Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von
Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen (Band 1,1): Einleitung und Geschichte der kaiserlichen Gemäldegalerie — Leipzig, 1899

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27088#0128
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
114

Auch in anderen Zimmern waren Bilder vorhanden,
unter denen sich noch eine Madonna von Dürer findet
(wahrscheinlich eines der Bilder aus Besancon).

Im Wesentlichen lässt sich annehmen, dass die Inven-
tare, die hier benützt wurden, nicht viel enthalten haben,
was nicht schon zur Zeit Kaisers Rudolf II. in Prag gewesen
wäre. Eines aber ist sicher, dass nicht alles darin ver-
zeichnet steht, was Kaiser Rudolf an Gemälden besessen hat.
Correggio’s Jo und dessen Ganymed fehlen. Dürer’s Marter
der 10.000 ist nicht aufzufinden, und hier möchte ich auch an-
merken, dass der Name Giovanni Contarini in diesen Ver-
zeichnissen gar nicht vorkommt, obwohl man durch Ridolfi’s
Maraviglie darum weiss, dass Contarini für den Hof kleine
Bildnisse und für den Kaiser erotische Gegenstände gemalt hat.1)
Auch fehlen Hans und Paul Vredeman deVries, von deren
Thätigkeit für Kaiser Rudolf Van Mander zu erzählen wusste.2)
Peeter Balten wird überdies vergeblich in den Inventaren um
1621 gesucht. Und doch besass Rudolf II. nach Van Mander’s
Zeugniss von diesem Maler eine Predigt Johannis.

Veränderungen sind also in der rudolfinischen Galerie
seit dem Tode des Kaisers (1612) jedenfalls schon vor-
gekommen, bevor diese Inventare angelegt wurden.

Svätek theilt mit, dass schon 1619 aus der Galerie
verkauft wurde, was hier auf Svätek’s Verantwortung wieder-

') Contarini wurde zum Ritter geschlagen. Ridolfi, II, S. 282,
und M. Boschini: Rieche minere. Einleitung. Siehe auch weiter unten
im Capitel der Italiener. Ein Bildniss des Contarini kommt aber als
Nr. iqg in dem Inventare vor, das Dudfk aufgefunden und Granberg
wieder abgedruckt hat.

2) Schilderboeck, Fol. 266 f., und Frimmel, „Von den Nieder-
ländern in der kaiserlichen Gemäldesammlung”, S. 52 ft.
 
Annotationen