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VI ARCHÄOLOGISCHE FELDFORSCHUNG 2009-2011
VL1 VORBEMERKUNG
Für die Möglichkeit, das römische Odeion im Artemision zu untersuchen, sei an dieser Stelle
zunächst noch einmal der türkischen Vakiflar Genei Müdürlügü (Generaldirektion der Stiftungen)
gedankt, die als Grundstücksbesitzerin des sichtbaren Gebäudebereichs die Feldarbeiten des ÖAI
auf ihrem Grundstück ermöglichte.
In den Jahren 2009-2011 wurden am Odeion im Artemision insgesamt zehn Sondagen (1/2009;
1-5/2010; 14/2011) angelegt (Plan 3. 4)340. Im vorliegenden Band werden ausschließlich die Be-
funde aus der Errichtungszeit des Gebäudes in der römischen Kaiserzeit und der Spätantike sowie
der frühbyzantinischen Zeit vorgelegt. Darüberliegende Schichten mittel- und spätbyzantinischer
Zeit sowie der anschließenden Beylik-Periode sollen aufgrund ihrer besonderen Bedeutung im
Detail separat behandelt werden. Da die Auswertung in den Sondagen 1/2009, 2/2010, 3/2010
eine Datierung ab mittelbyzantinischer Zeit ergeben hat, werden diese zur Gänze in einem Fol-
geband besprochen werden. In Sondage 1/2011 und 3/2011 fallen nur einige wenige Schichten in
vor- und frühbyzantinische Zeit, weshalb der überwiegende Teil der Auswertung späterer Befund-
kontexte ebenso in dem geplanten Band ausführlich vorgelegt werden wird.
Für mögliche Altgrabungen im Bereich des Odeions kommen nur die Arbeiten John T. Woods
infrage und sind auch am Gebäude in Form eines tief reichenden Schachts im Bereich von 1/2009
nachzuweisen, aus dem die Gehäusezarge einer Taschenuhr aus den 1860er-l 880er Jahren
stammt, wodurch die Vermutung, dass es sich hierbei um eines der Suchlöcher Woods handelt,
gestützt wird (Kat. KE 3 Taf. 93. 94, Kap. VII.3.5)341.
Die Platzierung der Sondagen war demnach durch bekannte Altgrabungen nicht großflächig
eingeschränkt und konnte entsprechend der gezielten Fragestellungen ausgewählt werden. Im
Jahr 2009 und 2010 lag der Fokus der Grabungen auf den sichtbaren Substruktionen mit ih-
rem komplexen Kammersystem sowie auf der Sicherstellung datierenden Fundmaterials aus dem
Fundamentbereich. Im Jahr 2010 wurde zusätzlich die erste Sondierung auf der Gebäudeober-
seite angelegt, wobei zum ersten Mal die Rundung der Cavea sichtbar wurde. Teile der Cavea,
der Orchestra und der scaenae wurden schließlich im folgenden Jahr freigelegt, wodurch eine
Teilrekonstruktion des Gebäudes möglich wurde. Aufgrund des ungünstigen Verlaufs der östli-
chen Grundstücksgrenze direkt über die Bühne konnten ein Großteil derselben sowie das gesamte
Bühnengebäude samt eventuell anschließenden Strukturen nicht untersucht werden. Nachdem die
Feldarbeiten am Gebäude im Jahr 2012 wegen Unstimmigkeiten mit dem Grundbesitzer der um-
gebenden Plantage zum vollständigen Erliegen gekommen waren, mussten alle weiterführenden
Forschungen sowie geplanten Sicherungsmaßnahmen am Gebäude eingestellt werden.
Lilli Zabrana
VI.2 SONDAGE 1/2010
Zu Beginn der Arbeiten war das bauzeitliche Bodenniveau des Gebäudes völlig unklar. Nachdem
bereits bei Untersuchungen im Jahr 2009 deutlich wurde, dass die Substruktionskammern von au-
ßen zugänglich gewesen waren, wurde Sondage 1/2010 (3,25 χ 2 m) direkt vor der Außenfassade
340 Archäologische Dokumentation und Sondagenbetreuung: Kampagne 2009: Joachim Thaler; Kampagne 2010:
Julia Domer, Berker Kalfa, Nicole Reitinger; Kampagne 2011: Julia Domer, Aurelie Lüthi.
