90 DIE GARTENKUNST. XIII, 5
det, sondern nur biegt und heftet. Laubengänge von grö-
ßeren Ausmessungen pflegen ihre Spitze nach oben zu
kehren, so daß Querschnitte, wie die Figur Seite 89
unten es zeigt, entstehen. Es gibt auch seitlich offene
Laubengänge, aus Hochstämmen im Abstände von
1 — 2 m gepflanzt; deren Blattwerk beginnt dann erst
in 2—2,5 m Höhe, und sie wirken luftiger und freier,
hallenähnlich.
In neueren Gärten habe ich Laubengänge fast gar-
nicht gesehen. Man muß schon alte Gärten aufsuchen,
wenn man Art, Konstruktion und Raumwirkung dieses
Gebildes studieren will. Die Abbildung hier unten zeigt
einen Laubengang aus Jersbek (Holstein), von Linden
gepflanzt, ungefähr 140 Jahre alt, die Abb. Seite 91 einen
Durchblick durch die mittlere torähnliche Öffnung
dieses Ganges. Man sieht dort längs eines Hecken-
ganges zu einer Lindenlaube, in deren Mitte eine
Skulptur (Kindergruppe aus Sandstein) aufgestellt ist.
Dieser etwas verwilderte, ausgewachsene Laubengang
wirkt dennoch feierlich wie ein Kirchenraum; von außen
bildet er ein festes, dickes Band vor einer freien,
waldartigen, sonst in sich zerfahrenen Pflanzung, und
zieht alle die heckenumschlossenen Gärten, Obst- und Ge-
müsepfianzungen, fest in den Bereich des Herrenhauses,
zu dem er leitet. Die Abbildung hier oben zeigt noch
eine Lindenallee in Herbststimmung, ebenfalls aus Jers-
bek, an der man das senkrechte Emporstreben der
dicht gepflanzten Bäume besonders deutlich erkennen
Jersbek i. Holst: Alte Lindenallee. kann. Auch eine Kastanienallee ist da in Jersbek,
die mit einer Landstraße über Tal und Hügel läuft,
die Spitzen je zweier gegenüber stehender Linden zu- Dort, wo sie an der Grenze des Besitztums endet
sammen zu binden, und quer zu den Hauptstämmen stehen zwei mächtig ausladende Schwarzpappeln als,
an diese dünne Stangen zu befestigen. An die Stan- Torwächter. Sie sind wohl mit den Kastanien zu
gen wurden dann die Seitentriebe
so gebunden, daß sie in der Längs-
richtung des Laubenganges weiter
wuchsen. So entstand ein dichter
Laubengang ganz ohne Gerüst und
Spalierwerk. Fenster und Tore ließen
sich je nach Bedarf anbringen. Wo die
Linden unten kahl wurden, pflanzte
man mit jungen Hainbuchen nach.
Es gibt auch Laubengänge ganz aus
Hainbuchen; am bekanntesten sind
die aus dem 18. Jahrhundert stammen-
den Hainbuchengänge von Schlan-
genbad, die jetzt allmählich ver-
fallen, nicht weil diese Art des Pflan-
zens dem Charakter des Baumes zu-
wider wäre, sondern weil die Hain-
buche insgemein nicht alt wird und
man versäumt hat, zu rechter Zeit
nachzupflanzen. Hainbuchengänge
haben, dem Wuchs des Baumes ge-
mäß, mehr rechteckigen Querschnitt:
sie müssen heckenartig geschnitten
werden, während man die Linde im
Laubengang besser garnicht schnei- Jersbek i. Holst.: Laubengang aus Linden.
det, sondern nur biegt und heftet. Laubengänge von grö-
ßeren Ausmessungen pflegen ihre Spitze nach oben zu
kehren, so daß Querschnitte, wie die Figur Seite 89
unten es zeigt, entstehen. Es gibt auch seitlich offene
Laubengänge, aus Hochstämmen im Abstände von
1 — 2 m gepflanzt; deren Blattwerk beginnt dann erst
in 2—2,5 m Höhe, und sie wirken luftiger und freier,
hallenähnlich.
In neueren Gärten habe ich Laubengänge fast gar-
nicht gesehen. Man muß schon alte Gärten aufsuchen,
wenn man Art, Konstruktion und Raumwirkung dieses
Gebildes studieren will. Die Abbildung hier unten zeigt
einen Laubengang aus Jersbek (Holstein), von Linden
gepflanzt, ungefähr 140 Jahre alt, die Abb. Seite 91 einen
Durchblick durch die mittlere torähnliche Öffnung
dieses Ganges. Man sieht dort längs eines Hecken-
ganges zu einer Lindenlaube, in deren Mitte eine
Skulptur (Kindergruppe aus Sandstein) aufgestellt ist.
Dieser etwas verwilderte, ausgewachsene Laubengang
wirkt dennoch feierlich wie ein Kirchenraum; von außen
bildet er ein festes, dickes Band vor einer freien,
waldartigen, sonst in sich zerfahrenen Pflanzung, und
zieht alle die heckenumschlossenen Gärten, Obst- und Ge-
müsepfianzungen, fest in den Bereich des Herrenhauses,
zu dem er leitet. Die Abbildung hier oben zeigt noch
eine Lindenallee in Herbststimmung, ebenfalls aus Jers-
bek, an der man das senkrechte Emporstreben der
dicht gepflanzten Bäume besonders deutlich erkennen
Jersbek i. Holst: Alte Lindenallee. kann. Auch eine Kastanienallee ist da in Jersbek,
die mit einer Landstraße über Tal und Hügel läuft,
die Spitzen je zweier gegenüber stehender Linden zu- Dort, wo sie an der Grenze des Besitztums endet
sammen zu binden, und quer zu den Hauptstämmen stehen zwei mächtig ausladende Schwarzpappeln als,
an diese dünne Stangen zu befestigen. An die Stan- Torwächter. Sie sind wohl mit den Kastanien zu
gen wurden dann die Seitentriebe
so gebunden, daß sie in der Längs-
richtung des Laubenganges weiter
wuchsen. So entstand ein dichter
Laubengang ganz ohne Gerüst und
Spalierwerk. Fenster und Tore ließen
sich je nach Bedarf anbringen. Wo die
Linden unten kahl wurden, pflanzte
man mit jungen Hainbuchen nach.
Es gibt auch Laubengänge ganz aus
Hainbuchen; am bekanntesten sind
die aus dem 18. Jahrhundert stammen-
den Hainbuchengänge von Schlan-
genbad, die jetzt allmählich ver-
fallen, nicht weil diese Art des Pflan-
zens dem Charakter des Baumes zu-
wider wäre, sondern weil die Hain-
buche insgemein nicht alt wird und
man versäumt hat, zu rechter Zeit
nachzupflanzen. Hainbuchengänge
haben, dem Wuchs des Baumes ge-
mäß, mehr rechteckigen Querschnitt:
sie müssen heckenartig geschnitten
werden, während man die Linde im
Laubengang besser garnicht schnei- Jersbek i. Holst.: Laubengang aus Linden.