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Die Gartenkunst — 13.1911

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Heicke, C.: Münchener Frühjahrsblumenausstellung 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0108

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100

DIE GARTENKUNST.

XIII, 6

Gleich der erste Raum, den man nach Durch-
schreiten des Eingangs zur Ausstellung betrat, stellte
einen Empfangs- und Repräsentationsraum eigener Art
vor — einen Gartenhof mit mohammedanischen An-
klängen: breite Wegeflächen, in der Mitte ein Wasser-
becken mit plätscherndem Springstrahl, umsäumt mit
Rabatten blühender Rosen; an den vier Ecken mäch-
tige Lawsonzypressen, pergolaartige Sitzplätze an den
Wänden, dazu fruchtbehangene Orangenbäume und
prächtige Gruppen von Chamaerops-Palmen. Hier emp-
fingen und begrüßten Ausschuß und Ausstellungsleitung
ihre Gäste, bevor der Rundgang durch die Hallen an-
getreten wurde, und es bleibt den Teilnehmern das
Bild in besonderer Erinnerung, welches der Raum dar-
bot, als der ehrwürdige Regent Bayerns bei seinem
Besuch der Ausstellung hier bewillkommnet wurde.

Der nächste Raum: Huldigungssaal für den Prinz-
regenten. Ein von Wappenschilder haltenden Löwen
bewachter Tempel, durch dessen Rundbogenöffnungen
der Blick auf das vor der geschlossenen Rückwand
aufgestellte Bild des greisen Fürsten fällt; goldige
Azaleen, Ginster, Narzissen und Hyazinthen bringen den
der Jubelfeier entsprechenden Farbenton in das ernste
Grün, welches den Raum im übrigen beherrscht.

Wir betreten einen modernen Gartenhof, dem durch
laubenartige Einbauten aus zierlichem weißem Holz-
werk auf Ziegelsteinsockel besondere Eigenart gegeben
ist; vor der mittleren Laube ein Wasserbecken, rechts

und links lustige Nymphenburger Porzellanplastiken;
die Bepflanzung mit Blumen in Blau.

Wieder ein anderer Raum ist als maurischer Gar-
tenhof behandelt. Breite Kreuzwege teilen ihn auf,
in ihrem Schnittpunkt steht ein prächtiger Löwen-
brunnen , an der einen Seite ein Wandbrunnen in der
Form der mohammedanischen Gebetbrunnen; die Garten-
fiächen sind von Marmorfließen eingefaßt.

Alle diese Räume wie auch die sonstigen Sonder-
abteilungen der Ausstellung zeigen, daß man in München
die Verwendung landschaftlicher Motive und Natur-
formen bei Pflanzenausstellungen in geschlossenen
Räumen als unzulässig und unangebracht erkannt und
sich mit Bewußtsein aller derartigen Spielereien enthalten
hat. Statt dessen hat man das Pflanzenmaterial in Ver-
bindung mit Architektur und Bildwerken aller Art zur
Gestaltung und Ausstattung der gegebenen Räume ver-
wandt und dabei seine Vorzüge dem Beschauer in
wirkungsvoller Weise nahegebracht. Will man mit
unseren Gartenbauausstellungen nicht neben den mo-
dernen großen Kunstgewerbe- und ähnlichen Ausstel-
lungen in den Hintergrund geraten, so muß mit rast-
losem Eifer an der Hebung des künstlerischen Niveaus
solcher Veranstaltungen in der gleichen Richtung ge-
arbeitet werden, wie es in München vorbildlich ge-
schehen ist. Dort sind die Lehren von Mannheim
und anderen Gelegenheiten verstanden worden.

Selbstverständlich wäre es unrecht, alles, was ge-
 
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