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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 16.1962

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Mildenberger, Gerhard: Neue Grabungen im Kastell Rißtissen
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Roeren, Robert: Ein münzdatierter Grabfund der frühen Merowingerzeit aus Heilbronn-Böckingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.68416#0135

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Neue Grabungen im Kastell Rißtissen

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hunderts doch bemerkenswert. Man wird eher annehmen dürfen, daß der
alamannische Ort eine Neugründung des 6. Jahrhunderts ist, bei der die
Gunst der Lage (Übergang der Donausüdstraße über die Riß und Nähe des
Donauübergangs) zur Errichtung der Niederlassung im Bereich des alten
römischen vicus geführt hat.
Das alamannische Dorf des 6. und 7. Jahrhunderts ist dann die Grund-
lage des heutigen Ortes geworden, der erstmals 838 als villa Tussa über-
liefert wird (1275 Tussen). Bei dieser Namensform wird die versuchte
Gleichsetzung mit dem Riusiava des Ptolemaios35 recht problematisch.
Dieser Name könnte höchstens mit dem Flußnamen Riß Zusammenhängen,
der aber erst spät zur Unterscheidung von Illertissen dem alten Ortsnamen
angefügt wurde.
Für weitere Grabungen, durch die auch einige offen gebliebene Fragen
zu klären wären, kommen vor allem die Flächen südlich der Turmstraße
und östlich des Römerwegs in Betracht, wo mit baldiger Bebauung zu
rechnen ist. Mit Hilfe der Ergebnisse der jetzigen und eventueller späterer
Grabungen lassen sich vielleicht auch die erhaltenen Pläne der Grabungen
1912 bis 1914 teilweise auswerten. Der Westteil des Kastellgeländes ist mit
Obstbäumen bestanden und zur Zeit nicht gefährdet.

Ein münzdatierter Grabfund der frühen Merowingerzeit
aus Heilbronn-Bückingen
Von Robert Roeren, Stuttgart
Mit 4 Textabbildungen und Tafel E
Aus dem Gebiet der Altstadt Heilbronn und dem links des Neckars
gelegenen Ortsteil Böckingen sind acht frühmittelalterliche Bestattungs-
plätze bekannt* 1 mit zum Teil bemerkenswerten Funden. So enthielt ein
Frauengrab des Friedhofs am Rosenberg bei der Brauerei Cluß ein Elfen-
beinkästchen mit Christusmonogramm und einen Silberlöffel mit Inschrift,2
ein Grab des Böckinger Gräberfeldes in Flur „Zigeunerstock“ einen
Schnallenbeschlag mit Runeninschrift,3 ein Frauengrab vom Gelände des
heutigen Rangierbahnhofs (Flur „Klammenäcker“) eine Halskette mit 13
geösten Silbermünzen4 und das Frauengrab 1 vom Forchenweg (siehe
Abb. 1) ein Paar Bügelfibeln, Hals- und Armring sowie eine Bronze-
schüssel.5
Etwa 10 m von dem zuletzt genannten Grab entfernt stieß man Anfang
März 1959 bei der Ausschachtung für Haus Forchenweg 2 auf ein weiteres
Grab mit reichen Beigaben (Forchenweg Grab 2, vgl. Abb. 1). Da der Erd-
aushub mit dem Bagger erfolgte und das Skelett mit Ausnahme des Schä-
35 O. Paret, a. a. O. 364.
1 Fundber. aus Schwaben NF 15, 1959, 185 ff. mit Taf. N, hinter S. 186 (Lageplan).
2 Nr. 2 auf Lageplan (siehe Anm. 1), rechts des Neckars. — W. Veeck, Die Alamannen
in Württemberg. Germ. Denkmäler der Völkerwanderungszeit. Bd. I (1931) 216 ff.,
Taf. 9 B, 1 und 30, 1. — G. Beiler, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des
Oberamts Heilbronn a. N. Veröff. d. Hist. Vereins Heilbronn 18, 1937, Taf. 10 Abb. 3
(Gesamtfund).
3 Links des Neckars, Nr. 1 des Lageplans (siehe Anm. 1). — Fundber. aus Schwaben
NF 14, 1957, 211 mit Taf. 64, 11 und Taf. 31 C.
4 Links des Neckars, Nr. 4 des Lageplans (siehe Anm. 1). — Veeck 215 (I) mit Taf. 30, 3.
— Veröff. d. Hist. Vereins Heilbronn 6, 1896—1900 (1900), 29 ff., Taf. 3, 1—7.
5 Links des Neckars, Nr. 6 des Lageplans (siehe Anm. 1). — Fundber. aus Schwaben
NF 12, 1952, 101 f., Taf. 22.
 
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