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DIE GARTENKUNST.
XIII, 4
um die Mittagszeit, wenn die bienenumsummten Kelche ist es in fast jedem Bauerngarten zu finden, über und
sich weit geöffnet haben, stehen unsere Düsseldorfer über mit Blumen bedeckt. Besonders schön ist auch
Bürger staunend am Wegrande und betrachten die die rotgefüllte Abart, im Waldpark freilich ist die ein-
kleinen, großen Frühlingswunder. Dort stehen sie so fache Stammart zweifellos die beste,
buntfarbig durcheinander, daß mein Töchterchen gestern Auch die Primeln fangen an zu erblühen. Zuerst
sagte: „Sieh Vater, das sieht gerade so aus, als wenn ist immer die schöne Primula denticulata da, mit ihren Primuia
die Crocusblümlein Nachlaufen spielten, wie wir auf kurzgestielten lilafarbenen, bald heller, bald dunkler dentlculata
dem Schulhof."' Es ist nicht gerade leicht, sie so gefärbten Blumen. Sie liebt wie die meisten ihrer
ungezwungen zu pflanzen, oft mißlingt die Pflanzung, Art ziemlich feuchten, lehmigen Boden, ist hier aber
sie sehen dann zu sehr gepflanzt und zu wenig ge- wirklich dankbar. Seit Jahren erfreue ich mich in
wachsen und geworden aus. Mir persönlich gefallen einem hiesigen Garten über eine ganz niedrige, schon
übrigens die blauen, violetten und weißen noch besser zu Anfang März blühende Primel von ausgesprochen
wie die grellfarbigen gelben. Überhaupt ist bei den alpinem Charakter, deren dichte flache Blattpolster über
Blumen ein klares Blau oder Violett eine kostbare und über mit kleinen kurzgestielten, gelben Blüten be-
und verhältnismäßig seltene Farbe, die dem Frühling deckt sind (acaulis ist es nicht). Kennt einer der Fach-
genossen diese frühe,
zierliche Primelart?
Scilla sibirica, nu- siMrica
tans und campanulata SclUa
mit ihren Blaublüten
stehenam Rande der
Gehölzgruppen zusam-
men mit der verwand-
ten Chionodoxa. Auch chiono-
die Traubenhyancyn- doxa
the (Muscari botryo- Muscari
ides) beeilt sich, mit
ihren blauen Perlblu-
men nachzukommen.
Doch weiter hin-
ten im Park leuchtet
mir aus dem Birken-
hain, der teilweise mit
Alpenrosen unter-
pflanzt ist, eine Masse
rotvioletter Blüten ent-
gegen. Ich eile hin zu
diesemFarbenfleck und
es grüßen mich ver-
Eranthis hiemalis zwischen Gehölz. März 1910. traut die Blumen von
Rhododendron prae- Rhodo-
noch am besten gelingt. Wie kostbar blau ist z. B. cox. Da der Frost sie verschonte, sind sie in diesem p™edcr™
Iris Iris reticulata. Diese schöne Zwiebel-Schwertlilie ist Jahre ganz besonders .schön. Wo für diesen noch seltenen
ret,cuIata noch wenig bekannt und doch gehört sie zu den Frühlingsblüher ein Plätzchen vorhanden, da sollte, man
edelsten und frühesten Frühlingsblühern, kommt noch ihn anpflanzen, er wird sich rasch und dauernd Freunde
vor dem Crocus, oft schon im Januar und Februar, sie erwerben.
hat eine satte, dunkelpurpurblaue Farbe, die viel- Etwas weiter im Park blühen breite Polster von
leicht nur von dem Blau der Enzianen übertroffen Erica carnea, und darüber huschen und summen fleißige Erica
wird. Ähnlich, aber mehr lichtblau ist die gleichzeitig Immen und dicke Hummeln, am ersten Frühlingstage carnea
Ms blühende Iris histrioides; man darf sie freilich nicht wird hier der Gedanke schon zum Spätsommer und
h,strloldes neben ihre dunkelblaue Schwester setzen, sonst fällt Herbst , geleitet.
sie gegen deren satte Farbe doch etwas ab. Galanthus Daphne mezereum, der Seidelbast, hat schon fast Dapi
ine
mezereum
und Eranthis sind hier schon verblüht, Galanthus ist abgeblüht und bemüht sich die ersten Blätter den
Leukojuni abgelöst durch Leukojum vernum, welches als Blume rosafarbenen Blüten nachzuschieben.
\ernum ja we.^. scngner jst ajs sejn frühes, aber bescheidenes In der Nähe der Birken stehen Lärchen, es ist
Schwesterlein. die sibirische Art Larix leptolepis. Die Knospen sind Larix
Anemone Jetzt blüht auch das Leberblümchen mit seinen dick geschwollen, das lichte Grün drängt schon aus lePtolePsls
hepatica vi0lettblauen Blümchen. Hier im bergischen Lande den braunen Blattschuppen und in einigen Tagen
DIE GARTENKUNST.
