Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 12.1904(1905)

DOI Artikel:
Weller, Karl: Vorrömische Strassen um Oehringen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42298#0028
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

können, daß die militärische Würdigung der Limeslage einer der
wichtigsten Grundlagen entbehrt, solange nicht die Erforschung jener
Wege in möglichst erschöpfender Weise durchgeführt ist.“
In meiner 1894 erschienenen „Ansiedlungsgeschichte des württem-
bergischen Frankens rechts vom Neckar“ habe ich mit Nachdruck
auf die vorrömischen Wege im Hohenlohischen aufmerksam gemacht
und besonders auf die Bedeutung fortlaufender anstoßender Markungs-
grenzen für die Erforschung dieser Straßen hingewiesen1. „Die-
selben,“ heißt es dort, „meiden die Niederungen und ziehen sich
gerne auf den Wasserscheiden fort; sie stehen häufig, wie auch im
Hochtaunus, mit den Ringwällen in Verbindung; nach ihrem stunden-
langen Verlauf auf den Höhen wie überhaupt nach der ganzen Weit-
sichtigkeit ihrer Anlage zeigen sie alle eine enge Verwandtschaft,
und sie deuten wohl schon auf Handelsverkehr hin.“ War nun aber
im allgemeinen auch das Vorhandensein vorrömischer Wege ganz
sicher, so ließ sich doch im einzelnen Fall aus dem Zusammentreffen
der verschiedenen Anzeichen die vorrömische Entstehung dieser oder
jener Straße nur mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit
vermuten. Dies ist jetzt durch die Arbeiten der Reichslimeskommission
anders geworden: wo der Limes eine alte Straße schneidet, läßt sich
aus der Anlage der römischen Kastelle und der Wachtürme mit
wissenschaftlicher Sicherheit erschließen, ob die Straße schon vor
der Anlage der römischen Grenzsperre bestanden hat oder nicht.
Nun findet sich in Württemberg am Limes eine besonders große
Zahl alter Straßen in der Gegend von Oehringen, und es dürfte
keine zweite Landschaft im Königreich zu finden sein, die so wie
diese die Möglichkeit böte, zu einer wissenschaftlichen Klarheit über
die Herkunft dieser alten Wege zu gelangen.
Verfolgen wir den Zug derselben im einzelnen, so kann kein
Zweifel sein, daß sowohl die beiden Kastelle bei Oehringen selbst
als das jüngst im Jahre 1904 aufgedeckte Kastell bei Westernbach
zur Sperrung von Straßen angelegt sind, die aus dem jenseits des
Limes gelegenen Lande ins nunmehrige Römerreich führten:
1. Das Kastell am Orendelstein sperrt eine von Osten her-
ziehende Straße (No. 1), die zuletzt mit dem Eckartsweiler Fußweg
zusammenfällt und auf das Nordtor des Kastells zuführt. Auf das
Verhältnis des Kastells zu diesem Wege ist bereits die Reichslimes-
kommission aufmerksam geworden 2.

1 Wiirttembergisclie Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Neue Folge.
III. 1894. S. 5—7.
2 Herzog:, Die Kastelle bei Oehringen. 1897. (Der obergermanisoh-rhätisclie
Limes des Römerreichs, Lieferung V Bd. V Abteilung B No. 47) 8. 6: „Der
Graben [um die Kastellmauer] war in seinem Lauf unterbrochen durch die vom
Tor ausgehenden Straßen. Dies konnte genau festgestellt werden an der porta
principalis sinistra; dort lief eine 4 m breite Straße, mit einem 19 cm breiten
Steinschlag aus Heuchelsteinen, aus dem Tore heraus, ihre Wendung zum Limes
konnte verfolgt werden.“ S. 13: „Vom Nordtor (porta sinistra) des Ostkastells
ist eine Straße unter dem Boden nachgewiesen, die kurz nach dem Ausgang aus
 
Annotationen