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Frimmel, Theodor von
Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen (Band 1,1): Einleitung und Geschichte der kaiserlichen Gemäldegalerie — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.27088#0353
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ist 1838 aus Venedig nach Wien gekommen.1) Die bisherigen
Benennungsversuche sind zweifellos mehr oder weniger miss-
glückt. Engerth hatte das Bild ganz willkürlich als Vin-
cenzo Catena in seinen grossen Katalog aufgenommen, und
Berenson schreibt es etwas weniger gewaltsam, aber doch
nicht ganz zutreffend dem Lazaro Sebastiani zu. Die Künstler-
individualität des Lazaro Sebastiani ist durch sichere Bilder
so deutlich umschrieben, dass man sie mit dem vorliegenden
Werke kaum in bestimmte Verbindung bringen dürfte, auch
wenn man Boschini’s Lesung des Monogrammes in den Wind
schlagen wollte. Ich will die Reihe der Unglücksfälle nicht
durch eine neue Vermuthung vermehren und gehe über zu:

7. Vittore Carpaccio. Christus von Engeln ange-
betet. Hier sind wir wieder vor einem Bilde, dessen inschrift-
liche Beglaubigung und stilkritische Beurtheilung volle Sicher-
heit gewähren. Auch gehört der Meister, um den es sich hier
handelt, zu den freundlichen Erscheinungen der venezianischen
Kunst. Erfindungsreich, farbenfreudig, leicht schaffend und ohne
Mühe ganze Cyklen entwerfend und ausführend, ist Vittore
Carpaccio der allgemeine Liebling unter den späten Quattro-
centisten Venedigs geworden. Wien ist so glücklich, mehrere
Arbeiten des Carpaccio zu besitzen, auch jetzt noch, nachdem
der Sax’sche Carpaccio an Paris verloren ist. Dasjenige Werk, das
uns hier beschäftigen soll, ist darunter das best erhaltene; ein
prächtiges Beispiel alter venezianischer Malerei auf feiner Lein-
wand. Ebenso in der Technik, wie in der Linienführung etwas
alterthümlich. 1496 ist das inschriftlich angegebene Ent-
stehungsjahr des Bildes, welch letzteres bekanntlich auch Car-

') Ceresoie, La verite, S. 91. — Vermuthlich ist das Bild schon
in dem dunklen Zustande hierher gekommen, in welchem es sich jetzt
befindet. Ohne Zweifel war es ursprünglich bedeutend heller.
 
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