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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Wittwer, Bernhard: Einige neurobiologische Aspekte der Ästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0129
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in dem bekannten Kinderspiel vergleichen, in dem ein versteckter
Gegenstand gesucht wird, Diese Bewertung erhält der Suchende, be-
vor der Gegenstand gefunden wird,” /26/ Die biologische Form der
Gefühle zu den unterschiedlichsten Inhalten besteht nicht nur in
der Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Situation, sondern
in der schnellen Vorbereitung der Wahrnehmung und des Denkens,

Bei einer "emotionalen Vorbereitung*, bemerkt Tichomi-
r o w , daß *nach der emotionalen Lösung einer Aufgabe eine
Verkleinerung der Suchzone sowie ihre Vertiefung zu beobachten"
/27/ ist, Auch Strasser stelit fest: “Der Gefühlswi-
derhall, den ein Gegenstand auslöst, bestimmt uns dabei unmittel-
bar, bevor noch irgendwelche Tatsachenerkenntnis ergänzend und
vermittelnd hinzugetreten ist, /28/

Die Gefühle in den Bereichen der ästhetischen Absic'nten unter-
scheiden sich nur graduell von den gewöhnlichen Gefühlen, Sie
sind konzentrierter und intensiver, weil den Erfahrungen gemäß
die Reize dementsprechend angelegt sind, Diese Modellierungsmög-
lichkeiten der Ästhetik sind relativ groß. Allerdings ist der
Inhalt nicht völlig gleichgültig, das Wesentliche sind jedoch die
Beziehungen, Gegenstand der besonders konzentrierten und inten-
siven Gefühlsbildung sind nicht die einzelnen Reize, sondern ihre
Verknüpfungen, ihre räumliche und zeitliche Anordnung, Diese ein-
zelnen Reize können durchaus unbestimmt sein, aber ihre Verbin-
dung erweckt lebhafte Gefühle, Von großer Wichtigkeit ist, daß
Gefühle nicht aufgrund von Reizen, sondern aufgrund von Reizun-
terschieden entstehen, Ästhetische Wirksamkeit hängt von der Er-
faßbarkeit dieser Reizunterschiede ab. Regelmäßige Abstufungen
lösen demgemäß stärkere Gefühle aus als unregelmäßige. Stellen
sich durch die Reizunterschiede die Vorstellungen sehr leicht
oder sehr schwer ein, entsteht Mißfallen, bei einer mittelbaren
Leichtigkeit oder Schwierigkeit jedoch Gefallen. Eine starke
Gleichheit der Reizunterschiede ist zu leicht und eine starke Un-
gleichheit zu schwer zu erfassen, damit eine angenehme Wirkung
entstehen kann,

Beim Ästhetischen handelt es sich immer um eine Wahrnehmung des
äußeren Milieus eines Organismus. Erreger der Gefühle sind die
Gesamteindrücke von Gegenständen. G«genstände mit einem bestimm-
ten charakteristischen Ausdruck sind Voraussetzung für das Ent-

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