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Frankfurter Bücherfreund: Mitteilungen aus dem Antiquariate Joseph Baer & Co. — 10.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.69414#0058

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den Arminius auf der Bordüre, Weltmann 7, Hes 10 Tafel X zum Vergleiche
heran. Ähnliche Figuren wie diejenigen, welche wir auf den beiden Säulen
unserer zweiten Zeichnung finden, sehen wir auf der Bettlade in der Dar-
stellung Die Kette Vulcans Moria No. 43, S. 98 (Kan S. 115), und auf der-
jenigen des Papstes, Moria No. 60, S. 127 (Kan S. 148). Die letztgenannte
Zeichnung wird freilich von Hes *) dem Hans Holbein zugeschrieben, ist
aber in Anbetracht der Werkstattsgemeinschaft der beiden Brüder Holbein
für unsere Betrachtung doch von Bedeutung. Für die Datierung unserer
Zeichnungen dürfte die folgende Feststellung von Wert sein: Ambrosius
Holbein hat nach einander für verschiedene Verleger gearbeitet. Die ersten
Holzschnitte lieferte er für Froben, später illustrierte er Bücher des Pamphilus
Gengenbach, nachher solche für Ulrich Krafft und endlich für Adam Petri.
Für letzteren hat er jedoch im Jahre 1519 nur vier Illustrationen zu Murners
Geuchmatt geliefert (siehe den folgenden Aufsatz). Dann hört die Tätigkeit
des Ambrosius Holbein überhaupt auf und es ist anzunehmen, dass er,
während er mit der Illustrierung der „Geuchmatt“ beschäftigt war, gestorben
ist* 2). Da unser Buch ebenfalls bei Adam Petri gedruckt ist, und wir an-
nehmen müssen, dass dieser Drucker Ambrosius Holbein mit der Illustrierung
eines besonderen Exemplares des Kusthvert betraut hat, glauben wir mit
Recht annehmen zu dürfen, dass diese Arbeit auch in die letzte Schaffens-
zeit des Ambrosius Holbein fällt. Dies gibt uns auch eine Erklärung dafür,
dass dieses Exemplar nur so wenige Illustrationen enthält. Offenbar ist
Ambrosius Holbein, als er die zweite Zeichnung vollendet hatte, aus seiner
Tätigkeit herausgerissen worden. L. B.
Thomas Murner, Ambrosius Holbein und der
Monogrammist CA.
Im Frankfurter Bücherfreunde Jahrg. IX Seite 308, Anmerkung 3
habe ich versprochen auf die Illustrationen zu Murners Geuchmatt von
1519 ausführlicher zurückzukommen. Die Holzschnitte dieses Buches rühren
von verschiedenen Händen her. Die Titelumrahmung (Hes 19) und vier
Illustrationen sind von Ambrosius Holbein, das Wappen auf der Rückseite
des Titels trägt das Monogramm des Urs Graf, die übrigen 51 Illustrationen
sind von einer dritten Hand; einige derselben tragen das Monogramm G A
(Nagler I. 2186). H. A. Schmid im Jahrbuch der Kgl. Preussischen Kunst-
sammlung Bd. 19, Seite 68/69 nennt diesen Monogrammisten einen nicht
bekannten geringen Zeichner in der Art des Urs Graf. In seiner kürzlich er-
schienenen Monographie über Ambrosius Holbein verteilt Willy Hes ebenfalls
die Illustrationen zur Geuchmatt zwischen Ambrosius Holbein und dem
Zeichner CA; bereits 1896 hatte jedoch D. Burckhardt3) darauf aufmerksam
gemacht, dass dieses Monogramm jedenfalls nur den Xylographen betrifft und
sich in Werken vollständig heterogenen Charakters befindet. Und in der Tat
tragen diese Illustrationen, wie ich in der letzten Nummer des Bücherfreundes
8. 308 bewiesen zu haben glaube, alle Merkmale des Murnerschen Stiles, wenn
sie auch durch Veränderungen im Kostüm und einige Zutaten eine schwei-
zerische Prägung erhalten haben. Aber auch die von Ambrosius Holbein aus-
geführten Blätter gehen auf Murnersche Vorlagen zurück.
*) A. a. O. S. 163.
3) Vergl. Hes, a. a. O. S. 22.
3) D. Burckhardt, Zu den Holzschnitten der Geuchmatt, in Murners Geuch-
matt, herausgegeben von W. Uhl 1896, Seite 267.
 
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