XIII, 4
um die Mittagszeit, wenn die bienenumsummten Kelche ist es in fast jedem Bauerngarten zu finden, über und
sich weit geöffnet haben, stehen unsere Düsseldorfer über mit Blumen bedeckt. Besonders schön ist auch
Bürger staunend am Wegrande und betrachten die die rotgefüllte Abart, im Waldpark freilich ist die ein-
kleinen, großen Frühlingswunder. Dort stehen sie so fache Stammart zweifellos die beste,
buntfarbig durcheinander, daß mein Töchterchen gestern Auch die Primeln fangen an zu erblühen. Zuerst
sagte: „Sieh Vater, das sieht gerade so aus, als wenn ist immer die schöne Primula denticulata da, mit ihren Primuia
die Crocusblümlein Nachlaufen spielten, wie wir auf kurzgestielten lilafarbenen, bald heller, bald dunkler dentlculata
dem Schulhof."' Es ist nicht gerade leicht, sie so gefärbten Blumen. Sie liebt wie die meisten ihrer
ungezwungen zu pflanzen, oft mißlingt die Pflanzung, Art ziemlich feuchten, lehmigen Boden, ist hier aber
sie sehen dann zu sehr gepflanzt und zu wenig ge- wirklich dankbar. Seit Jahren erfreue ich mich in
wachsen und geworden aus. Mir persönlich gefallen einem hiesigen Garten über eine ganz niedrige, schon
übrigens die blauen, violetten und weißen noch besser zu Anfang März blühende Primel von ausgesprochen
wie die grellfarbigen gelben. Überhaupt ist bei den alpinem Charakter, deren dichte flache Blattpolster über
Blumen ein klares Blau oder Violett eine kostbare und über mit kleinen kurzgestielten, gelben Blüten be-
und verhältnismäßig seltene Farbe, die dem Frühling deckt sind (acaulis ist es nicht). Kennt einer der Fach-
genossen diese frühe,
zierliche Primelart?
Scilla sibirica, nu- siMrica
tans und campanulata SclUa
mit ihren Blaublüten
stehenam Rande der
Gehölzgruppen zusam-
men mit der verwand-
ten Chionodoxa. Auch chiono-
die Traubenhyancyn- doxa
the (Muscari botryo- Muscari
ides) beeilt sich, mit
ihren blauen Perlblu-
men nachzukommen.
Doch weiter hin-
ten im Park leuchtet
mir aus dem Birken-
hain, der teilweise mit
Alpenrosen unter-
pflanzt ist, eine Masse
rotvioletter Blüten ent-
gegen. Ich eile hin zu
diesemFarbenfleck und
es grüßen mich ver-
Eranthis hiemalis zwischen Gehölz. März 1910. traut die Blumen von
Rhododendron prae- Rhodo-
noch am besten gelingt. Wie kostbar blau ist z. B. cox. Da der Frost sie verschonte, sind sie in diesem p™edcr™
Iris Iris reticulata. Diese schöne Zwiebel-Schwertlilie ist Jahre ganz besonders .schön. Wo für diesen noch seltenen
ret,cuIata noch wenig bekannt und doch gehört sie zu den Frühlingsblüher ein Plätzchen vorhanden, da sollte, man
edelsten und frühesten Frühlingsblühern, kommt noch ihn anpflanzen, er wird sich rasch und dauernd Freunde
vor dem Crocus, oft schon im Januar und Februar, sie erwerben.
hat eine satte, dunkelpurpurblaue Farbe, die viel- Etwas weiter im Park blühen breite Polster von
leicht nur von dem Blau der Enzianen übertroffen Erica carnea, und darüber huschen und summen fleißige Erica
wird. Ähnlich, aber mehr lichtblau ist die gleichzeitig Immen und dicke Hummeln, am ersten Frühlingstage carnea
Ms blühende Iris histrioides; man darf sie freilich nicht wird hier der Gedanke schon zum Spätsommer und
h,strloldes neben ihre dunkelblaue Schwester setzen, sonst fällt Herbst , geleitet.
sie gegen deren satte Farbe doch etwas ab. Galanthus Daphne mezereum, der Seidelbast, hat schon fast Dapi
ine
mezereum
und Eranthis sind hier schon verblüht, Galanthus ist abgeblüht und bemüht sich die ersten Blätter den
Leukojuni abgelöst durch Leukojum vernum, welches als Blume rosafarbenen Blüten nachzuschieben.
\ernum ja we.^. scngner jst ajs sejn frühes, aber bescheidenes In der Nähe der Birken stehen Lärchen, es ist
Schwesterlein. die sibirische Art Larix leptolepis. Die Knospen sind Larix
Anemone Jetzt blüht auch das Leberblümchen mit seinen dick geschwollen, das lichte Grün drängt schon aus lePtolePsls
hepatica vi0lettblauen Blümchen. Hier im bergischen Lande den braunen Blattschuppen und in einigen Tagen