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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 1) — München, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.835#0424
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414 Die Bronzefunde aus Olympia und deren kunstgeschichtliche Bedeut„mo

greise Dämon wenigstens in Byzanz unter dem Bilde eines unterwärts in einen
Fischschwanz ausgehenden Mannes verehrt ward, glaube ich aus folgendem
schließen zu können: nach Polemo (bei Athen. XI, p. 480a) befand sich im
vadg Bv£avücm>, d. h. im Schatzhause der Byzantier zu Olympia, die Statue
eines Tqkmv y.vnagiaaivog i%<ov y.gazdviov ägyvgovv, offenbar. ein sehr altes
Holzbild; was ist wahrscheinlicher als daß es den von den Byzantiern verehrten
Halios Geron darstellte, dem Polemo oder die Exegetentradition Olympias wegen
der fischschwänzigen Bildung den geläufigen Namen Triton gab? — Die Vor-
stellung des fischschwänzigen, Wahrheit verkündenden Greises ist indess
vielleicht nicht ursprünglich griechisch, sondern semitisch-orientalisch. Eine
offenbare Parallelfigur unseres Geron, die indess in den Volksglauben nicht tiefer
eingedrungen scheint, ist Ophion, dessen phönikischer Ursprung unzweifelhaft
ist; auch er ist ein yegmv,1 wie es scheint in der Tiefe des Meeres2 und sein wahr-
sagendes Wesen zeigt sich in einer Tradition rein phönikischer Herkunft;3 zwischen
Schlangen- (worauf der Name weist) und Fischschwanz scheint nicht wesentlich
1 unterschieden worden zu sein; jedenfalls ist seine Gattin Eurynome, die nach
der Ilias (18, 398) in der Tiefe des Meeres wohnt, und die nach den Kosmogonen
mit Ophion vor Kronos und Rhea geherrscht haben soll (schol. Lyc. 1192), in
einem von den Hüften ab fischleibigen Bilde bei Phigalia verehrt worden (Paus.
VIII, 41, 4 ff.), also in der der phönikischen Göttin Derketo eigenen Bildung
(Luc. de Syr. dea p. 460), wie Ophion dem mit jener verehrten fischschwänzigen
Dagon zu entsprechen scheint. Die Monumente gereichen uns zu einer wesentlichen
Stütze, indem wir den fischschwänzigen Dämon, genau in der Bildung unseres Halios
Geron, ja häufig auf alten babylonischen und assyrischen Siegeln4 und selbst
auf einem assyrischen Relief vom Ende des achten Jahrhunderts sehen;* auch
auf Münzen persischer Könige mit phönikischen Inschriften erscheint er." — Ist
nun jedenfalls der künstlerische Typus, vielleicht auch das ganze Wesen des
Halios Geron semitisch-orientalischen Ursprungs, so dürfte für den Kampf des
Herakles mit ihm wohl dasselbe gelten und es würde sich sehr gut erklären, daß

1 Nonn. Dionys. 41, 352 ycocor . . . '0<plav; Luc. Tragodop. 101 & ytomv . ■ ■ W'"'-
- Bei Lucian a. a. 0. wird er parallel mit Nereus und Tethys genannt.
1 Nonnus a. a. 0. wo er auf sieben den Planeten entsprechenden »Vo*« die W« "
geschiente der Zukunft aufschreibt (vgl. Movers, Phöniz.'l, S. 108); vgl. Müller, Frg.
llistor. III, 572 xasi fyxrlxwy Si xal fagsuiSr/s /.afiwr zits AfOQuag BnoUyilos "9' «»»•■•
'CVoros fcoc ... Zu vgl. ist auch der babylonische Oannes, der alle Weisheit ge-
bracht haben soll und nach Berossos, fr. 1,3, mit dem aus assyrischen Monumenten
wohlbekannten Gotte mit dem übergestülpten Fische zu identifizieren ist.

* Lajard, Rech, sur le eulte de Mitlira Tat. 62, 1.2; 17,2; 31,5; Layard, W •
at Nin. 1853, S. 343, zwei Steine wovon der eine = King, Ant. gems a. rings II, Tat *
5 Botta, Monum. de Niniv. Tai 32 u. 34, aus Sargons Palast. . ,de

G Mionnet, Suppl. VIII, S.427, Nr.35. [Gemmen III S. 112. Goldfund von Vetterst
S. 25.1 l
 
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