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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1771/​1772

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https://doi.org/10.11588/diglit.48265#0108

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ror Dreyzehender Haupttikul.
ist dieses nun die 4te Ueberschwemmung, welche die unglücklichen Fel-
der seit Ostern erlitten haben. Der Schade und das Elend nicht zu
beschreiben. Dieft letzte Überschwemmung ist für die armen Landlcvte
die allertraurigste/ und von den kläglichsten Folgen. Kein Schicksal kan
leicht betrübter ftyn, als dasjenige ist, welches durch diese üeberströ-
mung den Seehaußischen Krers bis in das Lrmeburgische Gartowfche
Land betroffen hat; ind<m dem Landmanne kein Brodkorn weder für
das jetzige noch künfftige Jahr, kein Korn zur Aussaat für den Win-
ternder zum Frühjahr keine Weide, und auch kein Futter für das Vieh,
so viel davon noch aus den Fluchen hat gerettet werden können , übrig
geblieben ist. Viele Leute haben sich dahero schon m der harten Noch-
Wendigkeit gesehen, mit ihren Haabftligkeiren davon zu flüchten.
, Die gantze Altmarck , die Hamwvrssche Aemter Dannenberg,
Buchow, Hitzacker , Bleckede, Neuhauß, Lauenburg rc. und die Meck-
lenburgische an der Elbe gelegene Aemter sind überschwemmt, welches ei-
ne betrübte Aussicht giebt. Hier führt ein Nachbar zum andern mit
Schiffen, dorr raget em Hügel hervor, auf welchem mehr Pferde und
Kühe stehen, als solcher Raum zum zwanzigsten Theil ernähren kan.
Das arme Vieh ist ausgemergekt und strrbk vor Hunger. Die Hüh-
ner gehen auf dm Strohdächern umher und suchen ihre Nahrung, weil
der Erdboden übttschwemmet ist. Die Schweine schwimmen in den
Häussern und dringen sich mit in die Stuben und Kammern; kurz,
das Eiend ist sehr groß."
Grimma» Von dem in der Crimma durch die Wasserssuthm am i. IM
ausgcstandenen Unglück , wollen wir einen Einwohner von daselbst re-
den lassen. Er sagtr »Als ein von Angst und Schrecken noch Halb-
todter berichte, daß wir von gestern an, eine der entsetzlichsten Wasser-
fluchen gehabt. Das Wasser der Mulda stieg so schnell, daß der
Stadrath sogleich drey Äore verrammeln ließ, welches hier nur sehr
selt n geschieht. Allein diese Vorsicht war vergebens; denn um n»
Uhrrrß die Fluch die Thore und Stadtmaurcn ein, und stieg nun-
mehr so schnell in der Stadt, daß man sich kaum die Toppen hinauf
m die obersten Zimmer retten konnte. Hinter mir sprangen die Th- rm
mit einem entsetzlichen Geprassel auf, und Fenster, Spieg-l, Schmu-
cke, Stühle und Betten, alles stürzte nm fürchmlichsten Gttöft
unter einander. Das Wasser stieg zum Erstaumn , so, daß aus un-
serer Gaffe, welche doch selten etwas vom Wcffer zu empfinde psteqt,
von manchen Häusern kaum die Haußrhir n Zu sehen waren. Des
Brausen und Geheule der Fluch war schrecklich , Mx twch schrecklicher,
überall
 
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