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Die Gartenkunst — 13.1911

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Wieler, Arved Ludwig: Studium für Gartenarchitekten an der Technischen Hochschule zu Aachen
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Fischer, Alfred: Bauwerke im Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0151

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XIII, 8 DIE GARTENKUNST. 143

und Studierende bringen, die ihrerseits nun wieder die Neuein-
richtung lebensfähig machen könnten. Die Frage der Aus-
bildung der Gartenarchitekten ist für unseren Beruf von größter
Wichtigkeit und die „Gartenkunst" wird ihre Spalten gerne
denen öffnen, die neue und beherzigenswerte Ansichten in
der Sache entwickeln. R. H.

Bauwerke im Garten.

Vortrag gehalten auf der 24. Jahresversammlung der D. G. f. G.
in Frankfurt a. M. von Herrn Regierungsbaumeister
Alfred Fischer in Düsseldorf.

Selbst der einfachste primitivste Garten erfordert
eine Einfriedigung, eine Eingangstüre und vielleicht
eine Sitzgelegenheit, man kann daher wohl sagen, daß
es keinen Garten ohne architektonische Einzelheiten
gibt, etwa ebensowenig wie eine Wohnung ohne
Wände, Türen und Möbel. Es ist im Grunde auch
eine Aufgabe ganz ähnlicher Art, eine Wohnung zu
bauen, oder einen Garten anzulegen, es ist jedesmal
eine architektonische Aufgabe.

Bei der Ausführung eines Gartens baut man
nicht nur aus Holz und Steinen, sondern in der Haupt-
sache mit einem der schönsten Baumaterialien, der
lebenden Pflanze.

Der Garten ist ein Bauwerk, ein architektonischer
Organismus, aber nicht von dem Organismus Garten Gartentreppe (Fiesole),

möchte ich zu Ihnen reden, sondern von der Art und

der Form seiner architektonischen Glieder, seiner bau- hatte und daß die Reformierung der Wohnung sich
liehen Einzelheiten im Gegensatz zu den übrigen Teilen, bis in den Garten hinein fortsetzen müsse,
wie Hecken, Rasenterrassen, Blumenbeeten, Wegean- Der Bauherr wird gerne hören, daß der gute er-

lagen und der Bepflanzung. fahrene künstlerisch fühlende Gartenarchitekt mit seinem

Der Vergleich des Gartens mit dem Haus oder Projekt im Grunde genommen nichts anderes will, als
der Wohnung ist nicht mehr neu, sondern in letzter die Wohnung zu vergrößern mit den Mitteln des
Zeit immer häufiger angewandt worden. Ganz mit Gartenbaus und es ist Tatsache, daß man auf eine
Recht, denn durch diesen Vergleich sind schon viele solche Erläuterung hin oft warmem Verständnis begegnet,
wieder darauf hingewiesen worden, nachzuprüfen was Jedem Menschen ist es klar, daß der Grund und

der Garten einst war und was er an Eigenart verloren Boden ausgenützt werden muß, aber erst allmählich

denken Bauherr und Unternehmer wieder daran,
daß der Grund und Boden nicht dann rentabel
realisiert ist, wenn die erzielte Wohnung mög-
lichst viel vermietbare Räume hat, sondern wenn
sie in jeder Hinsicht allen praktischen und neu-
zeitlichen Anforderungen entspricht und außer-
dem ein behagliches Wohnen ermöglicht.

Diese Bedingungen und Wünsche müssen
auch bei einem guten Gartenprojekt erfüllt sein.
Die Gesetze und Rezepte, die beim Projektieren
von Gartenanlagen angewendet werden müssen,
sind außerordentlich verschieden, weil es eben-
soviele Gartentypen wie Haustypen gibt.

Wir haben einmal den Obstgarten, den
Bauerngarten am Bauernhaus, wir finden bei den
Kleinwohnungen den einfachsten Garten, ein
paar Gemüsebeete, eine Bleiche und einen Sitz-
platz. Bei den Einfamilienhäusern der Vorstadt
oder des Sommererholungsplatzes wird der ein-
fach gegliederte Hausgarten angelegt, während
Gartenpforte mit Freitreppe (capresisches Haus). zu den größeren Wohnhäusern dieser Art, der
 
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