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https://doi.org/10.11588/diglit.13166#0227
Das Erbe der Antichitä Cristiane
199. San Cesareo de Appia, Inneres
Stoffen, die Baronio ex novo ausgewählt hatte, wurde die
Kampagne auch hier über den gesamten Kirchenraum
ausgedehnt. Wie in Santo Stefano rückte die alte Dekora-
tion in den Fluchtpunkt eines sehr viel weitläufigeren En-
sembles und beglaubigte so die Fiktion einer „restauratio"
der Innenausstattung. Komplettiert wurde diese Wirkung
durch archaisches Kultmobiliar wie Ambo und Zibo-
rium.
Studien zum „Enrly Christinn Revival" im nachtridenti-
nischen Rom haben oft die Vielseitigkeit dieser Bewe-
gung herausgestellt, die sich über die Bildkünste hinaus in
Theologie, Wissenschaft und Sammlungsgeschichte
niederschlug. Zu nennen wären diesbezüglich:
• die Hinwendung zu Frühchristentum und Mittelalter
in der Kirchengeschichte (Baronio).521
• die Begründung einer christlichen Archäologie im letzten
Drittel des 16. Jahrhunderts, die durch die große Kata-
komben-Entdeckung von 1578 wichtige Impulse erhielt
(Onofrio Panvinio, Pompeo Ugonio, Alonso Chacon, An-
tonio Bosio, im späten 17. Jahrhundert Giovanni Ciampi-
ni).
• die Bemühung um visuelle Dokumentation christlicher
Denkmäler in verschiedenen Zeichnungskampagnen
(Chacon, Bosio, Giacomo Grimaldi, Francesco Barberi-
ni und die Brüder dal Pozzo).523
• einzelne Schritte einer Aufwertung frühchristlich-
mittelalterlicher Kunst in der Kunsthistoriographie
(Giulio Mancini).524
Woher die Motivation zu einer derart intensiven und
weit gefächerten Auseinandersetzung mit der frühchrist-
lichen Kultur rührte, liegt angesichts der historischen
Großwetterlage auf der Hand: Ausschlaggebend dürfte
auch in diesem Punkt der hohe Legitimationsdruck ge-
wesen sein, dem sich die römische Kirche im konfessio-
nellen Zeitalter ausgesetzt sah. Die Hinwendung zu den
Anfängen, zur Zeit der Apostel und Märtyrer, konnte den
Anspruch der römischen Kirche stärken, rechtmäßige Al-
leinerbin des frühen Christentums zu sein. Doch damit
sind erst die allgemeinsten Koordinaten eines Phänomens
benannt, dessen kulturelle Triebkräfte genauerer Analyse
bedürfen. Für den Bereich der Bildkunst ist der Blickwin-
kel über Wiederherstellungen ä In Baronio hinaus be-
trächtlich zu erweitern. Im Kontext meiner Arbeit stellen
sich die Restaurierungen frühchristlicher Kirchen nur als
ein Sonderfall eines größeren Spektrums von Initiativen
dar. Das übergreifende Ziel dieser Maßnahmen war es, ei-
225
199. San Cesareo de Appia, Inneres
Stoffen, die Baronio ex novo ausgewählt hatte, wurde die
Kampagne auch hier über den gesamten Kirchenraum
ausgedehnt. Wie in Santo Stefano rückte die alte Dekora-
tion in den Fluchtpunkt eines sehr viel weitläufigeren En-
sembles und beglaubigte so die Fiktion einer „restauratio"
der Innenausstattung. Komplettiert wurde diese Wirkung
durch archaisches Kultmobiliar wie Ambo und Zibo-
rium.
Studien zum „Enrly Christinn Revival" im nachtridenti-
nischen Rom haben oft die Vielseitigkeit dieser Bewe-
gung herausgestellt, die sich über die Bildkünste hinaus in
Theologie, Wissenschaft und Sammlungsgeschichte
niederschlug. Zu nennen wären diesbezüglich:
• die Hinwendung zu Frühchristentum und Mittelalter
in der Kirchengeschichte (Baronio).521
• die Begründung einer christlichen Archäologie im letzten
Drittel des 16. Jahrhunderts, die durch die große Kata-
komben-Entdeckung von 1578 wichtige Impulse erhielt
(Onofrio Panvinio, Pompeo Ugonio, Alonso Chacon, An-
tonio Bosio, im späten 17. Jahrhundert Giovanni Ciampi-
ni).
• die Bemühung um visuelle Dokumentation christlicher
Denkmäler in verschiedenen Zeichnungskampagnen
(Chacon, Bosio, Giacomo Grimaldi, Francesco Barberi-
ni und die Brüder dal Pozzo).523
• einzelne Schritte einer Aufwertung frühchristlich-
mittelalterlicher Kunst in der Kunsthistoriographie
(Giulio Mancini).524
Woher die Motivation zu einer derart intensiven und
weit gefächerten Auseinandersetzung mit der frühchrist-
lichen Kultur rührte, liegt angesichts der historischen
Großwetterlage auf der Hand: Ausschlaggebend dürfte
auch in diesem Punkt der hohe Legitimationsdruck ge-
wesen sein, dem sich die römische Kirche im konfessio-
nellen Zeitalter ausgesetzt sah. Die Hinwendung zu den
Anfängen, zur Zeit der Apostel und Märtyrer, konnte den
Anspruch der römischen Kirche stärken, rechtmäßige Al-
leinerbin des frühen Christentums zu sein. Doch damit
sind erst die allgemeinsten Koordinaten eines Phänomens
benannt, dessen kulturelle Triebkräfte genauerer Analyse
bedürfen. Für den Bereich der Bildkunst ist der Blickwin-
kel über Wiederherstellungen ä In Baronio hinaus be-
trächtlich zu erweitern. Im Kontext meiner Arbeit stellen
sich die Restaurierungen frühchristlicher Kirchen nur als
ein Sonderfall eines größeren Spektrums von Initiativen
dar. Das übergreifende Ziel dieser Maßnahmen war es, ei-
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