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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 16.1962

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Nuber, Axel Hans: Der steinzeitliche Fundplatz "Borgerhau", Markung Asch (Kr. Ulm)
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https://doi.org/10.11588/diglit.68416#0028

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Axel Hans Nuber

über klar, daß es sich nicht um altsteinzeitliche Funde handelte. Er übergab
etwa 300 Artefakte oder artefaktähnliche Stücke der Sammlung des Instituts
für Vor- und Frühgeschichte der Universität Tübingen. Dieses Fundgut
kam dem Verfasser im Jahre 1951 zu Gesicht. Der Habitus der Werkzeuge
schien mir dem Material zahlreicher Plätze im Küstengebiet der westlichen
Ostsee zu gleichen, die mir aus jahrelangen Besuchen gut bekannt waren.4
Von dem Direktor des Instituts, Professor Dr. W. Kimmig, erhielt ich
im Einvernehmen mit Professor Dr. G. Riek die Erlaubnis, die Funde zu
bearbeiten. In den folgenden Jahren sammelte ich auf der Pflanzschule
und deren Umgebung ausgewaschene Geräte. Die Typenzahl nahm ständig
zu, die Leitformen erschienen. Im Jahre 1951 wurden die Funde auf der
Tagung der nordwürttembergischen Bodendenkmalpfleger in Schwäbisch
Gmünd erstmals gezeigt.5 Zwischen 1956 und 1959 wurden drei Schnitte
außerhalb der Pflanzschule angelegt, um die Schichtverhältnisse zu klären
und Bodenproben für pollenanalytische und geologische Untersuchungen
zu gewinnen. Auf der Tagung des „Süddeutschen Verbandes für Alter-
tumsforschung“ am 21. Mai 1959 in Stuttgart durfte der Verfasser unter
erneuter Vorlage der Funde über die bisherigen Forschungsergebnisse
sprechen.
Im Walde „Borgerhau“ sind gelegentlich an Grabenrändern und Löchern
vereinzelte Hornsteine zu sehen, oberflächlich so gut wie keine. Anders
lagen die Verhältnisse in der Baumschule. Dort war der Boden 2 Spaten-
stiche tief ausgehoben worden. Die Beete wurden 15 cm, die Wege 30 cm
tiefer als der Waldboden der Umgebung angelegt. Die Oberfläche der Schule
bildete damals einen Silexrasen.6 Wahrscheinlich wurden bei der von
Goeßler erwähnten Aufstockung die Setzlinge ohne Aufbereitung des
Bodens in die Erde gesteckt, wie es heute noch üblich ist. So waren für die
nur außerhalb der Baumschule vorhandenen oberen Schichten ungestörte
Verhältnisse zu erhoffen. Im Norden und Nordosten der Schule ist der
Boden trocken, im Süden und Südwesten in einer flachen Senke sumpfig.
Schnitte wurden daher am Ostrand der Schule angelegt, wo ein lichter,
junger Buchenwald mit einzelnen alten Eichen Gelegenheit bot, zu graben.
Das Gelände an der Fundstelle ist so eben, daß Verwerfungen nicht an-
zunehmen sind.
Das zumeist an der Schlagstelle verarbeitete Material ist Jura-Horn-
stein. Er kommt in tellergroßen Fladen bis zu 8 cm Stärke oder in mehr
als kinderkopfgroßen Knollen am Platze selbst vor. Der Bruch frisch ge-
schlagener Stücke ist grau bis graublau. Die meisten Stücke sind patiniert
und besitzen einen milchig-elfenbeinernen Ton. Das Gefüge des Hornsteins
ist nicht so fein wie das des bunten Jaspis. Das Material scheint oft trocken
verarbeitet worden zu sein, so daß Späne und Scheiben gewölbt sind.
Gerade, straffe Stücke sind dennoch nicht selten. Der bunte Jura-Hornstein
erscheint ebenfalls, jedoch selten.
4 In den Jahren 1935 bis 1939 habe ich von den Herren Prof. Dr. H. Jankuhn,
W. Petzsch, A. Rust und H. Schwabedissen viele wichtige Auskünfte und
Hinweise erhalten. In freundlicher Weise kamen meinen Studien in den Jahren 1926
bis 1945 viele Museumsleiter, Pfleger und Landbesitzer auf Rügen, der deutschen,
dänischen und schwedischen Küstengebiete entgegen.
5 Mitteilungsblatt der Abt. Bodendenkmalpflege Stuttgart 1951 Nr. 4 und 1952 Nr. 5.
6 Heute ist dort so gut wie nichts mehr zu sehen. Die Baumschule ist seit Jahren auf-
gelassen. Das Niederholz ist mannshoch, Moos, Gras, Kräuter und Stauden über-
ziehen den Boden.
 
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