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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

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Römische Zeit
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Goessler, Peter: Römische Gräber aus Jagsthausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0069
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— 63

gesammelten 5 sind nicht im Feuer gelegen, erschienen außerdem
mehr oben; gehören daher am ehesten zu letzterer Art. Im Feuer
aber lagen einst eine Reihe gesammelter Sigillaten und Glasstücke.
Unter ersteren ist eine große Schüssel (Sig. No. h), die in der Farbe
die verschiedensten Verbrennungsgrade aufweist, von rot durch dunkel-
rot bis lederbraun und grauschwarz: sie war aufs Feuer gelegt; als
die Hitze sie bersten machte, flogen die einzelnen Scherben teils ins,
teils neben das Feuer, teils abseits des Feuerbereichs; was man bei
Sammlung der Asche noch fand, legte man in der Grube über die
Knochenreste; daneben dann die intakten Beigaben, besonders die Krüge,
Becher und Teller für Trank und Speise und ein GlasgefäßchenfürWohl-
geruch (Funde III, Abb.Taf. 111,24). Diese Gebrauchsgeschirre stammen
nicht von einem etwaigen Totenmahl, sondern enthielten Labung für
den Toten, wie auch die zerstreut gefundenen Tierknochen dem Toten,
nicht dem Lebenden zugehörten. Lampen kamen nur zwei ganze und
ein Fragment zum Vorschein. Münzen dagegen im ganzen 17; 2 in
Urnen, die anderen offen beigelegt, bei einem Grabe 4; es sind be-
zeichnenderweise keine Denare, sondern nur Bronzemünzen (mittlerer
Größe); das relativ Wertloseste, was einer an Geld zur Verfügung hatte,
wurde also als Charonsgroschen mitgegeben. Auch Beigaben, die
sich aufs Gewerbe des Toten bezogen, fehlten; auf ehemalige Lieb-
habereien weisen hin z. B. ein bronzenes Schloßbeschläg mit 3 Nägeln
von einem — vergangenen — Holzkästchen, ein eiserner und ein bron-
zener Traggriff (Funde II). Die Masse der in Scherben aufgefundenen
unverbrannten Gefäße, die z. B. in Köngen über der Aschenschicht
gefunden wird (s. Miller, Röm. Begräbnisstätten 1884, S, 16 f.),
war nicht sehr groß. Bei der trefflichen Konservierung aber durch
den Sand läßt sich bestimmt behaupten, daß man sie schon als Scherben
von Hause mitbrachte, um damit die Aschenreste zu bedecken. Dazu
wurden besonders gerne Reibschalen- und Amphorenstücke verwendet :
auch dies ist ein Beweis, daß sie nicht von einem in loco abgehaltenen
Leichenschmaus stammen können.
Die Gruben von etwa 50 cm oberem Durchmesser haben im
Durchschnitt von Mitte zu Mitte einen Abstand von 30—50 cm, so
daß auf 2 qm etwa 3 Gräber kommen. Ihre Tiefe wechselt von 0,70 bis
1 m unter dem heutigen Niveau; sie beginnen 30 cm unter demselben, und
zwar mit den Beigaben oder Steinen, dann folgt die Holzasche und
schwarze Erde; in durchschnittlich 0,50 m Tiefe beginnt endlich die
eigentliche Brandschicht und darunter liegen die Reste der kalzinierten
Knochen. Im allgemeinen handelt es sich um folgende 4 Bestat-
tungsarten:
1. Nur Asche und darunter die Knochenreste sind in die — nicht
sehr tiefe und breite — Grube gesetzt.
2. Die Bestattung ist wie 1., ohne jede Umhüllung im Boden;
darüber zur Seite gelegt ein — meist rotes — einhenkliges Krügchen.
3. Die Asche ist bedeckt von verbrannten, nach oben von un-
verbrannten Scherben, darunter Amphorenreste; gelegentlich deutet
ein Steinsatz die Stelle der Aschenreste an. Hier sind Münzen zu
 
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