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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

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Römische Zeit
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Goessler, Peter: Römische Gräber aus Jagsthausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0068
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scheu Archiv, dem zulieb die staatliche Altertümersammlung ver-
zichtete, erworben worden und werden dort in einem besonderen
Schrank aufgestellt. Dasselbe stellte mir für diese Veröffentlichung
alles Material in liberalster Weise zur Verfügung.
A. Das Gräberfeld im allgemeinen.
Die Lage des römischen Friedhofs ist gut gewählt. Er schließt
sich an die bürgerliche Niederlassung an, die ihn selbst wieder vom
Kastell trennt, und zwar an dessen in Einzelvillen auslaufendes West-
ende. Gen Westen zieht er sich vermutlich bis dahin, wo das Gelände
zu der an die Jagst von Nord nach Süd vorspringenden Anhöhe (Flur-
karte „Gauf er“ und „Neuenberg“) ansteigt. Die Gräber sind ein-
geschnitten in die die Lettenkohle überlagernden Sande und ausge-
waschenen Geröllkiese, die gerade für den vorliegenden Zweck, wenig
tiefe Gruben schnell herzustellen, sich mehr eigneten, als die festeren
Lettenschichten, die oberhalb gegen Norden unter dem Humus an-
stehen. Ein Beweis, daß es sich um den Soldatenfriedhof handelt,
ist noch nicht zum Vorschein gekommen; es scheint auch nicht wahr-
scheinlich, daß dieser so weit vom Kastell entfernt (etwa 1/2 km) ge-
legen gewesen ist.
Mit einer Ausnahme handelt es sich nur um Brandgräber,,
die, vor allem nach Sigillaten und Münzen zu schließen, der Wende
vom 2-/3. J a hrhundert zugewiesen werden müssen. Erstere sind
durchaus Rheinzaberner Ware. An Töpfern sind vertreten: Secun-
dinus mit einem Teller (s. Sig. No. b), Firmus mit dem Scherben einer
Schüssel (e); ein Schüsselrest ist im Stil des Juvenis (d), ein anderer
zeigt die späte gelbe Farbe mit abgewaschenem Firnis (g). Die Münzen
(Funde I), alle sehr abgenutzt, gehen von Hadrian bis Commodus.
Der Aufbau der Gräber ist denkbar einfach. Mit etwa 8—io Aus-
nahmen sind die von der Ustrina auf gesammelten Knochen ohne jede
Umhüllung in die Grube gelegt . Die Zahl der Urnengräber beträgt
etwa den 9. bis 10. Teil aller Gräber. Von einer Ummauerung oder
gar Aufmauerung, von einer Aschenkiste und Ähnlichem, von Ziegel-
platten wurde nichts gefunden. Gelegentlich zeigten ein paar Steine,
oben aufgelegt, die Bestattung an, die im übrigen nur durch den — zu
ergänzenden — aufgewölbten Hügel angezeigt war. Die Art und
Weise, wie die Knochenreste von der Holzasche sich schieden, war
wechselnd. Ich beobachtete in loco die säuberliche Trennung der zu
unterst gelegenen Knochenreste von den darüber befindlichen Resten
mit verbrannten Scherben und Holzscheitern; KuEHNER teilte mir um-
gekehrt mit, daß häufig der Boden nach der Tiefe an Schwärze zu-
genommen habe. Die gut erhaltenen, also intakt mitgegebenen Bei-
gaben, die einhenkligen Krüge, Fußbecher, Faltenbecher, Teller und
1 Glasväschen, lagen alle unmittelbar über der schwarzen Schicht,
sind also nach Bestattung der Reste erst hinzugekommen. Eiserne
Nägel, meist angesehen als die: Reste der zusammengezimmerten Bahre,
auf der der Tote verbrannt wurde, oder aber als die Reste eines hölzernen
Knochenbehälters, fanden sich sehr sporadisch. Die von mir auf-
 
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