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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

DOI Heft:
Neolithische Zeit
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Paret, Oscar: Die neolithische Siedlung im Täle bei Hoheneck
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0015
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Die neolithische Siedlung im Täle bei Hoheneck.
Von stud. arch. Oscar Paret, Heutingsheim1.
(Mit i Abbildung.)
In den Fundberichten XV, io wurde kurz berichtet von einer
Untersuchung der neolithischen Ansiedlung in der Lehmgrube im
Täle bei Hoheneck. Ich möchte diesen Bericht ergänzen und zugleich
die im Frühjahr 1908 gemachten Funde mitteilen.
Die Lehmgrube liegt auf dem gegen das Neckartal vorspringenden
östlichen Ausläufer des Hungerberges, gegenüber dem altbekannten
neolithischen Harteneck; abgebaut wird der Lehm (Löß) gleich-
mäßig gegen Westen in einer Breite von ca. 60 m bei über 3 m Tiefe?
An dieser Nord—Süd gerichteten Wand heben sich die neolithischen
Wohn- und Herdgruben deutlich ab. Nach den Aussagen der dort
beschäftigten Arbeiter wurden in den letzten Jahren schon viele ,,Koch-
löcher“ angeschnitten, aber samt ihrem Inhalt nicht weiter beachtet?
Im Herbst 1907 und Frühjahr 1908 untersuchte ich nun die sich zeigen-
den dunklen Stellen, z. T. mit Herrn Dr. Goesst.er. Der Vollständig-
keit und des Zusammenhangs halber führe ich die im letzten Fund-
bericht erwähnten Funde nochmals an. Die Beschreibung der Fund-
stellen erfolgt von Süden nach Norden.
Untersucht im Herbst 1907:
1. Stelle: Hier fanden wir ein großes Vorratsgefäß aus dunkel-
grauem, gut geschlemmtem Ton, Höhe ca. 38 cm, Öffnungsdurch-
messer 30 cm, Wandstärke 1 cm; Pfahlbautypus. Die 2. Stelle lag
18 m nördlich von der ersten. Die 1,20 m breite und durchschnittlich
0,50 m tiefe Herdgrube enthielt Scherben, 2 Feuersteinsplitter, kleine
Reibsteine, Herdsteine und Knochen von Rind, Ziege und Schwein,
darunter einen zu einer Ahle zugeschliffenen Knochensplitter von
5 cm Länge. Ein 3. kleineres Loch 9 m nördlich des zweiten enthielt
einige Scherben.
Untersucht im Frühjahr 1908:
Im März setzte ich meine Grabungen fort. Die Wand der Lehm-
grube war inzwischen durch den Abbau 2—2,50 m weiter nach Westen
gerückt und an neuen Orten zeigten sich Kulturreste, die durch aus-
geworfene Bewässerungsgräben sowohl wie durch ihre oberflächliche
Lage stark gestört waren. Die 4.Stelle befand sich zwischen der 1. und3.,
13 in nördlich der ersteren, und ihr Nord—Süd-Durchmesser betrug 2 m.
Sie enthielt 2 große Vorratsgefäße aus grauem Ton, Wandstärke bis
2 cm; oberer Durchmesser etwa 35 cm, Höhe ca. 40 cm; unterhalb des
Randes je ein Ring von Fingereindrücken mit Nagelspuren (bei dem
einen tiefer und sorgfältiger als beim andern). [Im Sommer wurden

1 Vorbericht im Schwäb. Merkur 19. 5. 09. No. 231: O. Paret, Die
steinzeitliche Ansiedlung bei Hoheneck. Vergl. jetzt Scheiz, Neolithische
Landsiedlungen der Pfahlbauzeit im Röm.-Germ. Korr.-Blatt 1909, S. 21
und Abb. 7.
 
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