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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Wittwer, Bernhard: Einige neurobiologische Aspekte der Ästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0119
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heit über die Erkenntnislücken zu schaffen. Auch bei Einführung
und Anwendung des Wissens anderer Einzelwissenschaften muß die
Eigenständigkeit der Ästhetik als selbständige Wissenschaft ge-
sichert bleiben. Voraussetzung für die folgende Untersuchung ist
ein dialektisch- und historisch-materialistischer Ausgangspunkt.
Die vorliegende Untersuchung behandelt jedoch nicht das dialek-
tische Verhältnis natur- und gesellschaftswissenschaftlicher Er-
kenntnisse hinsichtlich der Erklärung des Ästhetischen, sondern
die naturwissenschaftliche Seite einer solchen Erklärung unter
Beachtung gesellschaftswissenschaftlicher Aussagen.

2. Bewußtsein

Die Erkenntnistheorie des dialektischen Materialismus geht von
der Grundauffassung aus, daß die objektive Realität außerhalb
und unabhängig vom menschlichen Bewußtsein und seiner Fähigkeit,
sie zu erkennen, besteht. Sie ist eine Widerspiegelungstheorie,
deren Erkenntnisse Abbilder der objektiven Realität sind. Das
Abbild entsteht durch die Einwirkung der objektiven Realität als
Reiz auf die Rezeptoren. Der aufgenommene Reiz wird in eine Er-
regung transformiert und über das Nervensystem zum Zentralnerven-
system und weiter zum Gehirn geleitet. Im Gehirn wird das Sein
durch das Bewußtsein vermittelt. Diese Folge von Ereignissen
stellt den Erkenntnisprozeß dar. Das Bewußtsein ist Entwicklungs-
produkt und Eigenschaft der Materie. Materielle Vorgänge sind
Grundlage der Bewußtseinsvorgänge. Entscheidend für das Bewußt-
sein ist nicht die materielle Grundlage sondern seine ideelle
Bedeu tung.

Tuga rinow stellt fest, daß das Bewußtsein nicht nur
durch das Wirken der objektiven Realität determiniert werden
kann. Das Bewußtsein besitze "noch eine innere, psychophysische
Determination. Dabei ist die physiologische Abhängigkeit des Be-
wußtseins ... objektiv, materiell.Die psychische Determination hat
jedoch subjektiven, ideellen uharakter. Die äußere Determination
... ist primär, und die innere ... ist sekundär. Die Rolle der
inneren Determination ist ihrerseits eine zweifache;" /4/ Damit
gehen die physischen Prozesse, die objektive, materielle Charak-
tereigenschaften besitzen, in psychische, subjektive Prozesse
über. Tuga rinow meint weiterhin, daß die im mensch-

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