr 2014, 227-254.
656 U. Quatember, Marmorinventar, in: Lang-Auinger 2003, 135 Kat. Ml (Pavonazetto, Rosso Brecciato); 138
Kat. M24 (lokaler Greco scritto); 140 Kat. M36-M38 (Portasanta, Africano, Pavonazetto) und passim; U. Quatem-
ber, Marmorinventar, in: Thür 2005, 412 Kat. MI 3 (Pavonazetto) Taf. 243, 2; U. Quatember, Marmorinventar, in:
Krinzinger 2010, 331 f. 649-655.
657 Für diesen Hinweis danke ich K. Koller und U. Quatember (beide Wien). Zur Verwendung von Giallo antico bei
der Wandvertäfelung im sog. Marmorsaal der Wohneinheit 6 im Hanghaus 2 s. Koller 1999, 112; Koller 2000, 6
sowie K. Koller, Mannor, in: Thür - Ratlnnayr 2014, 227-254. - Zu dem Fragment einer Tierskulptur aus Giallo
antico s. E. Ratlnnayr, Skulpturen aus buntem Stein aus dem Hanghaus 2 in Ephesos, in: Brandt - Gassner - Lad-
stätter 2005, 282 f. Abb. 3.
658 Außer bei kleinfonnatigen Schulterhennen (Cll. C24. C25) kommt ockerfarbener Kalkstein in Ephesos noch
bei einem männlichen Köpfchen mit phrygischer Mütze aus der Wohneinheit 7 des Hanghauses 2 vor. Vgl. dazu
Aurenhammer 1990, 123 Kat. 103 Taf. 72 c. d und E. Ratlnnayr, Skulpturen aus buntem Stein aus dem Hanghaus 2
in Ephesos, in: Brandt - Gassner - Ladstätter 2005, 284 Abb. 7, 281 f. zu einem Fußfragment mit Schuh aus dem
gleichen Material.
659 Zum Typus vgl. u. Kap. C.4.
660 Vgl. dazu die Replikenliste bei Gregarek 1999, 227 f. Kat. D103-D114 sowie C. F. Moss in: Padgett 2001, 110.
Die Materialangabe ist aus der Literatur übernommen, eventuell verbirgt sich hinter dem einen oder anderen mit
Giallo antico identifizierten Gestein auch ein gelb- bis ockerfarbener Kalkstein. - Das Material der Replik Neapel,
Archäologisches Nationalmuseum Inv. 6526 (s. u. Anm. 740) ist mir nicht bekannt.
661 Für Beispiele aus dem westlichen Mittelmeer s. Rückert 1998b, Taf. 23-31 und Moss 1988, 86 f.
662 Einige Füllungen haben sich bei Hennen aus den Vesuvstädten erhalten. Vgl. beispielsweise einen Tischfuß mit
jugendlichem Dionysos in Pompeji, Grabungsdepot Inv. 1180-4 [7394]: Moss 1988, 598 f. Kat. A247. Weitere
Beispiele bei Moss 1988, 86 f.
663 Rückert 1998b, 186; Moss 1988, 93.
 
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