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Die Gartenkunst — 13.1911

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Zahn, Fritz: Wettbewerb "Rüdesheimer Platz"in Wilmersdorf bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0084

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76

DIE GARTENKUNST.

XIII, 4

Wegen des festen Bandes der Straßenbäume vor den
Gartenterrassen verweise ich auf meine Ausführungen
in Heft 3 Seite 50.

Der Entwurf „Paradies" von F. Berger-
Schöneberg hat diesen Fehler vermieden, läßt die
Gartenterrassen frei gegen den Platz sich öffnen, so
daß man von dem Promenadenweg einen ungehinderten
Blick auf die blumengeschmückten Terrassen hat und
die Architektur nicht hinter den Bäumen versteckt ist.
(Abb. Seite 74.) Die Ansicht aus der Vogelschau
mag gleichzeitig den Grundplan ersetzen. Sie läßt
uns die Aufteilung des von dichtem Baumkranz um-
schlossenen Platzes erkennen, zeigt das große recht-
eckige Wasserbecken inmitten desselben und die archi-
tektonischen Abschlüsse an den Schmalseiten.

Von dem Entwurf „Mosel" des Architekten
Alfred Wünsch e-Friedenau und Bildhauer Hans
Schmidt-Steglitz bringe ich nur das Modell, das die
eine Hälfte des symmetrisch behandelten Platzes von
der Landauerstraße gesehen darstellt. Aus diesem
und einigen erklärenden Worten wird die Vorstellung
des Grundplanes und der Aufteilungslinien leicht mög-
lich sein.

Der allgemeine Gesamteindruck ist der einer sehr
sonnigen Anlage, da die alle anderen Entwürfe aus-
zeichnenden Baumpflanzungen fehlen, jedoch da vor-
handen sind, wo sie am leichtesten entbehrt werden
können, vor den Gartenterrassen.

Die Lage der Spielplätze an den Straßen ohne
jedwede feste Trennung von denselben ist wenig gün-
stig und dürfte in der Praxis an den verkehrsreichen
Straßen sich wohl geradezu als gefährlich erweisen.

Die seitlich offenen Laubengänge sind als solche nicht
anzusprechen.

„Einheitlich" von Architekt Hoppe-Wies-
baden ist eine durch Baumreihen von den umgebenden
Gebäuden und Gartenterrassen vollständig abge-
schlossene Platzanlage, verstärkt in ihrer Geschlossen-
heit und Einheitlichkeit durch die um 2,0 m tiefere
Lage gegenüber den Straßen. Als besonderen Vorzug
müssen wir den parallel zu den Straßen, etwa 0,50 m
tiefer als diese liegenden Weg bezeichnen, dessen
schattige, völlig gegen die Straßen geschützte Sitz-
plätze einen guten Einblick in den Hauptteil des
Platzes geben.

Wie versucht ist, trotz des dichten Baumgürtels,
Platz, Gartenterrassen und Gebäude zu verbinden,
kann aus dem Grundplan, aus der Anlage der Treppen
ersehen werden. Die beigegebene Abbildung und die
Erläuterungen zum Grundplan werden auch ohne
weitere Hinweise das Gesamtbild dieses „einheitlichen"
Platzes deutlich machen.

Ganz anders in Auffassung und Einteilung ist die
letzte der angekauften Arbeiten: „Rheingold,
reines Gold, wie lauter und hell" von Garten-
architekt Blumberger-Wädenswil bei Zürich. Drei
Platzzentren, von denen das mittelste am stärksten
betont ist durch eine 25,0 m hohe Brunnengruppe,
geben die Hauptpunkte der Einteilung. Erscheint der
Grundplan in seinen Linien noch ruhig, bedingt auch
durch die wirkungsvolle Zeichentechnik, so läßt das
im Maßstab 1 : 100 beigegebene kolossale Modell eine
ziemlich starke Unruhe in dem Aufbau erkennen.
„Zuviel des Guten" könnte man sagen. Das gilt in glei-
chem Maße auch
von dem Erläute-
rungsbericht, der
oftzuweitvonsei-
ner eigentlichen
Bestimmung ab-
weicht und sich
verliert in wohl

gut gemeinte,
dem Verständnis
und der klaren
sachlichen Beur-
teilung aber we-
nig nützliche
Schwärmerei.
„Zuviel" kann
auch Anwendung
finden auf die Ar-
beit, die sich der

Verfasser ge-
macht hat. Außer
dem Riesenmo-
dell, das in seinen
Einzelheiten sehr
fein durchgear-
beitet war und

Neben der künstlerischen hat die praktische Seite der Anlage, ein Aufenthalt für die Anwohner zu sein, besondere
Beachtung erfahren, daher auch die von Pergolen abgeschlossenen Kinderspielplätze. Im Zentrum der Anlage steht
ein Säulentempel mit Brunnen. Als Material für die Architekturen ist Muschelkalk oder Stampfbeton mit rauher
Oberflächenbearbeitung gedacht. Als Bepflanzung sollen zwischen den Ballustraden Taxushecken und in den vertieft
liegenden Teilen „Stauden von Trauerweiden" in guter Abwechslung mit dunklerer Bepflanzung wie Kugelbuxus
dienen. Die Wasserbecken sind mit farbigen, nach der Jahreszeit wechselnden Blumenrabatten zu umgeben.

Wettbewerb Rüdesheimer Platz, Wilmersdorf bei Berlin. Modell des Entwurfs von Architekt
A. Wünsche, Friedenau, und Bildhauer H. Schmidt, Steglitz. (Angekauft.)
 
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