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Strocka, Volker Michael
Die Wandmalerei der Hanghäuser in Ephesos (Text): Die Wandmalerei der Hanghäuser in Ephesos — Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.48995#0063
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Hanghaus 2 - Wohnung i

15 cm von oben bei wechselndem Seitenabstand auf den roten Grund gesetzt ist. Das Rahmenmuster wechselt von Feld zu Feld: Entweder
besteht es aus Kielbögen oder aus stundenglasförmigen Volutenbüscheln, dazwischen Punktrosetten. An der Westwand haben sich in der
Mitte dreier Felder (rund 1,42 m über dem Boden) figürliche Miniaturen erhalten, die mit einem Bodenstreifen, aber ohne Rahmen auf den
roten Grund gemalt sind.
Im linken Bild (27 cm hoch, 52 cm breit) scheint ein barfüßiger Mann in hellgelber Tunicella mit einem Karst in eine weiße Masse zu 48. 50
hacken. Hinter ihm liegt auf einer flach gekrümmten gelben Platte ein kniehoher Haufen desselben Weiß. Vielleicht handelt es sich um
Kalkgewinnung oder Mörtelbereitung. Im zweiten Feld befinden sich die kaum mehr erkennbaren Umrisse eines nach links (v. B.) 52
ausschreitenden Mannes, der in der Linken einen zwischen den Beinen sichtbaren Stock führt und einen unkenntlichen Gegenstand im
Nacken - wohl Korb oder Kiepe - mit dem hochgewinkelten rechten Arm stützt. Ganz rechts ist die untere Hälfte eines ähnlichen Bildes
erhalten (Höhe noch 15 cm, Breite ca. 30 cm). Nach links bückt sich eine kurzgeschürzte, barfüßige Figur über einen hohen Korb, in den sie 49. 51
die auf dem Boden liegenden Früchte sammelt.
Über der Hauptzone zog sich ein rund 16 cm hohes Stuckgesims hin, von dem nur an der West- und Ostwand wenigstens Reste des Unter-
putzes geblieben sind. Stuckiert waren auch die rund 20 cm bzw. 12 cm breiten Tür- und Nischenrahmen, deren Ansätze sich an mehreren
Stellen erhalten haben. Über dem Stuckgesims erstreckte sich die oberste Wandzone, von der an der West- und an der Ostseite noch je ein 53
Rest besteht. Auf schwarzgerahmtem roten Grund waren hier Girlanden gemalt, indem anscheinend schwere Fruchtgehänge sich mit
dünnen gelben Blattschnüren überschnitten.
Die Dekoration des Treppenhauses der Südwest-Ecke weicht von dem beschriebenen System völlig ab. An der Westwand beginnt oberhalb 46
der dritten Stufe, 1,80 m von der Tür zu SR 11, ein isodomes Quaderwerk. Zwischen den beiden Dekorationen vermittelt eine 41-44 cm breite
rote Lisene, die freilich erst 2,05 m über Bodenhöhe beginnt. Sie weist in der Achse einen zierlichen gelben Blütenbaum auf. Die Quader- 365
malerei findet sich auch auf der östlichen Treppenwand. Die Felder sind durch rund 5 cm breite rote Streifen voneinander getrennt, ihre
Höhe liegt bei 28 bis 36 cm, während die volle Länge einer Quader nicht mehr erhalten ist. Innerhalb der roten Fugen hat jeder Stein einen
abgesetzten Randstreifen, abwechselnd in Grün oder Gelb.
Datierung
2. Schicht
Terminus post quem ist zunächst die 1. Schicht, die ihrerseits schon ins 2. Jh. n. Chr. gehören muß, ferner der Umbau wenigstens der
Westwand, deren Mauerstruktur auf das fortgeschrittene 2. Jh. weist40. Für das ebenso häufige wie langlebige Schema der Felder und
Lisenen über einem durchgehenden Sockel gibt es keine in den Einzelheiten hinreichend eng verwandte Parallele, die zugleich datiert
wäre41. Der Zinnenmäander des Sockels kommt als ein klassizistisches Motiv schon an pompejanischen Wänden des Dritten Stils vor und
hält sich jahrhundertelang42. Daß die Girlandenzone stilistisch der in den Anfang des 3. Jh. n. Chr. datierten Malerei von H 2/SR 22 (2.) 159.160
wenig voraufgeht, wird sich dort ergeben.
Am auffälligsten ist das kräftige Kolorit dieses Dekorationssystems, nämlich der starke, nur durch schmale schwarze Bänder vermittelte
Kontrast zwischen roten und gelben Flächen, wobei Rot vorherrscht. Man findet in Tönung und Verhältnis die genau gleiche Farbigkeit im
Nachbarraum H 2/SR 6 (2.) wieder. Obwohl mit der Verkleidung des Türgewändes der unmittelbare Zusammenhang verloren und das
Wandsystem motivisch völlig verschieden ist, kann man schon aus baugeschichtlichen Gründen die 2. Schicht von H 2/SR 2 nicht von der
2. Schicht in H 2/SR 6 trennen. Diese aber läßt sich in der 2. Hälfte des 2. Jh. noch genauer bestimmen: um 180/190.
H 2/SR 6 (THEATERZIMMER)
Eichler, AnzWien 1968,86 ff. Abb. 3 u. Taf. 2,1. 2; Meili nk, AJA 72,1968,140; Eichler, AnzWien 1969,7 Taf. 2 b; T. B. L. Webster, Monuments Illustrating New Comedy2
(1969) 304; Mellink, AJA 74, 1970, 172 Taf. 45 Abb. 23; Charitonidis-Kahil-Ginouves (1970) 99 f. Taf. 27, 2. 3; F. Brommer, Denkmälerlisten zur griechischen
Heldensage. I. Herakles (1971) 14; Strocka, Gymnasium 80,1973,362 Taf. 16-20; Vetters, Melanges Mansel I (1974) 82 f. Taf. 48. 50a.
Baubefund
Das Theaterzimmer SR 6 (6,60 x 4,46 m) stellt den vornehmsten Raum der um den Hof H 2/SR 2 gruppierten Wohnung I dar. Durch eine Plan
1,76 m breite Tür ist er an seiner westlichen Schmalseite vom Hof aus zugänglich und zugleich belichtet. Zusätzliches Licht erhält er an der
Ostseite durch ein hochliegendes querrechteckiges Fenster. Die Südwand wird durch zwei Türöffnungen unterbrochen, 105 cm die östliche,
99,5 cm die westliche breit, die zu zwei noch intakt gewölbten Räumen führen (Gewölbe A und B). Außer durch die Türen erhalten diese
immer kühlen Räume, die zur Hanghausstraße hin in Kellerniveau liegen, ihr mittelbares Licht durch je ein querliegendes Fenster in
derselben Wand, das sich im westlichen Gewölberaum teilweise auf den Hofumgang öffnet. Die Wände von SR 6 sind bis 3,69 m Höhe an

