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Jobst, Werner; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Die Hanghäuser des Embolos — Forschungen in Ephesos, Band 8,2: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.52050#0046
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Hanghaus 1

so reichen Wanddekoration ergibt. Dazu kommt noch eine Anzahl von Vergleichsbeispielen, welche die gegebene zeitliche
Einstufung nur bestätigen.
Die aus Trier von der Gerberei Heis, der Ostallee und vom Kornmarkt bekannten Parallelen57 werden sehr schwankend ein-
gestuft, wobei aber gerade bei dem Mosaik von der Gerberei Heis Parlasca58 die allgemeine Unsicherheit in der richtigen
Datierung geometrischer Mosaikrapporte zum Ausdruck bringt, im genannten Fall jedoch richtig auch an das 4. Jh. n. Chr.
denkt. Auch für die Beispiele von der Ostallee und vom Kornmarkt wird man sich nicht nur wegen der anscheinend unbe-
deutenden Kreuzsterne eine ähnliche Spätdatierung überlegen dürfen, zumal da aus dem spätantiken Trier ja noch weitere
verwandte Denkmäler bekannt sind59. Ein fest datierter Vergleich zu den Kreuzsternen in e 1 liegt in einem Abschnitt des
theodorianischen Mosaiks im Aquileienser Dom60 sowie ein ebenfalls datierter Mosaikboden aus einem spätrömischen Wohn-
haus in Athen61 vor, der dem beginnenden 5. Jh. n. Chr. angehört. Ein Feld mit dem gleichen Kreuzsternmuster wurde im Süd-
schiff der ersten Kirchenanlage von Bethany-Bethania (Israel) gefunden, die frühestens an das Ende des 4. und spätestens in die
Mitte des 5. Jh. n. Chr. datiert werden kann62. Damit gewinnen wir einen weiteren sicheren Terminus für die Datierung in
e 1-3, die noch für weitere ephesische Beispiele bedeutsam werden sollte (s.u. S. 80 ff.). Aus Nordafrika sei ein in Volubilis63
gefundener Mosaikboden erwähnt.
Die genannten, soweit gut datierten und auch stilistisch untersuchten Mosaiken bestätigen also die Richtigkeit der zeitlichen
Einstufung von e 1-3 in das letzte Viertel des 4. Jh. n. Chr., deren Entstehung in den Rahmen des großen Wiederaufbaues
der Stadt nach den schweren Erdbeben der fünfziger und der sechziger Jahre zu stellen ist. Dieses Ergebnis bleibt nicht nur
lokal auf die Räume e 1-3 beschränkt, sondern stimmt, wie wir sehen werden, in der Dekoration und im Material mit dem
Plan. 162-163 Boden in H 2/SR 28 (vgl. Plan, Abb. 162-163) völlig überein. Der blau schimmernde, dunkle Marmor in e 1-3 wird außer
in H 2/SR 28 noch in anderen Räumen begegnen und scheint aus ein und derselben Periode und Werkstätte zu stammen.

III. HANGHAUS 2
WOHNUNG I
LITERATUR: Eichler, Ephesos 1967, AnzWien 105, 1968, 86 ff.; 106, 1969, 7 ff.; Vetters, Stockwerkbau 80 ff.; Ders., ÖJh 50, 1972-75 Bbl. 331 ff.;
Strocka, Wandmalerei 43 ff.
Wie schon oben angedeutet, ist H 2 in seinem architektonischen Aufbau durch die Aneinanderreihung von terrassenförmig in
den Nordabhang des Bülbül-Dag gesetzten Peristylwohnungen gekennzeichnet, die jeweils auch ein oberes Stockwerk besaßen.
Wohnung I nimmt die Nordostecke der Insula ein und umfaßte ursprünglich die Räume 1-18 und die Gewölberäume A-C.
Dazu kam ein ebenso umfassendes Obergeschoß, so daß der Gesamtumfang der Wohnung ca. 650 m2 betrug64. Die SR 14,
18, 12, 15 wurden wahrscheinlich am Ende des 4. Jh. n. Chr. abgetrennt, an den Besitzer der Nachbarwohnung abgegeben
Plan. 3. 63-64 und ihre Verbindung nach SR 8, 10b, 11 unterbrochen (vgl. Plan, Abb. 3, 63-64). Die Behandlung der Mosaiken dieser
Räume wird daher bei Wohnung II erfolgen (s. u. S. 55 ff.). Mit der neuen Raumverteilung hängt die Errichtung der kleinen,
in den Nordumgang des Peristylhofes SR 2 postierten Räume lOa-b zusammen. Die größte und daher für die Chronologie
von Fresken und Mosaiken wichtigste bauliche Veränderung ist an der östlichen Zimmerflucht zu beobachten, die eine
wesentliche Verengung des südlichen Teiles der Stiegengasse 1 zur Folge hatte. Hier läßt sich aus den gut erhaltenen Boden-
mosaiken im Verein mit der Wandmalerei die ursprüngliche Raumkonzeption der Wohnung deutlich ablesen.

57 Parlasca, Deutschland 11, Tat. 17, 4; 43, Taf. 35, 3; 34 f., Taf. 35, 2.
58 Parlasca, Deutschland 11, A. 3! Ähnlich verhält sich die Beurtei-
lung des Mosaikbodens in Raum 31 der römischen Villa von Baläca
durch Kiss, Ungarn 26, der an die Zeit um 200 n. Chr. denkt. Das
kann nach den datierten Mosaikfunden nicht zutreffen. Man wird
die Datierung dieses Bodens um mindestens 100 Jahre herabsetzen
müssen. Ebenso ist ein in luvavum (Salzburg) aus dem römischen
Haus unter dem Mozartplatz (Korridor- oder Porticusmosaik) stam-
mender Boden zu beurteilen, dessen geometrische Ornamente aus
Kreuzblüten mit Kreuzsternfüllung, aus einer verschachtelten Kom-
position von Quadratfeldern sowie aus einem Rhombenmuster be-
stehen. Gerade die komplizierte Darstellung des Quadratfeldermusters
mit Kreuzblüten und Kreuzsternen gibt einen unmißverständlichen
stilistischen Hinweis auf die Zeitstellung des Mosaikbodens im. späten
3. oder frühen 4. Jh. n. Chr. (vgl. H. Latin, Römische Mosaiken aus
Österreich, ungedr. Diss. Wien 1967, 236 ff., Abb. 141—142).

69 Zum Beispiel Palastplatz (Parlasca, Deutschland 50 f., Taf. 51),
Johann-Philipp-Str. 3 (Parlasca, Deutschland 59, Taf. 56, 1),
Simeonstraße (Parlasca, Deutschland 58 f., Taf. 57, 3) u. a.
60 Hier als Füllornament kleiner Quadratfelder eines Kreuzblüten-
rapports (Aquileia, Taf. XXV).
61 Orlandos, ArchDelt 24 (1969) 12, Fig. 7a-8a. Vgl. ferner ein wohl
auch spätantikes Mosaik in Kenchreai mit oblongen Sechsecken und
Kreuzsternfüllung in Schwarzweiß (ArchDelt 19, 1964 B’ 1, 103 ff.,
Taf. 113 b).
62 F. S. J. Saller, Excavations at Bethany 1949-1953 (1957) 27 f.,
Taf. 20-21.
63 Thouvenot, Maisons de Volubilis (1958) 49 ff., 63 ff.
64 Vgl. Vetters, Stockwerkbau 82.

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