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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [3]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0100
92 DIE GARTENKUNST. XIII, 5
wurden, wie die weichen Rosentriebe erstarben, wie
das junge frische Grün der Loniceren schwarz wurde,
wie selbst der heimische Hollunder dem Frost nicht
widerstehen konnte. Am Rhein und an der Mosel soll
die Steinobstblüte, vor allem bei Pfirsich und Aprikosen
total vernichtet sein und nicht viel besser ging es dort
Kirschen und Pflaumen. Gut noch, daß der Frost
nicht 8 Tage später kam, da wäre der Schaden noch
viel größer gewesen.
Nach all den Frostverwüstungen im Freien war es
mir dann eine Freude, als mein Weg mich zufällig
nach Boskoop, der ganz eigenartigen niederländischen
Baumschulstadt führte, wo eine verhältnismäßig große,
gut gelungene Blumenausstellung zeigte, was die
fleißigen Boskooper Boomkwecker an schönen Blüten-
pflanzen züchten. In buntem Blütenmeer prangten die
festlich geschmückten Hallen und ein kritischer Rund-
gang durch diese Blütenpracht war ebenso interessant
als belehrend.
Es blühten in diesen Hallen zwar gleichzeitig
frühe und späte Sorten, denn alles war getrieben. Die
richtige Blütezeit zu kennen ist aber sehr wichtig,
nach dieser Richtung hin konnte man also Studien nicht
machen. Auch sind die Farben der getriebenen Pflanzen
w^hl nicht so intensiv, wie die Freilandblüten und die
Entwicklung selten so gut, aber trotz alledem war hier
manches zu sehen und zu lernen.
Zwei neue prächtige Rhododendron fielen überall
besonders auf, es sind die englischen Sorten „White
WBH^BHBBBBWBBBWBBMBMMBWBHiilMHW Pearl" und die verwandte „Pink Pearl". Beide
Linden-Allee in Glasau, Holst. Arten haben ein außergewöhnlich großes Bouquet,
die Einzelblüten sind oft so groß wie Josefslilien,
richteten sie sich in der wärmenden Mittagssonne selbst die getriebenen Blüten hatten io cm Durch-
wieder auf, als aber am 3. Frosttage das Thermometer messer. White Pearl hat weiße, die andere rosafarbene
seinen Tiefpunkt erreichte, da war ihre Kraft ge- Blumen. Pink-Pearl soll in unserem milden Nieder-
brochen. Schade, um so viel Schönheit! Der Goldlack rhein-Klima hart sein, Whit Pearl dagegen nicht,
in meinen Blumenkästen ist ebenfalls dahin, er war Beide Sorten lassen sich ausgezeichnet treiben. Ver-
eben im Begriff die braunen, würzigen Blumen zu er- wandt mit diesen Arten ist der mehr rötliche „Direktor
schließen. Einige der Pflanzen haben aber die Kälte Siebert" und die stark duftende „Sir Charles Butle".
schadlos ausgehalten. Woran mag es liegen, daß das Wer auch immer Rhododendron zu Dekorations-
Verhalten der Pflanzen dem Frost gegenüber so indi- zwecken treibt, findet in diesen neuen Sorten ein her-
viduell erscheint? vorragendes, vielleicht das beste Material.
Am traurigsten sehen unsere sonst so prächtigen Bei wiederholtem Rundgang und stetigem Ver-
Kastanien-Alleen aus. Die Bäume hatten an den gleich kam ich aber auch hier bei all der Blütenpracht
unteren Ästen überall schon die jungen Blättchen ent- wieder zu der Überzeugung, daß die edelste Erschei-
wickelt und diese hängen nun schwarz herunter, als nung unter all den Alpenrosen das großblumige Rho-
wären sie mit siedendem Wasser Übergossen. Aber dodendron Cataw-biense mit seinen klar violetten
die vorsichtigen, wichtigen Knospen der Gipfeltriebe, prachtvollen Blumen ist, vor allem ist bei keinen Rho-
welche noch nicht so weit getrieben hatten, sind glück- dodendron solch reine Harmonie zwischen dem leuch-
licherweise vom Frostschaden verschont geblieben. Wie tenden Violett der Blüten und dem schönen, großen
weise sorgt doch Mutter Natur selbst bis ins Kleinste! tiefdunklen Blattwerk, wie bei dieser Alpenrose. Aber
Die Magnolienblüten, die so farbenprächtig sich das sind Auffassungen, fast alle Rhododendronzüchter
öffneten, sind alle erfroren, lederfarben statt rosarot sind anderer Meinung und suchen ihr Ideal unter den
erzählen sie von der Bitternis des Frühlingsfrostes. Hybriden.
