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Die Gartenkunst — 13.1911

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [9], Tivoli, Bagnaia, Caprarola
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0138

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130

DIE GARTENKUNST.

XIII, 7

hend, hat er diese im-
mer mehr durchgear-
beitet bis in die reich-
sten Einzelheiten. So
blieb das Organische,
die künstlerische Ein-
heit, das Oberste. Und
er erkannte damit noch
die Wahrheit an : Bild-
werke der Rundplastik
können nur durch ar-
chitektonische, strenge
Rhytmen zu einer grö-
ßeren Form vereint
werden, niemals durch
den bloßen Gedanken-
inhalt oder ihre zusam-
mendeutende Bewe-
gung. Welche gebän-
digte Kraft in diesen
lagernden Riesen, in
den Meerpferden , in
diesen Atlanten und
Karyatiden, die so ruhe-
gewaltig vor den Cy-
pressen und vor dem

Villa Farnese bei Caprarola: Ovalterrasse mit Treppe und Riesenbrunnen. Phot. Moscioni, Rom. lichten Himmel stehen!

Auch hier eine pracht-
stellen kann. Auch hier ist die Erscheinung sowohl volle Raumwirkung, wie sie nur in solcher Situation mög-
für den Blick von unten wie auch im übrigen prächtig lieh ist. Zum einen Geschlossenheit des Gartens durch
aufgebaut. Von unten geben die Seitenbauten einen guten seine Form, Palazzina und obere Mauer, niedere Mauer,
Seitenschluß und verstärken die Tiefe des Bildes, mit Karyatiden und Cypressen, zum andern aber die Frei-
dem angenehmen Abschluß durch die Loggia der Palaz- heit der Höhe und die Weite des Blickes über die
zina. Schön ist das ein-
gesenkte Oval der zweiten
Terrasse und seine Ver-
bindung mit der vorderen
Gartenterrasse, die am
besten durch das Bild ver-
anschaulicht wird. Das
Barocke tritt ganz zurück
und man hat nur das Em-
pfinden einer unnachahm-
lichen, mächtig drängen-
den, aber noch durchaus

beherrschten Fantasie.
WelcherReichtum anBild-
werken bei einer durch-
aus ruhevollen harmoni-
schen Gesamtwirkung!
Ja, hier hat der Künstler
nicht Einfall umEinfall zu-
sammengestoppelt, auch
nicht Theaterspielen wol-
len (wie später in Gaserta
geschehen); sondern von
einer starken und großen

Gesamtvorstellung ausge- Villa Farnese bei Caprarola: Vorderansicht nach einem alten Stiche. Phot. Moscioni, Rom.
 
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