XIII, 7
DIE GARTENKUNST.
123
kindes, bildet dichte, kaum 10 cm hohe
Polster und war übersät mit den kleinen, ver-
gißmeinnichtähnlichen, vierblättrigen licht-
blauen Blüten, die im Kelchrand gelb ge-
tönt sind. Welche Anmut liegt doch in
der Erscheinung eines so zierlichen Alpen-
kindes! Auch Papaver alpinum war schon
erblüht, vielleicht etwas früher als sonst.
Die zarten, reinen Farben dieses kleinen
Gebirgsmohns (weiß, gelb, orange, rosa)
erfreuen immer wieder. Wie schön und
anmutig sind all diese Alpenkinder, wie
wert, daß man sie kennen, lieben und ver-
wenden lernt!
Im Staudengarten beginnen nun auch
die großen Pflanzen, die eine längere Ent-
wickelungsperiode bis zur Blütenentwicke-
lung bedürfen, nach und nach ihr Hoch-
zeitsgewand zu zeigen.
Trollius steht jetzt in vollem Flor, für
die Vase gibt's kaum eine edlere, schönere Kirche auf dem Friedhofe in Löbschütz. Phot. W. Kiehl, Saaleck.
Staude, edel in Form und Farbe. In allen
Nuancen erscheint das kostbare Gelb, beginnend bei stehen die kleinen, reinweißen, dicht gefüllten Silber-
einem zarten Schwefelgelb, sich dann steigernd bis zu röschen. Als Garten- und Schnittstaude ist dieser
dem strahlendem Goldorange, wie es in der guten Sorte hübsche Hahnenfuß gleich wertvoll.
Orange-Globe uns entgegen leuchtet. Farbig leuchtet es aus den Paeonienbeeten, und zwar
Ranunculus aconitifol. fl. pl. stand nun auch in ist es als erste die gewöhnliche Paeonia officinalis, die
Pracht, auf dem lockeren, reichverzweigten Blütenstand echte alte Bauernpfingstrose, mit ihren Spielarten. Die
Sorte „Decorator" mit ihrem satten Purpurrot und dem
goldgelben Staubfädenkranz in der Blumenmitte fiel mir
besonders auf, dann auch die schöne, ziemlich seltene
Paeonia offic. tenuifolia pl. mit leuchtend karminroten
Blumen über dem zierlichen, feingeschlitzten Laub. Etwas
weiter ab von dieser stolzen, fast prunkenden Schön-
heit fand ich wieder etwas für den erlesenen Geschmack,
es ist die „Akelei" mit außerordentlich feinen, wenn
auch bescheidenen Blüten. Wie edel ist doch hier die
Blütenform, wenigstens bei den einfachen Arten. Bei
den Pfingstrosen will ich die gefüllte Form gern aner-
kennen, bei der Akelei ist sie entschieden zu ver-
werfen. Am schönsten schien mir die Sorte „Helenae".
Die äußeren Blumenblätter sind hier von einem
schönen, klaren Blau, das Blumeninnere ist weiß, sie
ähnelt etwas der schönen alten „glandulosa vera", die
sie aber an Üppigkeit und Reichblütigkeit weit übertrifft.
Juni.
Noch lange könnte man weiterplaudern über die
großen und kleinen Blumenwunder des Staudengartens,
groß ist jetzt die Anzahl der Blüher und jede Woche
ändert sich das Bild. Über der „modern" gewordenen
Liebhaberei für Stauden sind die „Biennen" (Zwei-
jährige) etwas in dem Hintergrund gerückt, und doch
sollte man auch diesen Pflanzen stets den berechtigten
Platz in dem Staudenbeet anweisen. Zwei Pflanzen
aus dieser Gruppe möchte ich heute nennen, die
fast unentbehrlich für jede Staudenrabatte sind, ich
Rosenflor auf dem Friedhofe in Alt-Flemmingen. meine „Dianthus barbatus" (Bartnelke) und „Cam-
Phot. W. Kiehl, Saaleck. panula medium . beide Pflanzen haben den großen
DIE GARTENKUNST.
