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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0124

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116

DIE GARTENKUNST.

XIII, 6

Gartenschönheit, sie bot sich auf einer kleinen Stauden-
mauer, die erst vor wenigen Jahren errichtet wurde.
Auch hier war es ein Dreiklang von Pflanzen, die
prächtig zusammenstimmten. Diese drei Pflanzen
waren Arabis alpina fl. pl. (weiß), Alyssum saxatile (ein
köstliches Gelb) und Aubrietia tauricola (zartes Violett).
Arabis mit seinen breiten, massigen Blütenpolstern
bildete den Grundton, daneben steht in verhältnis-
mäßig kleinen Massen Alyssum saxatile mit seinen
gelben Blumen und dann kommt die anmutige Au-
brietia tauricola, welche wieder etwas größere Farben-
flecke bildet wie Alyssum und neben der Hauptmasse
des Weiß immer noch bescheiden erscheint.

Nicht nur in dem Verhältnis der einzelnen Farben
zueinander liegt die Harmonie, sondern ebenso sehr
oder noch mehr in dem Größenverhältnis der Farben-
massen zueinander. Bei Wahl derselben Farben
würde trotzdem Disharmonie entstehen, wenn das Ver-
hältnis der farbigen Flächen zueinander nicht richtig
abgestimmt erscheint.

Übrigens blühen in der Mauer noch mancherlei
andere Pflanzen, sie spielen aber jetzt eine mehr neben-
oder untergeordnete Rolle. Da ist z. B. der weiße
Zwergphlox, Phlox nivalis, sowie der schön rosenrote
Phlox setacea. Die letztere Art hat viele Spielarten
die ins Purpurrote oder ins Bläuliche hineinspielen. In
den Mauerfugen kriecht die hübsche Linaria hepatici-
folia und bildet kleine, dichte Blattpolster, die mit den
zierlichen zartvioletten Blüten übersät sind. An
trockenen Stellen gedeihen Sedum- und Saxifraga-
Arten, Saxifraga Rhei superba zeigt eben die schönen,
frischroten Blumen. Man könnte einen ziemlich um-
fangreichen Aufsatz über eine solche Staudenmauer
schreiben, dem Liebhaber bietet sie Gelegenheit auf
kleinen Raum verhältnismäßig viel Pflanzenschönheit
zu bewundern; ich möchte auch hier ihrer Verwendung
an geeigneter Stelle warm das Wort reden.

Auch auf der Staudenrabatte meines Wohnhauses
blüht es jetzt schon recht farbig. Am Rande stehen
Viola cornuta in üppigster Fülle, es sind bunte Säm-
linge, die ich selbst gezogen, sie sehen fast aus wie
Stiefmütterchen, übertreffen diese aber sehr an lang
anhaltender Blütenwilligkeit. Siebenzig und noch mehr
offene Blüten zählte ich gleichzeitig auf einer Pflanze.
Auch die großen Blumenkästen am Hausgiebel, die
später mit Geranien bepflanzt werden, prangen jetzt
in dem farbigen Schmuck dieser dankbaren Horn-
veilchen.

Zwischen den großen Sommerstauden, die erst
später ihre Blumen entwickeln (Stockmalven, Phlox,
Delphinium, Campanula) stehen in reichlicher Fülle
Darwintulpen, welche über das dichte grüne Blattwerk
der genannten Stauden herausragen. Es sind ausge-
zeichnete Farben, die diese prunkvollen Blumen tragen,
sie variieren vom zartesten Rosa bis ins dunkelste
Schwarzpurpur, dabei haftet auf den Blumenblättern
ein feiner Seidenglanz, der zuweilen in metallisches
Schillern übergeht. Ganz eigentümliche Farbennuancen

kommen vor, so zeigt „Rembrandt" eine braungelbe
Tönung, während wieder andere Arten ins Violette
oder Bläuliche hineinspielen. Am schönsten sind aber
auch hier die reinen Farben, z. B. das prachtvoll
leuchtende Rot von „Pride of Harlem". Vorzüglich
eignen sich diese edlen Blumen als Zimmerschmuck,
und ein Strauß schöner Darwintulpen kann in bezug
auf Farbenpracht nicht leicht von anderen Blumen
übertroffen werden.

Im Ratinger Park, aus dem ich so oft schon er-
zählte, blüht es jetzt köstlich. Besonders schön sind
nun die Daphne cneorum. Sie stehen bodendeckend
am Rande einer Gruppe, die aus Birken, Kiefern,
Rhododendron, Eriken und ähnlichen Pflanzen gebildet
ist. Die intensiv rosaroten Blüten leuchten aus dem
dunklen Blattgrün und erfüllen die weiche Maienluft
mit süßem, fast berauschendem Duft. Auf der anderen
Wegseite, die eine ähnliche Pflanzengesellschaft beher-
bergt, stehen zwergartige Iberis zwischen Daphne und
Eriken, und auch diese Zusammenstellung erscheint
natürlich und gut. Man sollte überhaupt öfter versuchen,
zur Bodenbedeckung nicht nur die Grasarten, sondern
auch andere Pflanzenarten zu verwenden. Tut man dies
geschickt und richtig, so kann man fast stets auf Er-
folg und Anerkennung rechnen. Jetzt blüht z. B. am
Waldrande Ajuga reptans mit prachtvoll blauer Blüte,
die Ausläufer der Pflanze bedecken mit dichtem Filz-
geflecht den Boden; ich denke, Ajuga könnte, richtig
verwendet, prächtig wirken.

In der Heidekrautgruppe beginnt nun eben der
Ginster seine Blüten zu entfalten. Außer den heimischen
gibt es da einige fremde Arten, die sehr schön sind.
Bekannt ist Genista Andreana (Cytisus scoparius
andreanus), deren gelbe Blüte ein dunkelbraunes
Segel hat. Schöner noch ist Genista alba (Cytisus
albus), der mit seinen weißen Blüten außerordentlich
zierend wirkt. Ich habe hier im bergischen Lande
(Remscheid), also in ziemlich rauhem Klima alte, starke
Pflanzen gesehen, die seit langen Jahren ungeschützt
im Freien standen. Fast noch schöner ist Genista
praecox, dessen Blüten hellschwefelgelb sind und dessen
Wuchs noch zierlicher ist, wie bei dem weißblumigen
Bruder. Will man diese Arten anpflanzen, so beschafft
man sich am besten Pflanzen mit Topfballen, da das
Anwachsen sonst oft Schwierigkeiten macht. Alle
drei Genista (Cytisus) eignen zieh vorzüglich zum
Treiben.

Auch sonst blüht es im Park allenthalben; Zier-
kirschen und Zieräpfel erwähnte ich schon an anderer
Stelle, ebenso die Azaleen, die hier eben ihre Blumen
öffnen. Pirus japonica und Maulei stehen nun in voller
Pracht, die granatroten, dunkelblutroten oder auch
heller getönten Blüten glühen aus dem Laubinnern
heraus. Außerordentlich lang dauert die Blütezeit dieser
Sträucher. Beide Arten eignen sich auch recht gut
zu Zierhecken. Hier ist die Blüte etwas spärlicher
wie sonst, weil die Dompfaffen (Gimpel) im zeitigen
Frühjahr die Blütenknospen, die sie wohl als besondere
 
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