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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

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Kapff, Ernst: Funde aus frühmittelalterlicher und mittelalterlicher Zeit in Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0111
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Funde aus frühmittelalterlicher und mittelalterlicher Zeit
in Ulm.
Von Dr. E. Kapff in Ulm.
Im September v. J. wurden zum Zweck der Erweiterung der Bau-
lichkeiten der Hechtbrauerei in der Keltergasse in Ulm Grabarbeiten
vorgenommen. Hiebei stieß man in der Tiefe von ca. 80 cm im ge-
wachsenen Boden auf 5 Skelette. Diese waren ohne ersichtliche regel-
rechte Anordnung und mit einer Ausnahme nicht orientiert in die Erde
gebettet. Die 4 im westlichen Teil der Baugrube aufgefundenen Be-
stattungen lagen je i1/2—2 m voneinander entfernt, während das 5.,
abseits von dieser Gruppe weiter östlich ausgegrabene Skelett von
seinem nächsten Nachbar 7% m entfernt lag. Eingezogenen Erkundi-
gungen zufolge war schon beim Bau des Hauptgebäudes der Hecht-
brauerei vor 12 J ahren in der Entfernung von ca. 2 m von dem zuletzt
aufgeführten Begräbnis ein Skelett aufgefunden worden, ob mit Bei-
gaben, ließ sich nicht mehr ermitteln. Die völlig zermürbten Schädel
konnten leider nicht geborgen werden. Immerhin ließ sich feststellen,
daß eines der. Skelette von der aus 4 Deichen bestehenden Gruppe
einer noch nicht erwachsenen Person angehört hatte.
Bei den 3 anderen dieser Gruppe angehörigen Bestattungen fand
sich auch je eine Beigabe. Diese waren: 1. eine 6 cm lange und nahezu
3 cm breite Riemenzunge aus Bronze vom Typus der bekannten Reihen-
gräberfunde, mit Resten von Feder und Eisenblech unter der Platte;
2. ein Bronzenagel mit flachem Kopf, 6 cm lang; 3. zwei Teile einer
eisernen Danzenspitze und ein 12 cm langes Bruchstück eines lanzett-
förmigen Oberteils: eine 9 cm lange, bis zu 10 cm im Umfang messende
Tülle, die auf ein ungewöhnlich großes Waffenstück hinweist. Auch
die beiden Fundstücke 2. und 3. sind nach dem Urteil von Dr.
Gor,ssi.,er, dem sie vorgelegen haben, als höchst wahrscheinlich der
Reihengräberzeit — in diesem Falle also der heidnischen alaman-
nischen Periode — angehörig anzusprechen.
Aus der Erdschichte, mit der die Skelette bedeckt waren, wurden
auch eine Anzahl graufarbiger Scherben und Pferdezähne zutage ge-
fördert. Da jedoch eine Beaufsichtigung der Grabarbeiten durch einen
Sachverständigen nicht durchzuführen war, ließ sich über die genaue
Lagerung dieser keramischen Fundstücke — ob nur in der Gräbererde
oder auch im anstoßenden Gelände? — nichts Bestimmtes feststellen.
Die Wahrscheinlichkeit sprach einstweilen dafür, daß sie zu den Be-
gräbnissen gehörten.
 
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