123
kindes, bildet dichte, kaum 10 cm hohe
Polster und war übersät mit den kleinen, ver-
gißmeinnichtähnlichen, vierblättrigen licht-
blauen Blüten, die im Kelchrand gelb ge-
tönt sind. Welche Anmut liegt doch in
der Erscheinung eines so zierlichen Alpen-
kindes! Auch Papaver alpinum war schon
erblüht, vielleicht etwas früher als sonst.
Die zarten, reinen Farben dieses kleinen
Gebirgsmohns (weiß, gelb, orange, rosa)
erfreuen immer wieder. Wie schön und
anmutig sind all diese Alpenkinder, wie
wert, daß man sie kennen, lieben und ver-
wenden lernt!
Im Staudengarten beginnen nun auch
die großen Pflanzen, die eine längere Ent-
wickelungsperiode bis zur Blütenentwicke-
lung bedürfen, nach und nach ihr Hoch-
zeitsgewand zu zeigen.
Trollius steht jetzt in vollem Flor, für
die Vase gibt's kaum eine edlere, schönere Kirche auf dem Friedhofe in Löbschütz. Phot. W. Kiehl, Saaleck.
Staude, edel in Form und Farbe. In allen
Nuancen erscheint das kostbare Gelb, beginnend bei stehen die kleinen, reinweißen, dicht gefüllten Silber-
einem zarten Schwefelgelb, sich dann steigernd bis zu röschen. Als Garten- und Schnittstaude ist dieser
dem strahlendem Goldorange, wie es in der guten Sorte hübsche Hahnenfuß gleich wertvoll.
Orange-Globe uns entgegen leuchtet. Farbig leuchtet es aus den Paeonienbeeten, und zwar
Ranunculus aconitifol. fl. pl. stand nun auch in ist es als erste die gewöhnliche Paeonia officinalis, die
Pracht, auf dem lockeren, reichverzweigten Blütenstand echte alte Bauernpfingstrose, mit ihren Spielarten. Die
Sorte „Decorator" mit ihrem satten Purpurrot und dem
goldgelben Staubfädenkranz in der Blumenmitte fiel mir
besonders auf, dann auch die schöne, ziemlich seltene
Paeonia offic. tenuifolia pl. mit leuchtend karminroten
Blumen über dem zierlichen, feingeschlitzten Laub. Etwas
weiter ab von dieser stolzen, fast prunkenden Schön-
heit fand ich wieder etwas für den erlesenen Geschmack,
es ist die „Akelei" mit außerordentlich feinen, wenn
auch bescheidenen Blüten. Wie edel ist doch hier die
Blütenform, wenigstens bei den einfachen Arten. Bei
den Pfingstrosen will ich die gefüllte Form gern aner-
kennen, bei der Akelei ist sie entschieden zu ver-
werfen. Am schönsten schien mir die Sorte „Helenae".
Die äußeren Blumenblätter sind hier von einem
schönen, klaren Blau, das Blumeninnere ist weiß, sie
ähnelt etwas der schönen alten „glandulosa vera", die
sie aber an Üppigkeit und Reichblütigkeit weit übertrifft.
Juni.
Noch lange könnte man weiterplaudern über die
großen und kleinen Blumenwunder des Staudengartens,
groß ist jetzt die Anzahl der Blüher und jede Woche
ändert sich das Bild. Über der „modern" gewordenen
Liebhaberei für Stauden sind die „Biennen" (Zwei-
jährige) etwas in dem Hintergrund gerückt, und doch
sollte man auch diesen Pflanzen stets den berechtigten
Platz in dem Staudenbeet anweisen. Zwei Pflanzen
aus dieser Gruppe möchte ich heute nennen, die
fast unentbehrlich für jede Staudenrabatte sind, ich
Rosenflor auf dem Friedhofe in Alt-Flemmingen. meine „Dianthus barbatus" (Bartnelke) und „Cam-
Phot. W. Kiehl, Saaleck. panula medium . beide Pflanzen haben den großen