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Die Gartenkunst — 13.1911

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Fischer, Alfred: Bauwerke im Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0152

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144 DIE GARTENKUNST. XIII,

Ich möchte hier ganz besonders auf
die Form hinweisen. Hat das Häuschen
oder die Laube, der Brunnen oder die
Pergola eine anständige Form, so ist die
Frage in der Hauptsache gelöst. Man kann
aber auch noch mehr verlangen, man kann
wünschen, daß das Architekturstück gut
ist, daß es künstlerischen Wert hat, gleich
jenen guten Beispielen aus vergangenen
Stilperioden.

Dieser Wunsch ist ein frommer Wunsch,
aber er wird und kann zurzeit leider nicht
immer erfüllt werden, außer wenn ein Künst-
ler von Namen zu Rate gezogen wird, der
die Sache prüft, projektiert und unter seiner
Leitung ausführen läßt.

Ist nun der Bauherr so gebildet, daß er
seine Bauten im Garten künstlerisch durch-
gearbeitet haben möchte, daß er auf Quali-
tätsarbeit sieht, so darf er natürlich nicht
Rennbahn (Villa Borghese). zum nächsten besten Architekten, Garten-

bauunternehmer oder Landschaftsgärtner
hochherrschaftlichen Wohnung, auch ein entsprechend gehen, das wäre grundfalsch.

repräsentationsfähiger Garten gehört. Bei dieser Art Wir sind noch nicht soweit fortgeschritten in der Re-

von Gärten ist dann in der Regel auch mehr Geld für formierung unseres Lebens und der verschiedenen Berufs-
die baulichen Einzelheiten ausgeworfen. Es lassen sich arten, wir müssen heute noch sehr auf den Mann, auf die
dafür Anlagen schaffen, wie Freitreppen, Terrassen, Firma sehen,wir müssen außerordentlich vorsichtig wählen.
Brunnen, Wasserbecken, Tennisplatz usw. Noch mehr Ist auch viel schon erreicht worden, durch eine

architektonische Einzelheiten anzulegen und reicher in
der Form gestattet uns die Größe und die Bedeutung
der zum Schlosse gehörenden Parkanlagen.

Es sind dann weiter noch zu erwähnen die Stadt-
gärten, Wirtschaftsgärten, Ausstellungsgärten, die Er-
holungsgärten der Sanatorien und Kurhäuser usw., die
botanischen Gärten, die zoologischen Gärten und end-
lich die Friedhöfe.

Über die letzteren Gartenanlagen zu sprechen
würde mich zuweit führen, es wären über die dort
vorkommenden Bauwerke besondere Kapitel abzufassen.

Soviel nun die einzelnen Typen des Gartens von-
einander verschieden und so oft die Wünsche um
zweckmäßige Gestaltung variiert sind, immer werden
sich diese Verschiebungen der Arten und der Zwecke
in der Hauptgcstaltung und in den Einzelheiten, der
Form und Größe nach ausdrücken und immer muß
eine bauliche Einzelheit für sich gesehen, sofort er-
kennen lassen, welchem Hauptgartentypus sie angehört.

Demnach muß des Projektierenden erste und vor-
nehmste Sorge sein, mit seinem Entwurf den richtigen
Charakter zu treffen und das Bauwerk oder den archi-
tektonischen Schmuck im Garten an der richtigen
Stelle vorzusehen. Letztere Bedingung fällt in das
Kapitel „Gartengestaltung" und ich brauche hier nicht
näher darauf einzugehen, aber ich will nicht uner-
wähnt lassen, daß eine gute Situierung von grund-
legender Bedeutung ist und manche der sonst ent-
stehenden Schwierigkeiten des Auf- und Ausbaus in

Wegfall bringt. Plastik (Grofä-Sedlitz).
 
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