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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1785

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https://doi.org/10.11588/diglit.48263#0026
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LL

Erster Haupttitur.

Maymonat ließen die Antwerper Kaufleute den versammleten Ständen
Pl Brüssel eine Bittschrift, die Eröffnung der Schelde betreffend,
überreichen. — An folgenden Monat Junius langte der Kayser, wel-
cher damals aufseiner merkwürdigen Reise begriffen war, in den Oester-
reichischen Niederlanden an, und man sähe aus allem, wie wichtig
ihm die Aufnahme des hiesigen Handels war: durch ein Kayserl. Pla-
kat wurde noch in eben diesem Monat der Haven von Ostende zu einem
Frcyhaven erklärt, so daß alle Arten von Waarn, einige wenige Ar-
tikel ausgenommen, srey hereingebracht werden dursten. Auch gab
der Kayser damals in einer sehr gnädigen Audienz den Kaufleuten von
Ostende die Versicherung, er wolle schon dahin sehen, daß ihre Schiffe
künftig nichts mehr von den maroccanischen und andern türkischen
Seeräubern zu befürchten haben sollten. Bey dem Magistrat zu Nieu-
port zog er ebenfalls wegen des Havens, der Flschereym, und andern
Nahrungszweige sehr genaue Erkundigung em. Ehe der Kayser in
Antwerpen eimraf, besichtigte er zu Pferde die Grunzen, und ritt längst
dem Ufer der Schelde hinauf, bis an das Fort Perle. — Die Stadt
Nieuport erfuhr auch in kurzem, so wie Ostende, die Vortheile von
der Anwesenheit des Kaysers, indem derselbe das sogenannte Faß-und
Lastgeld abschafte, welches die Schiffe sonst bey ihrer Ankunft hatten
bezahlen müssen. Ostende wurde auf Kayserl. Befehl vergrößert. So
lange der Kayser sich in Brüssel aufhielt, arbeitete er täglich mit dem
Fürsten von Stahremberg in Landesangelegenheiten, bis er zu Anfän-
ge des Julius seine Reise. ich Holland antrat. Auf dem Wege von
Antwerpen nach Rotterdam begab sich der Kayser zu Bergen op Zoom
in die ehemaligen Belagerungslinien der Festung, und ließ alles genau
aufnehmen. — In Amsterdam besähe er das ostindische Magazin und
dessen Werste u. s. w., begab sich nach Utrecht, und gieng von da
über Mastricht nach Brüssel wieder zurück. Bey seiner Zurückkunft
aus Holland bezeigte der Kayser eine besondere Zufriedenheit über diese
Reise, und über die Aufmerksamkeit, die man ihm erwiesen. —
Merkwürdig ist die damalige Erklärung des Kaysers in Ansehung der
rußischen Mediation zu einem allgemeinen Frieden: so sehr auch die
Fortdauer des Krieges für die O. N. vorteilhaft seyn könne, wolle er
dennoch die äusserste Bemühung anwenden, um für Europa Frieden
zu bewirken. — Der Kayser setzte nun seine Reise von Brüssel nach
Paris fort, und ließ unterweges bey Chatelet nicht weit von St. Ouen-
tin anhalten, wo ihm der Director der Kanäle von Flandern, Laurent,
den
 
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