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zum Theile an Maximilian II. vererbt. Letzterer erhielt die
Antiquitäten und Münzen, die ersteren den übrigen Kunst-
bestand, darunter auch die Gemälde.1) Demnach waren die
Anfänge einer Wiener Galerie bald wieder zersplittert, indem
sie mit Erzherzog Ferdinand erst nach Böhmen, dann nach
Tirol und mit Erzherzog Carl nach Steiermark wanderten.
Diese beiden Antheile bildeten sich unter ihren kunstfördernden
Besitzern nach und nach zu den Kunstsammlungen in Ambras,
Innsbruck und Graz heraus, von denen hier vorläufig nur das
mitgetheilt werden soll, dass die Grazer Sammlung 1765 unter
Kaiserin Maria Theresia aufgelöst und zum Theile nach Wien
gebracht wurde und dass die „Ambrasersammlung” nach
verwickelten Schicksalen in ihrer Hauptmasse 1806 nach
Wien gekommen ist.
Wir kehren aber zur Wiener Hofburg des 16. Jahr-
hunderts zurück.
156g waren nach Aussage eines Zeitgenossen in der Wiener
Hofburg nur vernachlässigte Bildnissgemälde zu finden.2) Keine
Spur von einer Galerie, was denn auch in der Zeit nach der
Erbtheilung von 1564 nicht zu erwarten wäre. Doch wurde
während der Regierung Kaisers Maximilian II. (1564 bis
1576) eine zweite Kunstkammer in der Wiener Hofburg ge-
bildet, die sich nach dem Tode dieses Kaisers an Kaiser
4 Vgl. Jahrbuch, Regesten aus der Ferdinandeischen Periode,
Dr. Jos. Hirn, „Erzherzog Ferdinand II. von Tirol” I, 1885, S. 41 ff.
Neuerlich Jos. Wastler, „Das Kunstleben am Hofe zu Graz” 1897 passim.
H. Zimmermann a. a. O., S. 195 ff. Grasberger a. a. O., S. 83 ff. und
S. 92 ff.
2) Karajan a. a. O., S. 22, nach dem französischen Berichte der
„Menagiana”, Amsterdam (1762 ff.), I, 403 f. . nulle suite de
chambres; un sale sans tapisseries, ou les tableaux des Empereurs
n’etoient que sur la toile sans quadre et sans boise . .”
zum Theile an Maximilian II. vererbt. Letzterer erhielt die
Antiquitäten und Münzen, die ersteren den übrigen Kunst-
bestand, darunter auch die Gemälde.1) Demnach waren die
Anfänge einer Wiener Galerie bald wieder zersplittert, indem
sie mit Erzherzog Ferdinand erst nach Böhmen, dann nach
Tirol und mit Erzherzog Carl nach Steiermark wanderten.
Diese beiden Antheile bildeten sich unter ihren kunstfördernden
Besitzern nach und nach zu den Kunstsammlungen in Ambras,
Innsbruck und Graz heraus, von denen hier vorläufig nur das
mitgetheilt werden soll, dass die Grazer Sammlung 1765 unter
Kaiserin Maria Theresia aufgelöst und zum Theile nach Wien
gebracht wurde und dass die „Ambrasersammlung” nach
verwickelten Schicksalen in ihrer Hauptmasse 1806 nach
Wien gekommen ist.
Wir kehren aber zur Wiener Hofburg des 16. Jahr-
hunderts zurück.
156g waren nach Aussage eines Zeitgenossen in der Wiener
Hofburg nur vernachlässigte Bildnissgemälde zu finden.2) Keine
Spur von einer Galerie, was denn auch in der Zeit nach der
Erbtheilung von 1564 nicht zu erwarten wäre. Doch wurde
während der Regierung Kaisers Maximilian II. (1564 bis
1576) eine zweite Kunstkammer in der Wiener Hofburg ge-
bildet, die sich nach dem Tode dieses Kaisers an Kaiser
4 Vgl. Jahrbuch, Regesten aus der Ferdinandeischen Periode,
Dr. Jos. Hirn, „Erzherzog Ferdinand II. von Tirol” I, 1885, S. 41 ff.
Neuerlich Jos. Wastler, „Das Kunstleben am Hofe zu Graz” 1897 passim.
H. Zimmermann a. a. O., S. 195 ff. Grasberger a. a. O., S. 83 ff. und
S. 92 ff.
2) Karajan a. a. O., S. 22, nach dem französischen Berichte der
„Menagiana”, Amsterdam (1762 ff.), I, 403 f. . nulle suite de
chambres; un sale sans tapisseries, ou les tableaux des Empereurs
n’etoient que sur la toile sans quadre et sans boise . .”