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Zabrana, Lilli; Aurenhammer, Maria; Dorner, Julia; Forstenpointner, Gerhard; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Odeion im Artemision von Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 12,6: Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.46299#0041
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39

III BAUBEFUND UND BAUBESCHREIBUNG
IILl TOPOGRAFISCHE LAGE
Das Odeion befindet sich 175 m südwestlich des Artemistempels240, eine Entfernung, die dem
Längenmaß eines griechischen Stadions (600 Fuß) entspricht (Taf. 7, 2). Aufgrund dieser Lage
ist davon auszugehen, dass das Odeion innerhalb des heiligen Bezirks lag, der den Artemistempel
großflächig umgab. Für die römische Zeit überliefert Strabon einen Asylbereich innerhalb des
Temenos, dessen Ausmaße er mit einem Stadion angibt, wobei eine Mauer diesen vom übrigen,
weitaus größeren Temenos abtrennte241.
Aufgrund der unterschiedlichen Gebäudestrukturen, die John Turtle Wood freigelegt hat, ist
der abgeschlossene Asylbereich wohl nördlich des Tempels zu vermuten, während südlich des
Tempels offizielle öffentliche Bauten wie das Odeion zu finden sind (vgl. Kap. II. 1).
Auch die Ausrichtung des Gebäudes, das sich an jener des Tempels orientiert und lediglich
eine geringe Abweichung von 7° in südlicher Richtung aufweist, spricht für einen Bezug zum
Tempel und der ihn umgebenden Infrastruktur. Die Westfassade bildet die Gebäuderückseite, die
Cavea ist nach Osten orientiert und blickt auf ein Bühnengebäude. Durch die Geschlossenheit
des überdachten Gebäudes war der Tempel von der Cavea aus nicht zu sehen, weshalb sich keine
direkten Blickbezüge herstellen lassen. Die Orientierung des Odeions ist daher durch bestehende
ältere Gebäude und Straßenverläufe in unmittelbarer Umgebung des Tempels zu erklären, die in
der Auswertung der geophysikalischen Geoprospektion bereits teilweise sichtbar gemacht wer-
den konnten (Taf. 12, 1).
Heute liegt das Gebäude zu mehr als der Hälfte verschüttet inmitten intensiv landwirtschaft-
lich genutzter Flächen, unmittelbar an der modernen Straße von Selguk nach Ku§adasi, gegenüber
dem Friedhof der Gemeinde Selguk. Die Überreste des erhaltenen Gebäudes (max. 12 m hoch)
ragen etwa 5 m über das moderne Laufniveau (± 7 m abs. H) hinaus.
III.2 FUNDAMENTIERUNG
Die Fundamente des Odeions wurden in drei Sondagen teilweise freigelegt (Sondage 1/2010,
5/2010, 4/2010-2011 )242. Neben der bautechnischen Untersuchung der Fundamente sollte vor
allem datierendes Fundmaterial aus dem Fundamentbereich geborgen werden, um eine chronolo-
gische Einordnung der Errichtungszeit zu ermöglichen.
Innerhalb von Kammer 9 im Bereich von Sondage 4/2010-2011 liegt das bauzeitliche Boden-
niveau auf einer abs. H von 3,75 m und ist anhand der Reste eines Mörtelestrichs mit Abdrücken
der abgenommenen Marmorplatten leicht zu erkennen (Taf. 49, 2). Unterhalb des Fußboden-
estrichs mitsamt seinem groben Unterbau wurde auf der gesamten Fläche (1,40 χ 1,20 m) eine
Verfüllung aus Schotter und gerundeten Steinen freigelegt (D 5-25 cm, max. 40 cm), woraus kein

240 Die Entfernung wurde von der Südwestecke der Tempelkrepis bis zur sichtbaren Nordostecke des Odeions gemes-
sen.
241 Strab. 14, 1, 23. Strabon spricht explizit von der Asylie und meint die ummauerte Einfriedung des Asylbezirks
und nicht die Grenze des gesamten Temenos; Bammer 2004, 11, unterscheidet nicht zwischen dem Asylbereich
und dem übrigen heiligen Bezirk. Inschriftliche Überlieferung (s. Kap. 1.2) und infrastrukturelle Vergleiche mit
anderen großen Heiligtümern belegen allerdings eine strenge Trennung der beiden Bereiche.
242 Sondage 1/2010: Schwelle: 3,52 m abs. H; tiefstes gemessenes Niv. 2,66 m abs. H; Sondage 5/2010: bauzeitliches
Laufhiveau durch Gang zwischen 5a und 5b: 3,47 m abs. H; tiefstes gemessenes Niv. 2,43 m abs. H; Sondage
4/2010-2011: bauzeitliches Fußbodenniveau 3,75 m; tiefstes gemessenes Niv. 3,14 m abs. H; zum Vergleich:
Orchestraboden Sondage 2/2011: 3,22 m abs. H.
 
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