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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

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Römische Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0093
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Leitung zu tun hat, darüber werden erst die Nachforschungen Auf-
schluß zu geben haben. Die große Wasserleitung vom Rommelstal
her ist wesentlich anders gebaut und wird wohl nicht über den Weggen-
talbau hinübergeführt worden sein. Dagegen überdeckt der Gasthof
zum Ritter den Ausgangspunkt einer eigenartigen, von Jaumann genau
und, soweit wir uns überzeugt haben, richtig beschriebenen Wasser-
leitung, die dort in großer Tiefe von einer reinen, süßen, stets 8 Grad
messenden Quelle gespeist wird. Von hier könnte die neu entdeckte
südlich verlaufende Leitung kommen; ihre Verlängerung träfe den
Neckar erst ziemlich weit unten. Das vor 8 Jahren in der Nähe aus-
gegrabene Militärbad liegt fast ioo m nordöstlich, der Kanal also
innerhalb des von den Römern überbauten Areals. — Über dem
Kanal liegt eine etwa 40 cm starke schwarze Kulturschicht mit römischen
Scherben. Solche lagen auch in der Rinne und zwar, wie so häufig,
mit Lößschneckenschalen gesellschaftet. Über dieser Kulturschichte
folgt sodann die über 2 m starke gelbe Humus- und Lehmschichte
als geschlossenes Ganzes, wie sie sich ganz von selbst in anderthalb
Jahrtausenden gebildet hat, vielleicht unter dem Einfluß von Über-
schwemmungen des westlich benachbarten Weggentalbaches, der heute
noch oft gewaltig einherbraust. Die große Tiefe des Humus, die übrigens
westlich des Weggentalbachs nicht so bedeutend ist, läßt es erklärlich
erscheinen, warum frühere Grabungen in dieser Gegend völlig erfolglos
blieben. Beim Eintreiben von Röhren zu Gartenbrunnen, die hier
herum außerordentlich häufig sind, soll man schon öfters in der Tiefe
auf Widerstand gestoßen sein. Somit dürften sich auch östlich der
Eberhardstraße in den sogen. ,,Gemeinen Ländern“ die römischen
Funde bei entsprechenden Tiefgrabungen mehren. Die Frage nach
dem Verlauf der römischen Stadtmauer, die noch nicht recht in An-
griff genommen ist, wird damit immer schwieriger.
NÄGELE (im Staatsanzeiger vom 27. Juli 1908).
Tübingen. Bei Kanalisierungsarbeiten wurde am physikalischen
Institut oberhalb der Kreuzung von Waldhäuser- und Nauclerstraße die
von NÄGELE inTüb. Blätter 1901, S. 55 genau beschriebene römische
Straße samt Trottoir festgestellt: es ist die Straße Rottenburg—
Köngen, die bereits in Trajans Zeit zurückgeht, die durch die Herren-
berger Straße, Rümelinstraße hinter der Aula zur Lustnauer Allee
läuft und vom Gutleuthaus aus ziemlich geradlinig auf die Lustnauer
Neckarbrücke zu und nach Kirchentellinsfurt läuft.
Waldmössingen. Die 1908 durchgeführte Anlage einer Wasser-
leitung für die Gemeinden Waldmössingen, und Seedorf führte zur
Kontrolle der seither vom zuständigen Straßenkommissär (Prof. Nägele)
festgestellten Straßenverbindungen des Kastells Waldmössingen, be-
sonders der von der Decumana ausgehenden Südstraße Dunningen—
Rottweil, der Fortsetzung der Invasionsstraße des Clemens Pinarius von
Offenburg her. Ausgangspunkt für die Annahme einer neuen Straße,
die vom Westtor ausgehend (porta principalis sinistra) ausgehend,
dem Heimbach bis zu seiner Quelle folgend und dabei den Ort durch-
schneidend, ihre natürliche Fortsetzung etwa in der Richtung der
 
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