Die Gartenkunst (13.1911)

8G DIE GARTENKUNST. XIII, 5

Sprengungen und Spal-
tungen des Mauerwerks
hervorgerufen an den
Burgruinen Münzenberg in
der Wetterau, Hirschhorn
am Neckar, Hinterburg zu
Neckarsteinach, an der
Ruine des Auerbacher
Schlosses an der Berg-
straße. Hierbei wurden

durch die Fugen des
Mauerwerks gewachsene
Efeustämme und Aste bis
zu einem Durchmesser von
10 Zentimeter wahrge-
nommen, und es wurde be-
obachtet, wie durch diese
Astwucherungen die äu-
ßeren, häuptig bearbeite-
ten Mauerschichten teils
nesterweise, teils in grö-
ßeren Flächen von der Hin-
termauerung abgesprengt
waren, so daß letztere viel-
fach dem Einsturz drohte.

Villa Lante bei Bagnaja: Großes Wasserbecken mit dem einen Casino und Hauptachse. Um diesem Ubelstande

Phot. Moscioni, Rom. abzuhelfen, d.h. die größ-

ten Schäden zu beseitigen,

Bei den Restaurierungsarbeiten am Chorabschluß hat man nur die gefährlichen großen Aste abgesägt, den
der Klosterkirche zu Clus und am Rathaus in Ganders- jungen Nachwuchs aber bestehen lassen, um das Grün nach
heim hat man im Mauerwerk armstarke Efeuzweige ge- Möglichkeit zu erhalten. Seitdem durch die Denkmal-
funden, die die vollständige Zerstörung der Mauer ver- pflege die genannten Bauwerke überwacht werden,
ursacht hatten, so daß der Abbruch und die völlige sucht man den Pflanzenwuchs von Fall zu Fall an jenen
Erneuerung nötig wurden. Das Baumaterial war Bauteilen zu beseitigen, deren Mauerwerk in der Stand-
Muschelkalk. Ähnliches wurde bei der Burg Wind- Sicherheit und Erhaltung bedroht erscheint". Daß der
hausen bei dem Dorfe Windhausen und bei dem vor etwa Efeu dem Mauerwerk einen gewissen Schutz gewähre,
70 Jahren erbauten Wohnhaus und der Einfriedigungs- hält Hofmann für unzutreffend. Nach seinen Erfah-
mauer der herrschaftlichen Försterei in Grünenplan rungen wird die Trockenhaltung des Mauerwerks ver-
festgestellt. Auch an dem Wohnhaus des Groß- hindert, der Fugenmörtel zerstört und das Steinwerk,
köters Heinrich Lesemann und am Stallgebäude des namentlich aber Sandstein, an der Außenfläche durch
Halbmeiers Friedrich Eilers drang der Efeu tief in hinter dem Efeu auftretende Frostschäden zersetzt,
das Mauerwerk ein. Es ist wohl anzunehmen, dass Aus den genannten Beispielen geht hervor, daß

schlechtes Mauerwerk alle diese Schäden ermöglichte, der Efeu unter Umständen den Bauten allerdings auch
Eine sehr spezifizierte Beobachtung hat in dieser Rieh- schweren Schaden zufügen kann. Der Angelpunkt der
tung der Kreisobergärtner Lange in Luckau in der Mark Efeufrage liegt in der Güte und Härte des Baumaterials,
Brandenburg gemacht an einem Wohnhaus im Dorfe in der dichten Fugung und indem gut bindenden und
Massen. Das Haus ist aus Ziegeln erbaut, nicht ver- haftenden Mörtel. Sind das Baumaterial, der Mörtel
fugt. Der Mörtel ist sehr minderwertig, der Boden und der Verband schlecht, so sind Schäden zu ge-
feucht. An der Südwestwand steht ein vielleicht 40 Jahre wärtigen. Es muß dann, will man den Efeu dennoch
alter Efeu. Neben den sogenannten Haftorganen haben schonen, durch sorgfältige Überwachung und periodische
sich auch Wurzeln entwickelt, die schon bis zu 10 Zenti- Untersuchung des Objekts vorgebeugt werden; der
meter in die Fugen eingedrungen sind und den Mörtel Efeu muß von Zeit zu Zeit gründlich aus- und zurück-
in fast staubtrockenes Pulver zersetzen. Anscheinend geschnitten, das Mauerwerk ausgebessert werden; auch
begünstigt also der schlechte Mörtel und die mangelnde dem Reinhalten des Efeus ist besondere Aufmerksam-
Verfugung die Wurzelbildung. keit zu widmen; wird der Efeu nicht von absterbenden

Den Gegnern des Efeus hat sich auch Geh. Ober- Blättern, verlassenen Vogelnestern, auch Mäuse- und
baurat Hofmann in Darmstadt zugesellt. Er schreibt: Rattennestern, vom Kot der nächtigenden Vögel ge-
„Starke Efeuwucherungen haben große Zerstörungen, säubert, dann bildet er in solchem faulenden Material