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Die Gartenkunst — 13.1911

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Wieler, Arved Ludwig: Studium für Gartenarchitekten an der Technischen Hochschule zu Aachen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0150

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142 DIE GARTENKUNST. XIII, 8

Die künstlerische Ausbildung im Wintersemester Hochschule in Aachen verdienen ob ihrer sachlichen ruhigen

nach dem Lehrnlan würde kosten • Behandlung ernste Aufmerksamkeit und Anerkennung, und

-rT , i . Tun r i\/ri man kann den dort entwickelten Anschauungen wohl durch-

4 Vortragsstunden a 4 Mk. l6.-Mk. weg zustimmen.

4 »■ Mi! I& !> Eine offensichtliche Lücke scheint mir allerdings in dem

Modellieren l6. — „ Lehrprogramm zu sein, es fehlt ein Dozent, der über Garten-

8 Zeichenstunden ä 3 , 24.— kunst spricht, es fehlt ein Meister, der die jungen Hörer und

- Studenten anleitet, Gärten zu gestalten und damit fehlt nach

7 • " : meinem Ermessen die Hauptsache. Der Satz: „es liegt

Nach diesem Schema kann sich jeder leicht be- der Hochschule ganz fern, den Studierenden zu Entwürfen von

rechnen, wieviel ihm das Studium kosten wird. gärtnerischen Anlagen anzuhalten", ist mir nach den sonst so

Die Kosten für das Leben in Aachen dürften ausgezeichneten Darlegungen^ganz unverständlich. Wenn schon

. . ... das Studium an der Hochschule den werdenden Gartenarchi-

fur einen Studierenden kaum großer sein als in anderen tekten befähigen soll, „seine Entwürfe mit höherem künstleri-

Städten gleichen Umfanges. Die Lage der Stadt ist schem Gehalt" zu erfüllen, dann ist damit (m. E. auch richtig)

sehr hübsch, hat viele landschaftliche Reize in dem angedeutet, dass die bisherige Ausbildung an der Gärtnerlehr-

stark kupierten Terrain, was besonders den anziehen auch nach djeser Richtungen noch unvollkommen ist.

,.. c: , , ■ , ... , . T-i 1 1 j 1 "le kann man. so frage ich, das Gestalten einer Gartenanlage,

durfte, der bisher ausschließlich im Flachlande gelebt >das Erfü„en derselben mit einem höheren kunstierischen Ge-

hat. Da Aachens Herrlichkeit im neuen deutschen halt" besser, eindringlicher und erfolgreicher lehren, als an
Reiche sehr wenig bekannt ist, so sei bemerkt, daß der Bearbeitung eines Entwurfs, womöglich unterstützt durch
es hart an der Grenze unseres Vaterlandes liegt, und die Beobachtung des Werdegangs einer in der Ausführung
daß Holland und Belgien mit ihren sehenswerten begn enen aitenanlage.

, . , . . Wie kann das m den Hilfsfachern, z. B. Zeichnen, Malen,

gärtnerischen Anlagen leicht zu erreichen sind. Aquarellieren, in der Perspektive, im Modellieren Gelernte besser

* * praktisch nutzbar gemacht werden als bei dem Entwurf von

Gartenanlagen aller Art, die von einem reifen, sachverständ-
Anmerkung der Schriftleitung: Die „Deutsche Ge- liehen Künstler überwacht und geleitet werden?
Seilschaft für Gartenkunst" hat es von jeher für eine ihrer wich- Das, was das jetzige Lehrprogramm bietet, ist in der

tigsten Aufgaben gehalten, auf die Vervollkommnung der fach- Tat immer schon geboten worden, wenn auch jetzt eine etwas
liehen und allgemeinen Ausbildung der Gartenarchitekten hin- grössere Beachtung der Gartenkunst ergänzend hinzukommen
zuarbeiten. Insbesondere sind in den letzten Jahren in der mag. Es war auch früher schon jedem jungen Gartenarchi-
Gesellschaft diese wichtigen Fragen mit dem bekannten Er- tekten, ob er nun im Besitze des Reifezeugnisses für Ober-
gebnis ausgiebig mit Ernst und gewissenhafter Sorgfalt behan- Sekunda war oder sein Abiturium bestanden hatte, unbenom-
delt worden. Als Endziel dieser Bestrebungen schwebte vielen, men, als Hörer oder Studierender seine Bildung auf der Hoch-
vielleicht den meisten der Berufsgenossen die Ausbildung auf schule zu vervollkommnen und zwar in all den Fächern, die
den technischen Hochschulen vor, man hielt aber, wie bekannt, der neue Lehrplan für Gartenarchitekten aufweist. Was die
aus einer Reihe von Gründen dieses Ziel vorläufig nicht für Gartenfachleute anstrebten, ist die Neueinrichtung eines oder
erreichbar. mehrerer Lehrstühle für Gartenkunst und wenn das Studium

Nun kommt fast unerwartet eine technische Hochschule, an der techn. Hochschule wirklich zweckentsprechend sein
es ist die in Aachen, und erklärt sich aus eigenem Antrieb soll, dann muss diese Ergänzung notwendigerweise und zwar
bereit, ihre Hörsäle den jungen Gartenarchitekten weit zu öffnen möglichst bald erfolgen. Das erfordert natürlich einen ent-
und deren Bestrebungen zu einer zweckentsprechenden Fort- sprechenden Staatszuschuß. Erst dann, wenn ein oder meh-
bildung nach bester Möglichkeit zu fördern und zu unterstützen. rere Lehrstühle für Gartenkunst auf der oder den Hochschulen
Die vorstehenden Ausführungen des Herrn Professor Dr. Wieler eingerichtet sind und wenn diese Lehrstühle mit hervorragend
über das Studium der Gartenarchitekten an der technischen tüchtigen Gartenkünstlern (Gartenkünstler in des Wortes bester

Bedeutung) besetzt sind, dann erst
wird das Hochschulstudium das
sein, was Männern wie Singer
(worauf sich Herr Prof. DrWieler
wiederholt beruft) vorgeschwebt
hat. Dann ist natürlich die For-
derung, vor dem Studium der
Hochschule die Gärtnerlehranstalt
und vor dem Eintritt in diese eine
vierjährige praktische Berufstätig-
keit gehabt zu haben, eine zu weit-
gehende und muß gänzlich in
Wegfall kommen. Man kann das
Entgegenkommen der Hochschule
in Aachen sicherlich aufrichtig und
freudig begrüßen, aber immer in
der Erwartung, daß die Hoch-
schule die richtigen Folgerungen
aus diesem Vorgehen zieht, mit
Energie und Zähigkeit diese erste
Einrichtung in Kürze ausbaut und
einen Lehrstuhl für Gartenkunst
einrichtet. Nur dann auch wird
nach meinem Ermessen das Stu-
Freitreppe mit Geländer. dium die genügende Anzahl Hörer
 
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