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Zabrana, Lilli; Aurenhammer, Maria; Dorner, Julia; Forstenpointner, Gerhard; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Odeion im Artemision von Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 12,6: Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.46299#0205
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203

VIII BAUPHASEN UND CHRONOLOGIE
VIILl VORBEMERKUNG
Bereits vor Beginn der Arbeiten ließ das Mauerwerk des Odeions darauf schließen, dass es sich
um einen römischen Bau handelt. Das verformungsgerechte Aufmaß des Gebäudes schuf in der
Folge Plangrundlagen für eine grundrisstypologische Einordnung. Gleichzeitig wurden punktuelle
Sondagen angelegt, um konkrete Fragestellungen zu Gebäudefunktion und Nutzungsgeschichte
zu klären481. In zwei Sondagen konnte bis in den Fundamentbereich vorgedrungen werden, um
anhand von diagnostischem Keramikmaterial eine zeitliche Einordnung für die Errichtung des
Gebäudes zu bestimmen. Weiters konnten mehrere Umbaumaßnahmen sowie Ausstattungspha-
sen belegt und durch Auswertung des keramischen Fundmaterials auch datiert werden. Zuletzt sei
darauf verwiesen, dass sich die Chronologie im Vergleich zu den 2011 publizierten vorläufigen
Ergebnissen nach Abschluss der keramischen Auswertung in einigen Punkten wesentlich verän-
dert hat482.
Die hier verwendeten chronologischen Termini definieren sich wie folgt:
■ römische Kaiserzeit: Kaiser Augustus bis Kaiser Diokletian (1.-3. Jh. n. Chr.)
■ Spätantike/frühbyzantinische Zeit: Kaiser Diokletian bis Heraklius (300-640 n. Chr.)
■ mittelbyzantinisch 1: 7.-9. Jh. n. Chr.
■ mittelbyzantinisch 2: 10.-11. Jh. n. Chr.
■ spätbyzantinisch: 12.-14. Jh. n. Chr.
■ Beylik-Periode: zweite Hälfte 14./frühes 15. Jh. n. Chr.
VIII.2 VORNUTZUNG
In keiner Sondage wurden Strukturen älterer Vorgängerbauten freigelegt. Hinweise auf eine Vor-
nutzung des Areals lieferte jedoch das Fundmaterial aus Sondage 5/2010. Hier wurde aus den
Schichten unterhalb der zum Gebäude gehörigen Bauhorizonte eine beträchtliche Anzahl qua-
litativ hochwertiger archaisch-klassischer und hellenistischer Keramikfragmente geborgen. Die
jüngsten Keramikfragmente dieser Schichten datieren jedoch in das 1. Jahrhundert n. Chr. und
belegen daher den Zusammenhang dieses Erdmaterials mit dem Bauvorgang. Es handelt sich
aufgrund der hohen Anzahl an keramischen Altstücken wahrscheinlich um umgelagertes Ma-
terial aus tiefer gelegenen Schichten, das beim Ausheben der Baugrube als Verfüllung erneut
Verwendung fand. Belegt ist dadurch jedenfalls eine Nutzung dieses Areals zumindest bereits in
hellenistischer Zeit, wenn nicht sogar schon wesentlich früher. Die Auswertung des archäozoolo-
gischen Fundmaterials dieser Schichten, das zahlreiche Austernschalen enthielt, untermauert die
Vermutung, dass es sich um umgelagertes älteres Material handelt, das aufgrund seines außerge-
wöhnlichen Charakters mit dem älteren Temenos des Artemisions in Zusammenhang gebracht
werden könnte483. Aus diesen Schichten stammen ebenfalls Fragmente ockerfarbener und roter

481 In den Jahren 2009-2011 wurden am Odeion im Artemision insgesamt zehn Sondagen angelegt (1/2009; 1-5/2010;
1-4/2011; Plan 3. 4).
482 Vgl. Zabrana 2011, 357-358. Verschiebungen in der Chronologie ergaben sich in der Datierung späterer Ausstat-
tungs- und Umbauphasen. So datiert die Latrine in Sondage 5/2010 nicht in das 6.-7. Jh. n. Chr., sondern gehört
zweifellos zu einer Ausstattungsphase am Ende des 2. - Anfang des 3. Jhs. n. Chr. Die Umbaumaßnahmen in
Sondage 1/2010 mit der Zumauerung des Eingangs zu Kammer 8 inklusive eines davor anschließenden Ziegelplat-
tenbodens datieren ebenso wenig in das 6.-7. Jh. n. Chr, sondern erst in spätbyzantinische Zeit (13.-14. Jh. n. Chr.).
483 Vgl. Kap. VII.6.3.
 
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