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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 16.1962

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Mildenberger, Gerhard: Neue Grabungen im Kastell Rißtissen
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https://doi.org/10.11588/diglit.68416#0112

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106

Neue Grabungen im Kastell Rißtissen
Von Gerhard Mildenberger, Marburg/Lahn
Mit 4 Abbildungen im Text und auf 3 Beilagen sowie Tafel A—D

Die Okkupation des deutschen Voralpenlandes durch die Römer und
die militärische Sicherung Rätiens während des 1. Jahrhunderts haben die
Forschung des letzten Jahrzehnts stark beschäftigt.1 Die Vorgänge des
Eroberungsfeldzugs im Jahre 15 v. Chr. sind weitgehend in Dunkel gehüllt;
in den folgenden Jahren ist dann das Legionslager Augsburg-Oberhausen2
Mittelpunkt der römischen Herrschaft. Als unter Tiberius die römische
Offensivpolitik gegen das freie Germanien beendet wird, gibt man das
Lager Oberhausen wohl 16 oder 17 n. Chr. auf3 und verlegt die Truppen
zurück nach Windisch in der Schweiz. Zur gleichen Zeit dürfte dann eine
am Alpenfuß entlanglaufende Linie von Bregenz bis Gauting durch die
Anlage kleiner Stützpunkte militärisch gesichert worden sein. Erst in spät-
tiberischer und claudischer Zeit ist dann die Donaulinie von Hüfingen bis
Oberstimm als damalige Grenze des Imperiums unmittelbar durch die An-
lage von Kastellen geschützt worden. Da diese Gebiete bei den langjährigen
Untersuchungen der Reichslimeskommission im Bereich des obergerma-
nisch-rätischen Limes nicht berücksichtigt wurden, liegen nur wenige
brauchbare Grabungsergebnisse älterer Zeit vor. Erst in den letzten Jahren
ist mit planmäßigen Untersuchungen in Kempten4 und am Lorenzberg in
Epfach5 hier eine bemerkenswerte Änderung eingetreten.
Dem Kastell Rißtissen, Kr. Ehingen, kommt in Hinblick auf die Ge-
schichte Rätiens in der frühen Kaiserzeit eine besondere Bedeutung zu. In
keinem Kastell des Donaulimes sind bisher so umfangreiche Grabungen
durchgeführt worden; auch die Zahl der erhaltenen Funde aus diesen
Untersuchungen und aus Zufallsbergungen ist beträchtlich. So ist Rißtissen
bei der Bearbeitung der Kastelle Aislingen und Burghöfe durch G. Ulbert
ausführlich berücksichtigt worden.6
Nachdem schon im vorigen Jahrhundert und zu Beginn des jetzigen
zahlreiche Funde im Bereich des Kastells und der benachbarten, im Süd-
teil des heutigen Dorfes gelegenen Zivilsiedlung gemacht worden waren,7
gelang es G. Burkhardt 1912, die Kastellgräben zu finden. Sie wurden in
ihrem Verlaufe von P. Goeßler und G. Bersu durch eine längere Grabung
festgelegt.8 Dabei stellte sich heraus, daß ein älteres Kastell mit zwei Um-
1 Jahrb. RGZM. 2, 1955, 245 ff. (W. Schleiermacher); Historia 6, 1957, 416 ff. (K. Christ);
G. Ulbert, Die römischen Donaukastelle Aislingen und Burghöfe. Limesforsch. 1 (1959)
78 ff.; Bonner Jahrb. 157, 1957, 181 ff. (P. Filtzinger).
2 G. Ulbert, Die römische Keramik aus dem Legionslager Augsburg-Oberhausen.
Materialh. z. bayer. Vorgesch. 14 (1960). Nach der Keramik hat es den Anschein, als
ob das Lager nicht schon 15 v. Chr., sondern erst einige Jahre später gegründet wor-
den ist.
3 Bonner Jahrb. 155, 1955, 100 ff. (K. Kraft).
4 W. Krämer, Cambodunumforschungen 1953 — I. Materialh. z. bayer. Vorgesch. 9
(1957); U. Fischer, Cambodunumforschungen 1953 — II. ebd. 10 (1957); W. Kleiß, Die
öffentlichen Bauten von Cambodunum. ebd. 18 (1962).
5 Germania 35, 1957, 327 ff. (J. Werner); Neue Ausgrabungen in Deutschland (1958)
409 ff. (ders.).
6 G. Ulbert, Die römischen Donaukastelle Aislingen und Burghöfe (1959) 22 ff., Taf.
54—67.
7 Fundber. aus Schwaben 14, 1906, 23; 18, 1910, 63; 19, 1911, 73; Festschr. Kgl. Alter-
tümerslg. Stuttgart (1912) 46 ff. (P. Goeßler).
8 P. Goeßler, a. a. O. 49 ff.; Fundber. aus Schwaben 20, 1912, 44 ff.
 
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