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Die Gartenkunst — 13.1911

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Engelhardt, Walter von: Nachwort zu meinem Frankfurter Vortrage
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0187

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XIII, 9

DIE GARTENKUNST.

179

hervorgegangen, daß das gesprochene Wort oft ein wirk-
sameres Mittel ist, um Gedankengänge klarzulegen, als das
geschriebene. Inwieweit das im vorliegenden Fall gelungen ist,
mag dahingestellt bleiben; soviel aber scheint mir gewiß, daß
die schriftliche Wiedergabe dieses größtenteils freigesprochenen
Vortrages Vorteile nicht bringen kann, erstens weil er nicht
wesentlich andere Gedanken enthält, als sie in meinem Buch
niedergelegt sind, zweitens weil eine schriftliche Demonstration
am reproduzierten Lichtbild zu umständlich und unlebendig
ist und drittens, weil ich glaube bemerkt zu haben, daß der
Wunsch nach Klarheit über das behandelte Problem nicht all-
gemein genug ist, um an dieser Stelle ausführlich erörtert zu
werden. Vielleicht wird aber dem einen oder anderen, der
meinen Vortrag hörte, die Frage, welche ich zu beantworten
versuchte, größer, wichtiger, bedeutsamer geworden sein, so
daß an ihrer Beantwortung weiter gearbeitet werden wird.
Das würde ich als dankenswerteste Folge meiner mündlichen
Auseinandersetzungen begrüßen.

Auf eine belangreiche Tatsache möchte ich hier aber
doch hinweisen, die ich am Anfang meines Vortrages er-
wähnte — eine Tatsache, die besonders denjenigen vorgehalten
werden muß, welche der Meinung sind, es sei ein durchaus
vergebliches Bemühen, auf dem Gebiete der Kunst — in diesem
Falle der Gartenkunst — mit geordneten Gedankengängen,
mit Systemen und Theorien auch nur irgend etwas Frucht-
bringendes zu erreichen; es beschränke sich dieses ästheti-
sierende Gerede im besten Fall doch nur auf geistreiche Wort-
spiele, die jedes praktischen Wertes bar wären. Dieser Ansicht
möchte ich die Tatsache entgegenhalten, daß die Gartenkunst
wie jede angewandte Kunst in den meisten Fällen nicht so
selbständig und so unabhängig schalten und walten kann, wie
die sogenannten freien Künste. Ihre Gebilde sind sehr häufig
Gebrauchsgegenstände, deren Ausgestaltung von den Forde-
rungen eines oft unerbittlichen Zweckprogrammes abhängig
sind. Und auch diejenigen Gebilde, welche ausschließlich der
Betrachtung, dem künstlerischen Genießen gewidmet sind,
■werden nicht allein künstlerisch, sondern auch praktisch in
ihre Umgebung eingegliedert werden müssen. Kurz, weil so
viel Praktisches in unseren Arbeiten zu berücksichtigen ist, ja in
erster Linie berücksichtigt werden muß, so muß auch beim
Entwerfen einer Gartenanlage das Denken und Überlegen
vielfach eine größere Rolle spielen, als der Hochflug künst-
lerischer Phantasie. Deshalb werden wir bei Klarlegung einer
vorliegenden Aufgabe darnach streben müssen, uns dieser
Notwendigkeit immer wieder bewußt zu werden.

Bei der Bewertung eigener oder fremder Arbeiten wird
man um so treffender urteilen können, je deutlicher man in
dem Zweckprogramm der Aufgabe zu unterscheiden vermag,
inwieweit einerseits die Zwecke praktisch-sachlicher Art er-
füllt sein müssen und in welchem Umfang andererseits der
Betätigung künstlerischer Phantasie für Zwecke höherer Art
freier Spielraum gelassen werden darf. Dieses Sichbewußt-
werden der vorliegenden Forderungen, dieses Unterscheiden
der verschiedenen Werte, dieses Ordnen der zu erfüllenden
Zwecke in höhere und niedere, dieses Abwägen der Möglich-
keiten beim Zusammenfügen der Einzelheiten zum Ganzen —
kurz dieser Denk Vorgang wird neben oder mit der künst-
lerischen Phantasiearbeit zu einer unerläßlichen Bedingung;
und das um so mehr, als wir in unserem Beruf gezwungen
sind, dem Auftraggeber gegenüber sprachlich die Gültig-
keit, die Existenzberechtigung unserer Entwürfe rechtfertigen zu
können. Mit mathematischer Beweiskräftigkeit ist das freilich
nicht möglich und besonders in rein künstlerischer Beziehung
läßt sich das nie restlos durchführen; diese Einschränkung
entbindet uns aber keineswegs von der Arbeit des Sichklar-
werdens und des Denkens bei künstlerischer Arbeit und auch
nicht von dem Versuch und der Übung sprachlicher Aus-
drucksfertigkeit, um durch gegenseitigen Gedankenaustausch
unser künstlerisches Urteil klären und weiterbilden zu können.

