XIII, 6
DIE GARTENKUNST.
109
Wettbewerb Zoologischer Garten Breslau. Lageplan des mit dem I. Preise ausgezeichneten Entwurfes. Verfasser: Garten-
architekt F. Glum und städt. Obergärtner A. Boese, Cottbus.
Das ist ein verhängnisvoller Irrtum. Nein, wirtschaft-
liche und gesellschaftliche Faktoren haben einen immer
größeren Teil daran.
Uberhaupt, es entsteht nichts und nichts wächst
für sich allein — auch eine Gartenkultur nicht. Aber
das ist sicher, die Zeit geht ihre Bahn, mit und ohne
Gärtner. Für diese, für uns handelt es sich darum, ob wir
den Dingen des täglichen Lebens gegenüber genug Objek-
tivität werden bewahren können, d.h. sie werden sehen
können. Ob wir die innere Freiheit gewinnen können,
die daraus sich ergebenden Konsequenzen zu ziehen
und anzuwenden oder gar den Mut und die Be-
geisterung, im Sinne der Zeit ursächlich schöpfend,
kulturell vorbereitend voranzugehen. Es handelt
sich darum, ob der moderne Gartenbauer die „Moderne"
in ihrem wahren Wesen verstehen und ihre fundamen-
talen sozialen und wirtschaftlichen Fragenkomplexe
nicht nur kokettierend in den Kreis seiner reforma-
torischen Bestrebungen ziehen will. Ob er hier
rhythmisieren, d. i. neue, unsere Kultur aufrichten
helfen will. Und da diese Aufgaben im andern Falle
auch andere übernehmen können und werden, so
handelt es sich schließlich auch darum, ob die heutige
Gärtnerintelligenz sich für künftig die Rolle des nur
Beauftragten, sachlich Beratenden, Abhängigen selbst
bereiten — hörig oder frei sein will.
Hörig oder frei auch im Sinne unserer nationalen
Aufwärtsbewegung. Deren Marke ist ja, als Produkt
der inneren Verschmelzung aller Kräfte, eine fort-
dauernde selbstwußte Expansion auf allen Gebieten.
Dem kann sich kein Einzelner, geschweige ein Beruf
auf die Dauer verschließen, ohne selbst zu verkümmern.
Der grandiose Kampf der führenden Völker um die
geistig-kulturelle Vorherrschaft der nächsten Zukunft —
als natürlicher Ausfluß latenter Energien ein Ersatz
der körperlichen Kriege — findet in dieser Weise seine
erste Auswirkung. Man sucht die Mittel zur Kultur.
Die Nationen disziplinieren ihre Massen und deren
Umwelt. Ein Zug nach geistiger Einfachheit und
rhythmischer Straffheit ist unverkennbar. Dabei ver-
wischen und erweitern sich alle Grenzen. Ein fast
schrankenloser Verkehr vermittelt und versöhnt und
schafft größere Einheiten. Eine steigend freie Per-
sönlichkeitsgesinnung gibt den Unterton: unser an a-
lytisches Zeitalter sammelt sich zu einer
neuen Synthese.
In diesem amüsanten Kulturkonzert der Völker
spielt nun unser Vaterland kein schlechtes Stück.
DIE GARTENKUNST.
109
Wettbewerb Zoologischer Garten Breslau. Lageplan des mit dem I. Preise ausgezeichneten Entwurfes. Verfasser: Garten-
architekt F. Glum und städt. Obergärtner A. Boese, Cottbus.
Das ist ein verhängnisvoller Irrtum. Nein, wirtschaft-
liche und gesellschaftliche Faktoren haben einen immer
größeren Teil daran.
Uberhaupt, es entsteht nichts und nichts wächst
für sich allein — auch eine Gartenkultur nicht. Aber
das ist sicher, die Zeit geht ihre Bahn, mit und ohne
Gärtner. Für diese, für uns handelt es sich darum, ob wir
den Dingen des täglichen Lebens gegenüber genug Objek-
tivität werden bewahren können, d.h. sie werden sehen
können. Ob wir die innere Freiheit gewinnen können,
die daraus sich ergebenden Konsequenzen zu ziehen
und anzuwenden oder gar den Mut und die Be-
geisterung, im Sinne der Zeit ursächlich schöpfend,
kulturell vorbereitend voranzugehen. Es handelt
sich darum, ob der moderne Gartenbauer die „Moderne"
in ihrem wahren Wesen verstehen und ihre fundamen-
talen sozialen und wirtschaftlichen Fragenkomplexe
nicht nur kokettierend in den Kreis seiner reforma-
torischen Bestrebungen ziehen will. Ob er hier
rhythmisieren, d. i. neue, unsere Kultur aufrichten
helfen will. Und da diese Aufgaben im andern Falle
auch andere übernehmen können und werden, so
handelt es sich schließlich auch darum, ob die heutige
Gärtnerintelligenz sich für künftig die Rolle des nur
Beauftragten, sachlich Beratenden, Abhängigen selbst
bereiten — hörig oder frei sein will.
Hörig oder frei auch im Sinne unserer nationalen
Aufwärtsbewegung. Deren Marke ist ja, als Produkt
der inneren Verschmelzung aller Kräfte, eine fort-
dauernde selbstwußte Expansion auf allen Gebieten.
Dem kann sich kein Einzelner, geschweige ein Beruf
auf die Dauer verschließen, ohne selbst zu verkümmern.
Der grandiose Kampf der führenden Völker um die
geistig-kulturelle Vorherrschaft der nächsten Zukunft —
als natürlicher Ausfluß latenter Energien ein Ersatz
der körperlichen Kriege — findet in dieser Weise seine
erste Auswirkung. Man sucht die Mittel zur Kultur.
Die Nationen disziplinieren ihre Massen und deren
Umwelt. Ein Zug nach geistiger Einfachheit und
rhythmischer Straffheit ist unverkennbar. Dabei ver-
wischen und erweitern sich alle Grenzen. Ein fast
schrankenloser Verkehr vermittelt und versöhnt und
schafft größere Einheiten. Eine steigend freie Per-
sönlichkeitsgesinnung gibt den Unterton: unser an a-
lytisches Zeitalter sammelt sich zu einer
neuen Synthese.
In diesem amüsanten Kulturkonzert der Völker
spielt nun unser Vaterland kein schlechtes Stück.