341 Zu der zeitlichen Einordnung der Taschenuhrzarge s S. 30 mit Anm. 183.
VI ARCHÄOLOGISCHE FELDFORSCHUNG 2009-2011
VL1 VORBEMERKUNG
Für die Möglichkeit, das römische Odeion im Artemision zu untersuchen, sei an dieser Stelle
zunächst noch einmal der türkischen Vakiflar Genei Müdürlügü (Generaldirektion der Stiftungen)
gedankt, die als Grundstücksbesitzerin des sichtbaren Gebäudebereichs die Feldarbeiten des ÖAI
auf ihrem Grundstück ermöglichte.
In den Jahren 2009-2011 wurden am Odeion im Artemision insgesamt zehn Sondagen (1/2009;
1-5/2010; 14/2011) angelegt (Plan 3. 4)340. Im vorliegenden Band werden ausschließlich die Be-
funde aus der Errichtungszeit des Gebäudes in der römischen Kaiserzeit und der Spätantike sowie
der frühbyzantinischen Zeit vorgelegt. Darüberliegende Schichten mittel- und spätbyzantinischer
Zeit sowie der anschließenden Beylik-Periode sollen aufgrund ihrer besonderen Bedeutung im
Detail separat behandelt werden. Da die Auswertung in den Sondagen 1/2009, 2/2010, 3/2010
eine Datierung ab mittelbyzantinischer Zeit ergeben hat, werden diese zur Gänze in einem Fol-
geband besprochen werden. In Sondage 1/2011 und 3/2011 fallen nur einige wenige Schichten in
vor- und frühbyzantinische Zeit, weshalb der überwiegende Teil der Auswertung späterer Befund-
kontexte ebenso in dem geplanten Band ausführlich vorgelegt werden wird.
Für mögliche Altgrabungen im Bereich des Odeions kommen nur die Arbeiten John T. Woods
infrage und sind auch am Gebäude in Form eines tief reichenden Schachts im Bereich von 1/2009
nachzuweisen, aus dem die Gehäusezarge einer Taschenuhr aus den 1860er-l 880er Jahren
stammt, wodurch die Vermutung, dass es sich hierbei um eines der Suchlöcher Woods handelt,
gestützt wird (Kat. KE 3 Taf. 93. 94, Kap. VII.3.5)341.
Die Platzierung der Sondagen war demnach durch bekannte Altgrabungen nicht großflächig
eingeschränkt und konnte entsprechend der gezielten Fragestellungen ausgewählt werden. Im
Jahr 2009 und 2010 lag der Fokus der Grabungen auf den sichtbaren Substruktionen mit ih-
rem komplexen Kammersystem sowie auf der Sicherstellung datierenden Fundmaterials aus dem
Fundamentbereich. Im Jahr 2010 wurde zusätzlich die erste Sondierung auf der Gebäudeober-
seite angelegt, wobei zum ersten Mal die Rundung der Cavea sichtbar wurde. Teile der Cavea,
der Orchestra und der scaenae wurden schließlich im folgenden Jahr freigelegt, wodurch eine
Teilrekonstruktion des Gebäudes möglich wurde. Aufgrund des ungünstigen Verlaufs der östli-
chen Grundstücksgrenze direkt über die Bühne konnten ein Großteil derselben sowie das gesamte
Bühnengebäude samt eventuell anschließenden Strukturen nicht untersucht werden. Nachdem die
Feldarbeiten am Gebäude im Jahr 2012 wegen Unstimmigkeiten mit dem Grundbesitzer der um-
gebenden Plantage zum vollständigen Erliegen gekommen waren, mussten alle weiterführenden
Forschungen sowie geplanten Sicherungsmaßnahmen am Gebäude eingestellt werden.
Lilli Zabrana
VI.2 SONDAGE 1/2010
Zu Beginn der Arbeiten war das bauzeitliche Bodenniveau des Gebäudes völlig unklar. Nachdem
bereits bei Untersuchungen im Jahr 2009 deutlich wurde, dass die Substruktionskammern von au-
ßen zugänglich gewesen waren, wurde Sondage 1/2010 (3,25 χ 2 m) direkt vor der Außenfassade
340 Archäologische Dokumentation und Sondagenbetreuung: Kampagne 2009: Joachim Thaler; Kampagne 2010:
Julia Domer, Berker Kalfa, Nicole Reitinger; Kampagne 2011: Julia Domer, Aurelie Lüthi.
341 Zu der zeitlichen Einordnung der Taschenuhrzarge s S. 30 mit Anm. 183.