_ v. Engelhardt.

Verschiedene Mitteilungen.

Zur Ausbildung der Gartenarchitekten. Herr Professor
Dr. Wieler hat in dem hochinteressanten Artikel „Studium für
Gartenarchitekten an der Technischen Hochschule zu Aachen"
mehrfach meine bekannten Bestrebungen nach Ausbildung der
Gartenarchitekten an den technischen Hochschulen anzuziehen
die Freundlichkeit gehabt; die Schriftleitung hat dazu in einem
Nachwort sehr richtig bemerkt, daß mir wohl ein ganz anderes
Ziel als der von Aachen eingerichtete Lehrplan vorgeschwebt
habe.

Ich begrüße natürlich dankbar diese neue Bildungsmög-
lichkeit als eine weitere Etappe des in Görlitz begonnenen
Siegeszuges, ich begrüße sie vor allem als deutlichen Beweis
dafür, daß die technischen Hochschulen mit nur wenigen
Kosten und Umständen die Ausbildung der Gartenkünstler über-
nehmen können; zur Vermeidung jeglichen Mißverständnisses
betone ich aber nachdrücklichst, daß ich die Ausbildung der
Gartenarchitekten auf den technischen Hochschulen von jeher
nur im Sinne einer vollgültigen Hochschulbildung erstrebt habe
und nur in dieser auch heute noch eine genügende künstlerische
und wissenschaftliche Schulung erblicke. Deshalb ist selbst-
verständlich die primitivste Forderung: zum mindesten 1 Lehr-
stuhl für Gartenkunst, dazu Vorlesungen über Technik der
Landschaftsgärtnerei und angewandte Pflanzenkunde. Ich bitte
hierzu meine Ausführungen in Nr. 1/09 der G. K. nachzulesen.

Singer.

Der Kursus für reifere Gartenarchitekten an der Kunst-
gewerbeschule zu Düsseldorf. Namen von gutem künstlerischen
Ruf waren es, die mich veranlaßten, den Kursus in Düssel-
dorf zu besuchen. Jenen Studienaufenthalt habe ich als beson-
ders nutzbringend empfunden, da ich in Celle ohne gebildeten
Fachgenossen bin. Es entsteht für die außerhalb der großen
Städte wohnenden Gartenarchitekten die Gefahr der fachlichen
Einseitigkeit. In fast keinem anderen Berufe ist es aber so
nötig, gewonnene Materialkenntnisse zu übermitteln. Wir
haben es in unserem Beruf mit einem so vielseitigen lebens-
vollen Material zu tun, welches im Wechsel der Jahreszeiten
und Jahre stets neue Werte hervorbringt. So waren die An-
regungen, durch das Thema „Die Verwendung der Pflanze
im Garten" besonders wertvoll. Ebenso hielt ich andere Vor-
träge für durchaus zeitgemäß.

Ich will aber hier nicht die einzelnen Themata besprechen,
sondern den Gesamteindruck wiedergeben.

Als besonders günstig erachte ich es, daß jene Kurse
nicht den Eindruck eines Unterrichtes hervorriefen. Der Vor-
tragende betrachtete sich vielmehr als Diskussionsleiter, der
den Anregungsstoff gab. So wurde manch vorgetragener
Gedanke berichtigt und neue hinzugefügt.

Entwerfen von Anlagen und Architekturzeichnen unter-
stützten diese Ausführungen. Man kann auch in der Garten-
kunst das künstlerische Schaffen und Gestalten nicht durch
das Anhören von Vorträgen allein lernen, sondern man muß
dies Gestalten in praktischen Übungen zeichnerisch betätigen.

Die Zeit hierzu war meines Erachtens viel zu kurz, um
etwas Ersprießliches zu schaffen. Will man neue Projekte
zeichnerisch durcharbeiten, so müßten die Kurse verlängert wer-
den. Andernfalls halte ich das Mitbringen von selbstentworfenen
Plänen und Detailzeichnungen von Seiten der Hörer für unbe-
dingt erforderlich. An Hand dieser Entwürfe können dann
zeichnerische Korrekturen vorgenommen werden.

Jene Tätigkeit in den Hörsälen, die durch abendliche
SpezialVorträge mit Lichtbildern erweitert wurde, fand eine
wesentliche Beihilfe durch die öfteren Exkursionen in der Stadt
und Umgebung. Hierbei wurden gewonnene Grundsätze im
Gelände besprochen und geklärt.

Ich halte jene Fortbildungskurse für durchaus wünschens-
wert, da sie dazu dienen sollen, Berufsfragen zu besprechen,
die in ihrer ganzen Bedeutung noch nicht allseitig zur rich-
tigen Erkenntnis gekommen sind.
 
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