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Persönliches
Erinnerungen an Heinrich Forschner (1880—-1959)
Von Oscar Paret, Ludwigsburg
Heinrich Forschner lernte ich wohl schon im Jahre 1908 bei Dr. Goeßler
im damaligen Landeskonservatorium (heute Staatliches Amt für Denkmal-
pflege) und in der Königlichen Altertümersammlung in Stuttgart in der
Neckarstraße 8 kennen, wo er als archäologischer Mitarbeiter gerne gesehen
war. Nachdem er im Herbst 1904 als vierundzwanzigjähriger die Zahnarzt-
praxis seines Vaters in Biberach an der Riß übernommen hatte, wurde seine
Wohnung am Markt mehr und mehr ein Mittelpunkt geologischer und
archäologischer Forschung in Oberschwaben. Schon als Schüler hatte er be-
sonderes Interesse für Geologie und Vorgeschichte und mit Sammeln be-
gonnen.
In den Fundberichten aus Schwaben, der Zeitschrift des Württember-
gischen Anthropologischen Vereins, die Goeßler seit der Übernahme seines
Amts im Jahre 1905 bearbeitete, erscheinen die ersten Beiträge Forschner’s
schon in diesem Jahr. Sein erster Bericht nennt Spuren von Pfahlbauten,
die er in dem seit Frank’s und Paulus’ Grabungen im Jahre 1875 berühmten
Federseemoor bei Schussenried festgestellt hatte. Im selben Jahr war er aber
auch schon bei der Freilegung alamannischer Gräber in einer Kiesgrube bei
Hochdorf (Kr. Biberach) beteiligt, deren Beigaben er erwarb. 1908 deckte
er alamannische Gräber bei Altbierlingen (Kr. Ehingen) auf, wodurch er
seine Sammlung um bedeutende Stücke bereichern konnte.
Angeregt durch die Forschungsergebnisse von Professor Konrad Miller
(1844—1933) in Oberschwaben benützte er 1909 und 1910 die Wasser-
leitungsbauten in Schweinhausen und in Stafflangen (Kr. Biberach), um den
Zug der Römerstraße genau festzulegen. Noch ist mir in Erinnerung, wie
er im Jahre 1912 bei einem Besuch bei Goeßler berichtete, daß ein Bauer
bei Aichbühl im Federseemoor bei der Frank’schen Grabungsstätte seit
Jahren Boden und Torf abfahre und dabei immer auf steinzeitliche Sied-
lungsreste stoße. Er selbst besuche den Platz öfters, mache auch selbst
kleinere Grabungen, um die Reste zu sichern. Das Federseemoor und andere
oberschwäbische Moore haben ihn dann nicht mehr losgelassen, wenn auch
die Kriegsjahre eine lange Unterbrechung erzwangen.
Bei meinen seit 1919 fast jährlichen Arbeiten im Federseegebiet kam
er immer, zuweilen täglich, von Biberach herüber, meist mit seinen Freun-
den Rechtsanwalt Schnorr sen. und jun., und besonders waren die Abende
in meinem Quartier im „Löwen“ von Schussenried mit ihm und Direktor
Dr. Groß, Medizinalrat Dr. Koch und Direktor Bausch vom Torfwerk immer
sehr anregend. Zuletzt waren wir im Mai 1939 während meiner Unter-
suchung der gefährdeten Grabhügel bei Reichenbach manchen Abend zu-
sammen. Nach dem ersten Weltkrieg hat er auch im Musbacher Ried, im
Schreckensee und Vorsee steinzeitliche Siedlungen festgestellt und durch
Probegrabungen viel Hausrat gewonnen und seine Sammlung stark er-
weitern können.
Persönliches
Erinnerungen an Heinrich Forschner (1880—-1959)
Von Oscar Paret, Ludwigsburg
Heinrich Forschner lernte ich wohl schon im Jahre 1908 bei Dr. Goeßler
im damaligen Landeskonservatorium (heute Staatliches Amt für Denkmal-
pflege) und in der Königlichen Altertümersammlung in Stuttgart in der
Neckarstraße 8 kennen, wo er als archäologischer Mitarbeiter gerne gesehen
war. Nachdem er im Herbst 1904 als vierundzwanzigjähriger die Zahnarzt-
praxis seines Vaters in Biberach an der Riß übernommen hatte, wurde seine
Wohnung am Markt mehr und mehr ein Mittelpunkt geologischer und
archäologischer Forschung in Oberschwaben. Schon als Schüler hatte er be-
sonderes Interesse für Geologie und Vorgeschichte und mit Sammeln be-
gonnen.
In den Fundberichten aus Schwaben, der Zeitschrift des Württember-
gischen Anthropologischen Vereins, die Goeßler seit der Übernahme seines
Amts im Jahre 1905 bearbeitete, erscheinen die ersten Beiträge Forschner’s
schon in diesem Jahr. Sein erster Bericht nennt Spuren von Pfahlbauten,
die er in dem seit Frank’s und Paulus’ Grabungen im Jahre 1875 berühmten
Federseemoor bei Schussenried festgestellt hatte. Im selben Jahr war er aber
auch schon bei der Freilegung alamannischer Gräber in einer Kiesgrube bei
Hochdorf (Kr. Biberach) beteiligt, deren Beigaben er erwarb. 1908 deckte
er alamannische Gräber bei Altbierlingen (Kr. Ehingen) auf, wodurch er
seine Sammlung um bedeutende Stücke bereichern konnte.
Angeregt durch die Forschungsergebnisse von Professor Konrad Miller
(1844—1933) in Oberschwaben benützte er 1909 und 1910 die Wasser-
leitungsbauten in Schweinhausen und in Stafflangen (Kr. Biberach), um den
Zug der Römerstraße genau festzulegen. Noch ist mir in Erinnerung, wie
er im Jahre 1912 bei einem Besuch bei Goeßler berichtete, daß ein Bauer
bei Aichbühl im Federseemoor bei der Frank’schen Grabungsstätte seit
Jahren Boden und Torf abfahre und dabei immer auf steinzeitliche Sied-
lungsreste stoße. Er selbst besuche den Platz öfters, mache auch selbst
kleinere Grabungen, um die Reste zu sichern. Das Federseemoor und andere
oberschwäbische Moore haben ihn dann nicht mehr losgelassen, wenn auch
die Kriegsjahre eine lange Unterbrechung erzwangen.
Bei meinen seit 1919 fast jährlichen Arbeiten im Federseegebiet kam
er immer, zuweilen täglich, von Biberach herüber, meist mit seinen Freun-
den Rechtsanwalt Schnorr sen. und jun., und besonders waren die Abende
in meinem Quartier im „Löwen“ von Schussenried mit ihm und Direktor
Dr. Groß, Medizinalrat Dr. Koch und Direktor Bausch vom Torfwerk immer
sehr anregend. Zuletzt waren wir im Mai 1939 während meiner Unter-
suchung der gefährdeten Grabhügel bei Reichenbach manchen Abend zu-
sammen. Nach dem ersten Weltkrieg hat er auch im Musbacher Ried, im
Schreckensee und Vorsee steinzeitliche Siedlungen festgestellt und durch
Probegrabungen viel Hausrat gewonnen und seine Sammlung stark er-
weitern können.