So gerne möchte ich diesmal von des Frühlings Eine Gruppe der Hybriden ist mir fast durchweg
Blühen und Grünen erzählen und kann nur berichten, unsympathisch und das sind die geflecktfarbigen,
wie alles trauert, was voreilig dem jungen Frühling traute; Selbst hier in der Halle bei der Einzelbesichtigung
ich kann nur erzählen, wie die gelben Forsythien braun wirken sie unruhig, mehr noch ist dies der Fall im
wurden, wie die weichen Rosentriebe erstarben, wie
das junge frische Grün der Loniceren schwarz wurde,
wie selbst der heimische Hollunder dem Frost nicht
widerstehen konnte. Am Rhein und an der Mosel soll
die Steinobstblüte, vor allem bei Pfirsich und Aprikosen
total vernichtet sein und nicht viel besser ging es dort
Kirschen und Pflaumen. Gut noch, daß der Frost
nicht 8 Tage später kam, da wäre der Schaden noch
viel größer gewesen.
Nach all den Frostverwüstungen im Freien war es
mir dann eine Freude, als mein Weg mich zufällig
nach Boskoop, der ganz eigenartigen niederländischen
Baumschulstadt führte, wo eine verhältnismäßig große,
gut gelungene Blumenausstellung zeigte, was die
fleißigen Boskooper Boomkwecker an schönen Blüten-
pflanzen züchten. In buntem Blütenmeer prangten die
festlich geschmückten Hallen und ein kritischer Rund-
gang durch diese Blütenpracht war ebenso interessant
als belehrend.
Es blühten in diesen Hallen zwar gleichzeitig
frühe und späte Sorten, denn alles war getrieben. Die
richtige Blütezeit zu kennen ist aber sehr wichtig,
nach dieser Richtung hin konnte man also Studien nicht
machen. Auch sind die Farben der getriebenen Pflanzen
w^hl nicht so intensiv, wie die Freilandblüten und die
Entwicklung selten so gut, aber trotz alledem war hier
manches zu sehen und zu lernen.
Zwei neue prächtige Rhododendron fielen überall
besonders auf, es sind die englischen Sorten „White
WBH^BHBBBBWBBBWBBMBMMBWBHiilMHW Pearl" und die verwandte „Pink Pearl". Beide
Linden-Allee in Glasau, Holst. Arten haben ein außergewöhnlich großes Bouquet,
die Einzelblüten sind oft so groß wie Josefslilien,
richteten sie sich in der wärmenden Mittagssonne selbst die getriebenen Blüten hatten io cm Durch-
wieder auf, als aber am 3. Frosttage das Thermometer messer. White Pearl hat weiße, die andere rosafarbene
seinen Tiefpunkt erreichte, da war ihre Kraft ge- Blumen. Pink-Pearl soll in unserem milden Nieder-
brochen. Schade, um so viel Schönheit! Der Goldlack rhein-Klima hart sein, Whit Pearl dagegen nicht,
in meinen Blumenkästen ist ebenfalls dahin, er war Beide Sorten lassen sich ausgezeichnet treiben. Ver-
eben im Begriff die braunen, würzigen Blumen zu er- wandt mit diesen Arten ist der mehr rötliche „Direktor
schließen. Einige der Pflanzen haben aber die Kälte Siebert" und die stark duftende „Sir Charles Butle".
schadlos ausgehalten. Woran mag es liegen, daß das Wer auch immer Rhododendron zu Dekorations-
Verhalten der Pflanzen dem Frost gegenüber so indi- zwecken treibt, findet in diesen neuen Sorten ein her-
viduell erscheint? vorragendes, vielleicht das beste Material.
Am traurigsten sehen unsere sonst so prächtigen Bei wiederholtem Rundgang und stetigem Ver-
Kastanien-Alleen aus. Die Bäume hatten an den gleich kam ich aber auch hier bei all der Blütenpracht
unteren Ästen überall schon die jungen Blättchen ent- wieder zu der Überzeugung, daß die edelste Erschei-
wickelt und diese hängen nun schwarz herunter, als nung unter all den Alpenrosen das großblumige Rho-
wären sie mit siedendem Wasser Übergossen. Aber dodendron Cataw-biense mit seinen klar violetten
die vorsichtigen, wichtigen Knospen der Gipfeltriebe, prachtvollen Blumen ist, vor allem ist bei keinen Rho-
welche noch nicht so weit getrieben hatten, sind glück- dodendron solch reine Harmonie zwischen dem leuch-
licherweise vom Frostschaden verschont geblieben. Wie tenden Violett der Blüten und dem schönen, großen
weise sorgt doch Mutter Natur selbst bis ins Kleinste! tiefdunklen Blattwerk, wie bei dieser Alpenrose. Aber
Die Magnolienblüten, die so farbenprächtig sich das sind Auffassungen, fast alle Rhododendronzüchter
öffneten, sind alle erfroren, lederfarben statt rosarot sind anderer Meinung und suchen ihr Ideal unter den
erzählen sie von der Bitternis des Frühlingsfrostes. Hybriden.
So gerne möchte ich diesmal von des Frühlings Eine Gruppe der Hybriden ist mir fast durchweg
Blühen und Grünen erzählen und kann nur berichten, unsympathisch und das sind die geflecktfarbigen,
wie alles trauert, was voreilig dem jungen Frühling traute; Selbst hier in der Halle bei der Einzelbesichtigung
ich kann nur erzählen, wie die gelben Forsythien braun wirken sie unruhig, mehr noch ist dies der Fall im