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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Münzel, Gustav: Der Mutter Anna-Altar im Freiburger Münster und sein Meister
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0080
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Münzel, Der Mutter Anna-Altar im Freiburger Münster und sein Meister

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Angeführten, dass sie Bildhauer gewesen sind, ohne keit sind. Wenn jemand den Versuch machen wollte,
dass sie diese nähere Bezeichnung tragen, z.B. Widitz doch beide zu identifizieren auf dem Wege, dass der
im Jahre 1508. Da Hans Loy noch 1520 in der Freiburger Aufenthalt möglichst beschränkt werde,
Liste steht und die Steuerbücher von Juni zu Juni etwa anschließend an den Heeresdienst für den Her-
geführt wurden, so ist dieser Hans Loy also wahr- zog Ulrich und vor der Rückkehr nach Zürich, so
scheinlich in der ersten Hälfte des Jahres 1521 fort- dass die Bemerkung „ist hinweg" im Steuerbuch von
gegangen. In den spätem Steuerbüchern, die auch 1520 sich schon auf 1519 bezieht, so wären zwar

nur lückenhaft erhalten sind,
taucht der Name nicht mehr
auf. Das Vorkommen dieses
Namens in den Steuerbüchern
schien die Vermutung von der
Autorschaft des Hans Leu
völlig zu bestätigen. Allein
eine nähere Prüfung lässt es
aus chronologischen Gründen
als ausgeschlossen erscheinen,
dass der Graphiker und Maler
Hans Leu mit dem in der
Freiburger Zunftliste der Maler
aufgeführten Hans Loy iden-
tisch ist. Außerdem sprechen
auch stilistische Gründe da-
gegen, dass der Maler Hans
Leu den Breisacher Altar ver-
fertigt habe. Die überlieferten
Lebensdaten des Züricher
Malers Hans Leu des Jün-
gern, den Passavant und Na-
gier mit ihrer Vermutung ge-
meint haben, lassen es nicht
zu, dass dieser 1519 und 1520
in einer Freiburger Zunftliste
erscheint. Der jüngere Leu
war 1507 —1513 auf der Wan-
derschaft in Deutschland, 1515
ist er für das Großmünster in
Zürich tätig. Im Jahre 1519,
vielleicht schon 1518, lässt er
sich für Herzog Ulrich von
Württemberg anwerben, auf
Befehl des Züricher Rats
musste er nach Zürich zu-
rückkehren. In den zwanziger
Jahren kann er fortlaufend in

Abbild. 11. Madonna mit Kind.
Mülhausen im Elsaß. Privatbesitz.

dadurch die beiden identisch,
aber trotzdem müsste Hans
Leu als Verfertiger der Altäre
ausscheiden, da er in der Zeit
ihrer Entstehung gewiss nicht
in Freiburg war und es natür-
lich ausgeschlossen ist, dass
diese Arbeiten von Zürich aus
angefertigt wurden. Aber es
braucht kaum bemerkt zu
werden, dass die obige Inter-
pretation der Freiburger Zunft-
notiz unzulässig ist, und selbst
bei stärkster Pressung ginge
der Freiburger Aufenthalt nicht
mit den andern überlieferten
Nachrichten über das Leben
des Züricher Hans Leu zu-
sammen. Bei dieser Unmög-
lichkeit, dass Hans Leu als
Meister der Altäre in Be-
tracht kommt, genügt es, darauf
hinzuweisen, dass in den Ge-
mälden und den graphischen
Arbeiten von Hans Leu, von
dem man keine Bildhauer-
arbeiten kennt, keine Bezieh-
ungen zu den Altären vorhan-
den sind.

Muss danach auch der
Züricher Hans Leu als Mei-
ster des Anna- und Brei-
sacher Altars abgelehnt wer-
den, so bleibt als einziger Rest
der Untersuchung über den
Namen das Vorkommen jenes
Hans Loy in den Freiburger
Steuerbüchern. Wenn ich es

Zürich bezeugt werden1, 1531 stirbt er in der Schlacht hier unternehme, diesen Namen, dessen Träger viel-

am Gubel. Danach ist es also ausgeschlossen, dass
der Züricher und der Freiburger Leu eine Persönlich-

1 Über die Künstlerfamilie Leu, insbesondere über den
uns hier beschäftigenden Hans Leu den Jüngeren vgl. Ganz,
Hans Leu von Zürich. Züricher Taschenbuch 1 (1901 f.), S. 167 ff.;
2, 188 ff. Vgl weiter den Artikel „Hans Leu der Jüngere" von
Reinhart in Bruns Schweizerischem Künstlerlexikon 2 (1908),
S. 248 f.

leicht ein unbekanntes Glied der Schweizer Künstler-
familie gleichen Namens ist, zur Auflösung des Mono-
gramms auf dem Breisacher Altar heranzuziehen, so
weiß ich wohl, auf wie unsicherem Boden ich mich
bewege. Aber es ist ein Versuch, der immerhin
eine Beziehung auf eine lokale urkundliche Unter-
lage, deren Zusammenhang mit dem Meister H. L.
zwar nicht völlig sicher, aber nicht unwahrscheinlich
 
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