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Die Gartenkunst — 13.1911

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Fischer, Alfred: Bauwerke im Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0153

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XIII, 8 DIE GARTENKUNST. 145

Badehäuschen.

andersartige Erziehung zu den einschlägigen Berufs- Bedürfnisse decken, in Schönheit und Vollkommen-
arten und hat sich auch vielfach schon ein besseres heit aus.

Verständnis für unsere Bauweise gezeigt, wir sind noch Also, je mehr wir uns wieder unseres Lebens
lange nicht über den dunklen Berg hinüber. Allge- freuen in gesunder, natürlicher Weise, desto gesunder
meingut ist das gesunde natürliche Schaffen noch nicht werden auch die Formen sein, die wir hervorbringen,
geworden. Unter diesen Umständen wird wieder gutes ge-
Denken wir zwei Jahrzehnte zurück, so überkommt leistet werden, wir werden wieder fähig sein die Natur
uns ein Grauen über die Tiefe des Geschmacks jener in Park und Garten mit unseren Baulichkeiten zu be-
Zeiten in solchen Dingen, jedoch bei weiterem Prüfen reichern, zu verschönern, denn: — Jedes Werk mensch-
der bis dahin vergangenen Zeit empfinden wir auch licher Kunst in harmonischer Verbindung mit der
große Freude über die Umwälzung der Ansichten, die Natur wirkt verschönernd.

hervorgerufen wurde durch die Arbeit jener Pioniere, Manchmal ist es sogar so, daß erst die Errich-
die mit Wort und Schrift, mit der interessanten Gegen- tung eines gut situierten Architekturstücks einem Natur-
überstellung von Beispiel und Gegenbeispiel Auf- ausschnitt die letzte Steigerung, eine potenzierte Schön-
klärung gebracht haben. Heute sind die Früchte dieser heit verleiht, ich denke dabei an den Abschluß einer Allee
Arbeiten allüberall zu sehen. Und — gibt es auch oder an die Bekrönung eines kleinen Hügels im Park,
noch Viele, die an den bunten Steingutzwergen, den Bei der Ausführung jeder Art von Baulichkeiten
Wellblechhäusern im Garten, an den künstlichen Grot- im Garten, ist, wie beim Bauen überhaupt, das „wie"
ten und an den nierenförmigen Seen ihre Freude haben, die größte Frage.

es gibt auch viele, die darüber lachen und spotten. Auf die formale Ausbildung kommt es hauptsäch-
Hoffen wir, daß diese Partei stetig wachsen möge. lieh an. Was nützt auch die gute Anordnung im Lage-
Allmählich wird wieder ein gesundes Empfinden plan, wenn die Form ungenießbar ist. Hier muß immer
im Volke erwachen, der Wille zur Verbesserung des wieder gewarnt werden vor dem Zuviel. Das Ein-
Daseins und zur Verschönerung der Umgebung des Men- fachste ist gerade gut genug und: in der bürgerlichen
sehen wird wieder lebendig und das Verlangen nach Bauweise sollte man sich ganz besonders beschränken,
Schönheit Lebensbedürfnis werden. Dann kann Kunst die unnötigen Ornamente vermeiden und eventuellen
entstehen in unserem Sinn,—Volkskunst — Gartenkunst. Schmuck so konzentrieren, so vorsehen, daß er voll
Die Freude am Leben wirkt von innen nach außen zur Geltung kommen kann. Ornamente sind wie gesagt
und drückt sich beim Schaffen der Formen, die unsere verfehlt, es sei denn, sie seien vorzüglich und maßvoll.
 
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