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Die Gartenkunst — 13.1911

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Fischer, Rudolf: Der Schillerpark in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0046

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38

DIE GARTENKUNST.

XIII, 2

Er hatte wirklich nicht unrecht! Das ganze Ge- wurf zur Ausführung bestimmte und seinem Verfasser
lande der Reh- oder Wurzelberge wird mit Ausnahme Einfluß auf die Ausführung einräumte. So ist der
eines kleinen Teiles aus sterilem weißen Flugsand, im Schillerpark der erste der zahlreichen prämiierten Ent-
Volksmund „märkischer Schnee", gebildet. In dieser würfe Bauers, welcher ausgeführt wurde.
Wüste bildeten ein paar kümmerliche Kiefern und die Eine ausführliche Beschreibung dieses Projektes
blaugrauen Büschel des Strandhafers die einzige Vege- an dieser Stelle dürfte sich wohl erübrigen, da der Ent-
tation. An zwei Stellen erheben sich lange, in west- wurf im Juliheft 1908 (Nr. 7) der „Gartenkunst" an
östlicher Richtung verlaufende Dünen 10 bezw. 14 m der Hand des Bauerschen Erläuterungsberichtes bereits
über die Ebene. Sie sind gleich den hier und da in beschrieben wurde. Es wird daher genügen, hier den Plan
der Mark auftretenden, noch größeren Plöhenrücken der Anlagen zu zeigen, wie sie jetzt zur Ausführung
fast durchweg aus Sand gebildet, der, neptunischen gelangen. In der Erläuterung wird man sich auch auf
Ursprungs, von den Schmelzwassern der großen Eiszeit die Abänderungen des Konkurrenzentwurfes, wie sie
in dem sogenannten Berliner Haupttal abgelagert wurde. vor und während der praktischen Ausführung not-
Als die Wasser sich später einen anderen Weg suchten wendig wurden, beschränken können,
und dieses Tal austrocknete, wurde der Sand in dem Es sei nur gestattet, kurz zu rekapitulieren: Der
Zeitraum, den man als Steppenperiode zu bezeichnen Schillerpark zerfällt in zwei durch die Barfusstraße ge-
pflegt, unter der Herrschaft der sehr trockenen Ost- trennte Teile, den südöstlichen, auf welchem die
winde zum Teil zu langen, von Ost nach West gerich- dreigliedrige Gartenterrasse und in ihrer Achse ge-

Schillerpark Berlin: Ansichtzeichnungen der Terrassen-Anlagen.

teten Dünenkämmen zusammengeweht. So entstanden
die Rehberge. —

Die Anregungen einzelner Stadtväter, auf diesem
Gelände einen Volkspark zu schaffen, wurden von den
Gemeindebehörden mit Eifer aufgenommen. Das ur-
sprünglich für den Park in Aussicht genommene Ge-
lände bezog einen See in der Nähe, den benachbarten
städtischen Müllabladeplatz u. a. m. mit ein, so daß
der Flächenraum viermal so groß war als heute. Ja,
man hatte sogar daran gedacht, den Park bis an die
600 m entfernte Jungfernheide auszudehnen und in den
weiten Forst übergehen zu lassen.

Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit,
Leicht beieinander wohnen die Gedanken,
Doch hart im Räume stoßen sich die Sachen.

All diese schönen Pläne scheiterten an den hohen
Terrainkosten; sie machten eine Ausführung des groß-
zügigen Projektes unmöglich; mußten doch schon von
dem jetzigen, 25 ha umfassenden Parkgelände ca.
17,5 ha für 1% Millionen Mark erworben werden.

Im Dezember 1907 kam es dann zu dem Preis-
ausschreiben, aus welchem Bauer-Magdeburg als Sieger
hervorging. Es wurde allgemein mit Genugtuung be-
grüßt, daß die Stadtgemeinde den preisgekrönten Ent-

legen die baumumrahmte Schülerwiese von 3,5 ha domi-
nieren, und den nordwestlichen mit einer breiten
Wandelallee und der auf ihr basierenden Bürgerwiese.
Das ganze Parkgebiet (rund 25 ha) ist durch dichte
Pflanzstreifen in einer respektablen Breite von durch-
schnittlich 30 m gegen die umgebenden Straßen ab-
geschlossen.

Auf Wunsch der Gemeindebehörden hatte Herr
Bauer seinen Plan einer Umarbeitung unterzogen zum
Zwecke einer Vermehrung schattiger Spazierwege in
der Umgebung der Bürgerwiese. Diese wurde von
6 auf 3,5 ha reduziert und bis auf die Schaffung einer
mäßigen horizontalen Fläche für Ballspiele im großen
und ganzen wellig gelassen. Auf die Kuppen sind
mehrere Einzelbäume, Feldrüstern und Eschen, als
Schattenspender verteilt. Eine am Rande der Wiese
vorhandene langgestreckte Mulde, wohl eine alte ver-
sandete Wasserader, reizte zur Erhaltung und Betonung
ihrer ursprünglichen Bestimmung durch Ansiedelung
von Sumpf- und Wasserpflanzen. Der Rücken der
nördlichen Düne, welche durch die Verkleinerung der
Bürgerwiese erhalten wurde, diente zur Schaffung der
gewünschten schattigen Partien. Wie aus dem Plane
ersichtlich, paßt sich dieses Gebiet dem Gelände genau
 
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