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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

DOI issue:
Alamannisch-Fränkische Zeit
DOI article:
Goessler, Peter: Alamannische Grabfunde aus Obereßlingen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0106
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mögen die Enden der 2 Gürtelriemen sein, die durch die Schnalle ge-
zogen wurden; beide sind reich mit Flechtbändern verziert, ein breites
Mittelband ist ringsum von Flechtwerk umgeben. An einem Ende
laufen sie je in eine unverzierte Platte aus, auf der 3 bronzene Nägel
aufsitzen; diese Nieten sind am Kopf von unterlegten, gekerbten Silber-
plättchen umrahmt, eine einfachere Art als die sonst beliebte Tau-
schierung der Metalle, besonders des Eisens mit Silber oder Gold.
Dann ist erhalten der länglich ovale Bügel einer Bronzeschnalle, 3 cm
im Eichten, also gerade passend .zum Durchstecken einer der genannten
Riemenzungen (Abb. 7). Eine kleine Bronzeplatte von 2,2 cm im
Quadrat, verziert mit Flechtwerk, das in nordischer Art ein phan-
tastisch verschlungenes Tierornament darstellt (Abb. 8), schmückte
wohl das Gürtelband oder sonst einen Lederstreifen, vielleicht an
einer Stelle, wo zwei solche aneinandergepaßt waren. Vor allem hing
am Gürtel die wohlerhaltene, prächtige bronzene Kette, samt ihren
Anhängern 71 cm lang (Abb. g). Mittelst dreier Häkchen, die je aus
2 aus Bronzedraht gedrehten Stangengliedern bestehen, war an den
Gürtel eine durchbrochene, 4 cm breite und 2 cm hohe, mit Punkt-
reihen, Keilschnitt und verschnörkeltem Tierornament verzierte Scheibe
angehängt; an ihr hängen wiederum 3 Ketten in zwei durch eine qua-
dratische, durchbrochene Mittelscheibe getrennten Abteilungen. Die
oberen bestehen aus 38 senkrecht übereinander angeordneten Gliedern,
die untere aus 62. Diese enden troddelförmig je mit länglichen Hohl-
stiften. Die individualisierende Form der 2 Scheiben entbehrt nicht
eines guten künstlerischen Instinktes: die obere, breitgestreckte dient
dem Zweck des Tragens und ermöglicht zugleich genügende Zwischen-
räume zwischen den drei angehängten Kettchen, die Verbindungs-
scheibe aber der 2 Kettenteile paßt sich in ihrer quadratischen Form
von 3,5 cm Seitenlänge gut der Vertikallinie der Kettenglieder an.
Die unteren Anhänger sind sehr primitiv, einfache länglich zusammen-
gebogene Plättchen. Zierketten als Frauentracht sind nach vorwärts
bis in die heutige Zeit verfolgbar, kommen aber auch schon in
der vorchristlichen Zeit vor, so in den La-Tene-Gräbern des
zu Ende gehenden 1. Jahrtausends. Ebenso auch die Zierrädchen
und Zierscheiben, die nicht an die Ketten, wie man vielfach meint,
sondern direkt an den Gürtel oder sonst mehr oben als Amulette an-
gehängt zu denken sind. Unser Grab ergab 2 durchbrochene Scheiben,
eine einfachere von 3,8 cm Durchmesser mit Rädchenornament, das
aber durch Abtreppung und Umbiegung der Speichen belebt ist (Abb. 10);
dieselben sind auf beiden Seiten im Mittelpunkt von einem, in der Mitte
zwischen diesem und der Randperipherie, wo die seitlichen von den
Hauptschenkeln abgehen, von 4 und auf dem Rand, wo die Zeichen
und Schenkel enden, von 8 eingeschlagenen Kreisen bedeckt.
Besonders kunstvoll aber und durch die im Durchbruch sicht-
bare Darstellung interessant ist eine 2. Zierscheibe von 8 cm Durch-
messer (Abb. 11). Ein 4 cm langes Segment des 1 cm breiten Randes
ist durch 2 Stifte scharnierartig zu bewegen; daran ist vielleicht ein
mitgefundener, 31/, cm langer, Bronzegriff beweglich befestigt gewesen.
 
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