40 Es ist gewiß kein Beweis, aber auch kein Zufall, daß hier 331/ Ziegelscharen auf
2 m Höhe gehen, während es bei dem im 1. Viertel des 3. Jh. n. Chr. erfolgten
Umbau von H 2/21 (s. u. S. 98 ff.) 34 sind, zweihundert Jahre später, ebenfalls in
H2/21, aber 40-42 auf 2 m.
41 Zur Entstehung und Entwicklung des Felder-Lisenen-Schemas vgl. V. M.
Strocka in: Neue Forschungen in Pompeji (1975) 104 f.
42 In Pompeji: Casa degli Amorini dorati: NSc 1908,27 Abb. 1. 3; Casadel Citarista,

Aula del Giudizio di Paride: O. Elia, MonPitt III Pompeji, fase. 1 (1937)
12 Abb. 5; in Lepcis Magna an einer unpublizierten Malerei der 2. Hälfte des
2. Jh.; in Virunum an einer ins späte 2. oder frühe 3. Jh. gehörigen Wand:
Praschniker-Kenner (1947) 21. 183. 218 Abb. 15. 163 (Südwand von 13a,
2. Schicht der I. Periode; in Ephesos selbst bis ins 4./5. Jh.: Siebenschläfer
(s. u. S. 58), H 2/12 (s. u. S. 126 ff).

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