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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

DOI Artikel:
Wittwer, Bernhard: Einige neurobiologische Aspekte der Ästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0121
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der Aktionspotentiale weitergeleitet. Die zweite Umschaltstelle
ist der Thalamus. Neben der Umschaltung findet gleichzeitig eine
beträchtliche gegenseitige Beeinflussung der einlaufenden Erre-
gungen statt. Der Thalaraus ist in mannigfaltiger Weise mit den
verschiedenen Gebieten des Kortex verbunden. Ober die Funktion
als Sammel- und Umschaltstelle im Wahrnehmungsprozeß hinaus
schaltet er die Erregungen nicht nur auf die Projektionsfelder,
sondern gleichzeitig auf die Assoziationsfelder des Kortex um.
Man unterscheidet drei Verbindungsarten des Thalamus mit anderen
Gebieten des Gehirns: Die Punkt-für-Punkt-Verbindungen der Sen-
soren mit den Projektionsfeldern, die Projektionsverbindungen
aus dem Organismus und dessen Oberfläche einerseits und bestimm-
ten Rindengebieten andererseits und Assoziationsverbindungen,
die keine Beziehungen zu untergeordneten Hirngebieten haben.

Funktionen des Kortex und des Thalamus lassen sich nicht vonein-
ander trennen. Physiologen weisen durch Experimente nach, daß
durch den Thalamus die afferenten Erregungen gefühlsmäßig beein-
flußt werden. A d a m schreibt, daß "das angenehme oder un-
angenehme Merkmal der Umweltinformationen zum Teil der Thalamus-
funktion zu verdanken“ sei. "Aufgrund der engen Wechselwirkung
des Thalamus mit den kortikalen Zentren der Analysatoren darf
von einer einheitlichen thalamo-kortikalen Sinnesfunktion ...
gesprochen werden. Nichtsdestoweniger besteht kein Zweifel, daß
der Thalamus beim Menschen auch selbständig an der Analyse der
afferenten Impulse teilnimmt“ /6/. Die den Kortex erreichenden
Erregungen enthalten bereits vom sammelnden und umschaltenden
Thalamus Gefühlsmerkmale. Physiologen weisen nach, daß nur durch
die Wechselwirkung zwischen Kortex und Thalamus Gefühle entste-
hen können. F i s c h e 1 spricht hierbei von "Anmutungsqua-
lität".**Die diffusen Beziehungen zwischen Thalamus und Kortex
gibt 68 unmittelbar nur zwischen diesen beiden. Es handelt sich
nicht schlechthin um Verbindungen oder Assoziationen, ... son-
dern um Erregungen, die die Gestalt der Wahrnehmungsinhalte be-
einflussen ... Schon innerhalb des Thalamus können zeitweilige
Verbindungen entstehen" /?/. Auf dem zurücklaufenden Erregungs-
kreis können vom Kortex Erregungen im Thalamus erregungsstei-
gernd, aufschaukelnd, wirken. Im Zusammenhang mit den Gefühlen
entstehen nach Auffassung der Physiologen im Thalamus motorische

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